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Landeshauptstadt: Die Sensation im Fischkeller

Seit 50 Jahren verfügt das Potsdamer Naturkundemuseum über ein Aquarium, zum Jubiläum am 14. Februar lädt das Haus zur Besichtigung von Wels und Neunauge ein

Als ein neuer Wels 2001 ins Aquarium des Naturkundemuseums einzog, war die 13-jährige Anja begeistert. Dem Wels gefiel sein neues Quartier ebenfalls , auch er war ein Teenager , rund 15 Jahre alt. Inzwischen sind beide erwachsen geworden, Anja ist seit ihrer ersten Begegnung mit dem Wels Weline – den Namen gaben der Fischfrau die Museumsbesucherkinder – nur noch zehn Zentimeter gewachsen. Weline hat dagegen noch einmal 40 Zentimeter zugelegt und ist jetzt 1,70 Meter lang. Trotzdem ist Weline mit der Größe ihres Aquariums zufrieden. „Welse brauchen wenig Platz und hören irgendwann auf mit dem Wachsen, wenn es zu eng wird“, sagt Museumsdirektor Detlef Knuth, der seine Doktorarbeit über das Verhalten von Fischen schrieb. „Weline wird noch den nächsten Direktor überleben“, sagt der Museumschef und lacht – er selbst wird 2016 in Rente gehen. Welse können bis zu 80 Jahre alt werden. Weline könnte also noch recht lange Besucherliebling bleiben.

Den größten Aufruhr in der 50-jährigen Geschichte des Aquariums, die am 14. Februar offiziell gefeiert wird, hat allerdings ein anderer Bewohner erzeugt: ein Neunauge. Das ist eigentlich kein Fisch, sondern eine eigene Gattung, sozusagen die Urform aller Fische. Neunaugen leben in ihrer Fischform nur kurz, um Eier zu legen, und sie waren jahrzehntelang fast völlig ausgestorben. Deshalb war es eine Sensation, als Ende Januar 1989 einem Fischer nach 30 Jahren ein Neunauge ins Netz ging und er es dem Naturkundemuseum schenkte. Es bildeten sich Schlangen von Besuchern, die alle den 90 Zentimeter großen Urbewohner der Meere, der zum Laichen in die Flüsse aufsteigt,sehen wollten. Zurzeit sind Larven des Neunauges im Schlamm der Aquarienbecken abgetaucht. Wann sie jedoch in ihrer aalartigen Form auftauchen, ist ungewiss.

Auch andere Aquarienbewohner machen sich manchmal rar, besonders wenn es nachtaktive Tiere sind. Doch bei etwa 45 Arten, die das Naturkundemuseum hält, gibt es immer etwas zu sehen. Und so wird von den über 1000 Besuchern, die das Haus während der Veranstaltung „Potsdam im Licht“ bei freiem Eintritt stürmten, wohl mancher wiederkommen.

Mit den Besucherzahlen ist Knuth zufrieden. Knapp 20 000 kamen im vergangenen Jahr, 2000 Gäste mehr als 2013. Eine Museumslehrerin, die in diesem Jahr ihren Dienst antritt, wird nun auch noch die Verbindung zu den Schulen aktivieren. Mit allen Wanderausstellungen hatte das Naturkundemuseum 48 000 Gäste .

Dabei war aller Anfang schwer, gerade beim Aquarium. Der damalige Museumschef Manfred Feiler wollte unbedingt einige lebende Fische halten, weil es sehr wenig ausstellbare Fischpräparate in den 1960er-Jahren gab. Er begann 1965 die eher museumsuntypische Haltung in drei kleinen Becken. 1983 gab es dann grünes Licht, ein Schauaquarium einzurichten, und Knuth, damals noch Museumsmitarbeiter, sorgte dafür, dass es diesen Namen auch verdiente. Das Problem war, dass in der DDR keine großen druckfesten mehrlagigen Scheiben hergestellt werden konnten, die größer als ein Meter mal 60 Zentimeter waren. „Das wären Guckkästen geworden“, meint Knuth. Erst über Umwege und das mit Devisen ausgerüstete Flachglaskombinat Torgau gelang es, größere Scheiben im Westen zu kaufen. So konnte auch Welines Becken mit einem Fenster von 3,65 mal einem Meter ausgerüstet werden. Fische können sich nun in 22 Becken mit insgesamt 36 000 Litern Wasser tummeln.

Eine Zäsur gab es noch einmal, als das Museumshaus in der Breiten Straße von Grund auf saniert und von 1997 bis 2001 geschlossen werden musste. Für die Fische hieß das aus- oder umziehen, zum Teil in Zoos, zum Teil in die freie Wildbahn. Welines Vorgänger zum Beispiel bekam Asyl in einem See und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Das Aquarium wurde 2001 um einen Raum vergrößert, heute kümmern sich drei Fachleute um die Fische, deren Bestand aktuell wieder aufgestockt wird. „Vergrößern können wir das Aquarium unter den gegebenen Umständen nicht“, sagt Knuth. „Höchstens im Neubau.“ Die Idee, dass das Naturkundemuseum Zuwachs durch ein Wissenschaftsschaufenster bekommt, hat er trotz knapper Kassen noch nicht aufgegeben.

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