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Ein Stück DDR-Geschichte in Potsdam: Kaufangebot: Investor will das Minsk retten

Filmcampus- und Heilstätten-Investor Kretzschmar hat sich um den Brauhausberg beworben. Wieso er das Minsk retten will.

Potsdam - Wieso soll das Minsk eigentlich weg, wenn am Brauhausberg ein neues Wohnviertel entsteht? Der Investor Jan Kretzschmar will beides miteinander vereinen: Den Erhalt des früheren Terrassenrestaurants und die von der Stadt gewünschte Wohnbebauung an der Stelle. Der 47-jährige Babelsberger, der mit seiner Firma KW Development (KWD) unter anderem die Entwicklung des Filmcampus Babelsberg, des Brunnenviertels in der Waldstadt oder der Beelitzer Heilstätten verantwortet, hat sich im Bieterverfahren um den Brauhausberg beworben und auch ein Nachgebot abgegeben.

Sein Angebot sieht eine Sanierung des Minsk vor, in dem dann zehn Wohnungen Platz finden würden. Die Architektursprache des von Karl-Heinz Birkholz entworfenen Gebäudes will er zudem für die geplanten Neubauten auf dem Areal aufgreifen. „Das Minsk hat eine moderne Formensprache und einen interessanten Baustil, der sich durchaus verkaufen lässt“, sagte Kretzschmar den PNN. Denkbar sei auch ein kleines Café im restaurierten Minsk, so dass es zumindest teilweise wieder öffentlich zugänglich wird.

Linke im Potsdamer Rathaus will das Minsk retten

Dass sich der Investor überhaupt zu Wort meldet, hat mit der wieder aufgeflammten Debatte um das Minsk zu tun. Wie berichtet hat die Linke-Fraktion im Stadtparlament einen Antrag für den Erhalt des Gebäudes gestellt. Den Stadtverordneten war im Hauptausschuss indes erklärt worden, dass die Stadtwerke dafür mehrere Millionen Einnahmeverlust hinnehmen müssten. Denn es gibt einen bislang unbekannten Investor, der die Rekordsumme von 27 Millionen Euro für die drei Grundstücke am Brauhausberg geboten hat – unter der Bedingung, dass das Minsk abgerissen wird. Das Rekordgebot liegt deutlich über den Erwartungen der Stadtwerke: Für alle drei Lose zusammen lag die Erwartung bei 8,7 Millionen, für das Minsk-Grundstück erwartete man 2,45 Millionen Euro. Die Entscheidung sowohl über den Linke-Antrag als auch über die Vergabe wird im April erwartet.

Auch Kretzschmar hat mehr Geld geboten: Etwa das Anderthalbfache der erwarteten Kaufpreises, wie er sagt. Die KWD habe sowohl ein Gebot für das gesamte Areal als auch eines nur für das Minsk-Grundstück abgegeben. Als er von dem Rekordgebot erfuhr, habe er die Sache für sich „eigentlich abgehakt“. Eine derart hohe Kaufsumme setze voraus, dass die Wohnungen preislich im Luxussegment landen würden. „Wir haben das an dieser Stelle einfach nicht gesehen: Der Brauhausberg ist keine Luxuswohngegend“, sagt er.

„Es ist ein Stück DDR-Geschichte“: Investor Kretzschmar hoff auf den Zuschlag

In der nun wieder aufgelebten Debatte um das Minsk macht Kretzschmar sich für den Erhalt stark – und hofft auf den Zuschlag. „Es ist ein Stück DDR-Geschichte“, findet der Investor. „Davon haben wir nicht mehr viel in Potsdam – und es wird immer weniger“, sagt er und verweist auf schon verschwundene Gebäude, den Abriss der Fachhochschule und die Diskussion um das Rechenzentrum. DDR-Architektur bestehe nicht nur aus den Plattenbauvierteln, betont er. Besondere Bauten wie das Minsk seien „genauso erhaltenswert wie die Architektur des 19. Jahrhunderts“. Auch persönliche Erinnerungen verbindet der 47-Jährige mit dem Ort – etwa an Tanzabende oder die Bockwurst nach dem Schwimmunterricht nebenan.

Dass das Minsk sich sehr wohl in die an der Stelle geplante Wohnbebauung integrieren kann, zeigen die von Kretzschmar vorgelegten Visualisierungen. Für die benachbarten Mehrfamilienhäuser greift die KWD vom Minsk etwa die typischen langen Balkone mit den Betonelementen auf. Das Minsk ist in diesem Entwurf kein Fremdkörper, sondern Herz eines neuen Ensembles.

„Was spricht also gegen den Erhalt des Minsk – außer das Geld?“

Auch das oft vorgebrachte Argument vom schlechten baulichen Zustand des Gebäudes will Kretzschmar nicht gelten lassen. Das Minsk sei sogar in relativ gutem Zustand. „Kommen Sie mal nach Beelitz-Heilstätten“, sagt der gelernte Baufacharbeiter: „Da sehen Sie, was schlechter baulicher Zustand ist.“ Der Investor hat in einem Gebäude in der ehemaligen Lungenheilanstalt bereits Wohnungen und Atelierräume eingerichtet und plant auf einem anderen Teil des Areals ein ganzes Stadtquartier für bis zu 3500 Bewohner (PNN berichteten).

Das Argument, dass man das Minsk mit der Neubebaung ohnehin nicht mehr sehen würde, weist Kretzschmar ebenfalls zurück. Vom Leipziger Dreieck, aber auch von der Straße "Brauhausberg" sei das Gebäude auch mit der Neubebauung zu sehen. Der KWD-Entwurf sieht zudem einen farblichen Akzent vor: Während die Neubauten in Grau-Weiß-Tönen geplant sind, soll das Minsk seinen originalen rötlichen Ockerton bekommen. „Was spricht also gegen den Erhalt des Minsk – außer das Geld?“, fragt er.

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Versöhnlich: PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz sieht erstmals Chancen für den Erhalt des Minsk. Ein Kommentar. 

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