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So sieht der Ohrenschoner aus.

© Sebastian Gabsch

Ehrenamtliches Engagement in Potsdam: Mit Ohrenschonern bequemer Maske tragen

Mitarbeiter des Wissenschaftsladens Potsdam wollen Maskenträgern das Leben erleichtern. Sie stellen Ohrenschoner her, die Wunden und Segelohren verhindern. Vor allem bei Pflegepersonal kommt das gut an. 

Von Birte Förster

Potsdam - Masken in allen Farben und Mustern sind für die meisten mittlerweile zum ständigen Begleiter geworden. Manche tragen sie immer mal wieder für ein paar Minuten im Bus oder in einem Geschäft, andere über Stunden bei der Arbeit. Nach mehreren Wochen Maskenpflicht offenbaren sich nun aber auch die Tücken des Mund- und Nasenschutzes. Vor allem die Ohren geraten bei ständigem Tragen in Mitleidenschaft, wie die ehrenamtlichen Mitarbeiter der machBar, die Werkstatt des Vereins Wissenschaftsladen Potsdam, von verschiedenen Seiten erfahren haben. „Die Ohren haben eine relativ hohe Belastung“, erklärt Mitarbeiter Martin Koll. Durch die Gummibänder würden manche wunde Ohren bekommen oder die Ohren würden unangenehm nach vorne geklappt. Er und seiner Mitstreiter haben daher einen Ohrenschoner entwickelt, um sie zu entlasten.

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Ein Versuch mit Pflegepersonal verlief erfolgreich

Dabei handelt es sich um breite Bänder in verschiedenen Formen und Farben, die um den Hinterkopf verlaufen und in die die Gummibänder der Masken eingehakt werden. Hergestellt werden sie aus Polylactiden (PLA), einer auf Milchsäure basierenden Alternative zu herkömmlichem Plastik, und werden mit einem 3D-Drucker gedruckt. Die Idee komme ursprünglich aus Spanien, erzählt Koll. Über eine internationale Plattform sei die 3D-Drucker-Community gut vernetzt. „Darüber bekommt man so etwas mit.“

In einem Projekt mit Pflegepersonal vom Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus seien die ersten Ohrenschoner ausprobiert worden. Die ersten Rückmeldungen seien sehr gut gewesen. „Wir schauen gerade, welche Version am sinnvollsten für deren Alltag ist“, sagt der 31-Jährige. Bislang haben etwa zehn Ehrenamtliche vom Verein etwa 450 Ohrenschoner hergestellt. 400 Stück sind bereits weg. „Anscheinend können die mehr Leute gebrauchen, als man denkt“, meint Koll.

Martin Koll hat die Ohrenschoner mitentwickelt.
Martin Koll hat die Ohrenschoner mitentwickelt.

© Sebastian Gabsch

Der Verein gibt die Ohrenschoner kostenlos ab

Als sinnvoll haben sich diese auch für Hörgeräteträger erwiesen. Es soll demnach vorkommen, dass sich der Sitz der Hörgeräte durch das An- und Abnehmen der Masken lockert und die empfindlichen Geräte dann zu Boden fallen. „Und dann finden manche die nicht wieder“, weiß Koll. Daher seien sie mittlerweile auch mit einem Potsdamer Hörgeräteakustiker im Gespräch, um die Ohrenschoner dort anzubieten. Bereits jetzt sind diese bei Schuhwa, einem Geschäft für orthopädische Schuhe, in der Karl-Liebknecht-Straße 3 in Babelsberg erhältlich. Wichtig sei es ihnen dabei vor allem, damit „Pflegekräfte zu unterstützen“. Daher hätten sie bereits einige davon an Potsdamer Krankenhäuser wie das Klinikum „Ernst von Bergmann“, das St. Josefs- Krankenhaus, das Oberlinhaus sowie an mobile Pflegedienste verteilt. Auch Berliner Krankenhäuser bekamen welche.

Die Ohrenschoner gibt der Verein kostenlos ab. Sie würden sich aber über Spenden freuen, sagt Koll. Interessierte könnten auch unter coronahilfe@wilap.de anfragen. Etwa 50 Exemplare haben sie noch zur Verfügung, stellen bei Bedarf aber weitere her. 

Die Mitarbeiter stellten auch Schutzvisiere für Krankenhäuser her

Für Koll ist der Ohrenschoner nicht das erste neue Produkt, das er und andere Ehrenamtliche des Wissenschaftsladens unter das Volk bringen. Seit sechs Jahren arbeitet er im Wissenschaftsladen und auch hauptberuflich beschäftigt er sich in seiner Tätigkeit in der Wirtschaftsinformatik der Universität Potsdam mit verschiedenen Innovationen. Sein Schwerpunkt ist die Bioökonomie. Zu Beginn der Coronakrise haben Mitarbeiter der machBar bereits Schutzvisiere hergestellt, um das Personal verschiedener Krankenhäuser für die Coronakrise zu wappnen. Nun arbeiten sie an einem größeren Projekt, das mal nichts mit Corona zu tun hat. Mit anderen Werkstätten in Brandenburg wollen sie den Strukturwandel in der Lausitz unterstützen, berichtet Koll. Ihr Ziel ist es, „die Innovationsfreude der Lausitzer zu begleiten“.

https://machbar-potsdam.de/

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