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Landeshauptstadt: Die ersten Flüchtlinge ziehen ein Staudenhof-Wohnprojekt startet am 1. Juni

Innenstadt/Stern - Am 1. Juni ziehen die ersten Flüchtlinge in den Staudenhof am Alten Markt ein.

Innenstadt/Stern - Am 1. Juni ziehen die ersten Flüchtlinge in den Staudenhof am Alten Markt ein. Für sie stünden dann neun Wohnungen bereit, sagte Sozialbereichsleiterin Anke Latacz-Blume bei einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend. Am 1. Juli könnten weitere vier Wohnungen bezogen werden, die anderen folgten sukzessive. Insgesamt will die Stadt 23 Wohnungen im Staudenhof für Flüchtlinge zur Verfügung stellen – statt sie in Gemeinschaftsunterkünften wie am Schlaatz unterzubringen.

Das Modell wird bereits in Potsdam-West praktiziert. Dort wohnen Flüchtlinge seit Ende vergangenen Jahres mit Potsdamern Tür an Tür. Aus Sicht der Stadtverwaltung ein Erfolgsmodell, das nun auch auf den Staudenhof übertragen werden soll. Doch nicht alle Bewohner des DDR-Wohnblocks in der Innenstadt sind von dieser Idee begeistert. „Wird denen denn beigebracht, was man in Deutschland unter Zucht und Ordnung versteht?“, fragte etwa eine ältere Anwohnerin. Eine Mittfünfzigerin wollte außerdem wissen, inwiefern die Ankommenden auf ihre Gefährlichkeit geprüft würden. Andere Besucher der Veranstalter versprachen aber auch Spenden, Vertreter der benachbarten Fachhochschule kündigten zudem Projekte für die Neuankömmlinge an.

Konkret geht es um Menschen, die nach Deutschland geflohen sind und dann in der zentralen Aufnahmestelle des Landes für Flüchtlinge in Eisenhüttenstadt untergebracht werden. Von dort werden sie auf ganz Brandenburg verteilt, Potsdam muss in diesem Jahr 279 von ihnen aufnehmen. Wie in Potsdam-West sollen auch die Flüchtlinge im Staudenhof durch einen sozialen Träger betreut werden. Diese Aufgabe wird der Verein Soziale Stadt übernehmen, der eine der Wohnungen als Büro nutzen wird. Diese soll auch als Anlaufstelle für die alteingesessenen Bewohner gelten. Außerdem soll im Eingangsbereich eine Pförtnerstelle eingerichtet sowie nachts ein Wachdienst beschäftigt werden.

Ein dritter sogenannter Wohnungsverbund entsteht bis Ende des Jahres im Stadtteil Am Stern. In der Grotrianstraße lässt die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Pro Potsdam derzeit einen Neubau errichten, der zunächst vollständig von Flüchtlingen bewohnt werden soll. 16 Zwei-Zimmer-Wohnungen und vier Drei-Zimmer-Wohnungen werden dort zur Verfügung stehen.

Dort regt sich teils massiver Widerstand. So haben Anwohner sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gewandt, in dem sie vor allem Sorge um ihre Sicherheit äußern. Außerdem unterstellt der Verfasser des Schreibens, dass es sich teils nicht um „echte Verfolgte“, sondern um Wirtschaftsflüchtlinge handele, die untergebracht werden sollten. Stattdessen schlägt er eine Verteilung der Flüchtlinge auf viele einzelne Wohnungen oder eine konzentrierte Unterbringung am Stadtrand vor. Ein solcher zentraler Standort könne auch besser gesichert werden.

Der Potsdamer Migrantenbeirat teilte daraufhin mit, dass die Verfasser des Briefs an einem Zusammenleben in interkultureller Umgebung im Wohngebiet offenbar nicht interessiert seien. „Wir sind jedoch nach wie vor der Meinung, dass nur miteinander und nicht gegeneinander die Nachbarn im Wohngebiet ihre Probleme lösen können.“K. Wiechers

K. Wiechers

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