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(Symbolbild)

© dpa

Die Corona-Lage in Potsdam am Montag: Kitas wohl bald stadtweit dicht - und kaum Gottesdienste zu Weihnachten

Die steigenden Corona-Werte in Potsdam schränken das Gemeindeleben der Kirchen ausgerechnet zu Weihnachten stark ein. Rund 1000 der 1300 Quarantäne-Fälle in Potsdam betreffen Kinder und Jugendliche

Potsdam - Angesichts der steigenden Corona-Zahlen müssen sich Potsdamer Eltern darauf vorbereiten, dass das Rathaus nach den Ferien auch die mehr als 100 Kitas schließt. Am Montagabend veröffentlichte die Stadtverwaltung aktuelle Statistiken aus dem Kita-Bereich, die die Dynamik der Lage kurz vor Ferienende zeigen. Demnach sind aktuell kurz vor Weihnachten 1049 Kita- und Schulkinder in Quarantäne – von insgesamt 1328 Potsdamern, die isoliert zu Hause bleiben müsse. Betroffen seien dutzende Kitas und auch Schulen, hieß es aus Rathauskreisen – wobei es vor allem Kitas sind. Das Infektionsgeschehen sei „diffus“, also für die Gesundheitsbehörde schwer nachvollziehbar, hieß es weiter.
Angesichts der Fallzahlen denkt die Rathausspitze nun ernsthaft über Kitaschließungen ab dem 4. Januar nach. Das sei auf Basis einer Allgemeinverfügung und nach Rücksprache mit dem Land möglich, hatte eine Rathaussprecherin schon vergangene Woche bestätigt. Wie berichtet hat die Stadt unter www.potsdam.de bereits vorsorglich Anträge auf eine Notbetreuung veröffentlicht, diese würde dann für Eltern aus systemrelevanten Berufen gelten, etwa aus dem Gesundheitswesen. Das Land Brandenburg will bisher nur Horte und Grundschulen ab dem 4. Januar geschlossen halten, auch die Schließung ist mit einer Notbetreuung verbunden. Dafür hätten schon 150 Eltern entsprechende Anträge gestellt, hieß es.

Die meisten Weihnachtsgottesdienste fallen aus

Zugleich fallen angesichts der Pandemie-Lage die meisten Weihnachtsgottesdienste in Potsdam aus oder können nur mit erheblichen Einschränkungen stattfinden. „Der größte Teil der Gemeinden bietet an Heiligabend keinen Präsenzgottesdienst an“, teilte Superintendentin Angelika Zädow am Montag nach erneuten Beratungen der Kirchengremien mit. Ihr Kirchenkreis umfasst 20 evangelische Gemeinden in der Region und hat insgesamt 25 000 Mitglieder. Zädow sagte, nur noch in zwei Gemeinden, in der Sternkirche und in der Nagelkreuzkapelle am Standort der Garnisonkirche, fänden noch „sehr kleine Formate statt, die unter strengen Auflagen durchgeführt werden“. So sei dort eine Teilnahme ausschließlich nach vorheriger Anmeldung möglich. „Auch diese stehen bis Mittwoch unter Vorbehalt“. Auf die Feier von großen Gottesdiensten müsse man verzichten. „Das trifft die Gemeinden hart“, so Zädow. Deshalb setze man in den Gemeinden nun auf alternative Formate: So würden die Kirchen für ein persönliches Gebet an der Krippe, den Empfang des Segens und seelsorgliche Gespräche geöffnet. Ferner biete man aufgezeichnete Gottesdienste im Internet an – zum Beispiel wird die Erlöserkirche in der Brandenburger Vorstadt eine feierliche Christvesper aus dem Gotteshaus senden. Auch die Stiftung Garnisonkirche verwies auf Andachten, Lesungen und Musik auf ihrer Internetseite. „Briefe an die Gemeindeglieder mit Andachten am Küchentisch werden verschickt, Weihnachtstüten mit kleinen Überraschungen verteilt“, zählte Zädow eine weitere Variante auf. Details sind im Internet unter www.evkirchepotsdam.de im Terminbereich aufgelistet. Vergangene Woche hatte bereits Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) angekündigt, für von den Kirchen angemeldete Freiluft-Gottesdienste keine Genehmigung erteilen zu wollen – auf Veranstaltungen in Gotteshäusern hat die Stadt aber keinen Zugriff. Hier gilt die Eindämmungsverordnung des Landes, wonach Gottesdienste in eigener Verantwortung möglich sind – wenn zum Beispiel gelüftet wird sowie der Gesang unterbleibt.

Propst empfiehlt Gottesdienst zu Hause

Einschränkungen gibt es auch bei der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul. Deren Propst Arnd Franke schrieb den rund 7000 Mitgliedern, angesichts der besorgniserregend hohen Zahlen könne jeder helfen, „wenn Sie sich dieses Jahr entscheiden, zu Hause einen Gottesdienst über die Medien mit zu feiern oder als Hausgottesdienst selbst gestalten.“ So werde die Christmette ab 19 Uhr im Livestream übertragen. Allerdings finden in der Peter-und-Paul-Kirche am Bassinplatz auch vier Präsenzgottesdienste statt, für die man sich per Internet vorher anmelden muss. Dabei gelte Maskenpflicht und zwei Meter Abstand zwischen den Gästen. Ferner sollen die Gottesdienste nicht länger als 45 Minuten dauern, so Pfarrer Franke.

Neue Höchstwerte in Potsdam

Am Montagmorgen hatte die Stadt einen neuen Corona-Höchstwert bei der Sieben-Tage-Inzidenz melden müssen – dieser liegt nun bei 241,8 Infektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Am Sonntag lag dieser Wert bei 237,9, vor einer Woche bei noch 143,6. Konkret kamen 26 Neuinfektionen hinzu, acht mehr als vor einer Woche. Aus dem Rathaus hieß es, auch in den nächsten Tagen gehe man von weiter steigenden Werten aus. Betroffen sind aktuell auch neun Senioreneinrichtungen mit unterschiedlich starken Ausbrüchen.
Auch die Corona-Lage in den Kliniken der Stadt entspannt sich nicht. Stand Montagmorgen befanden sich 87 Patienten in Zusammenhang mit Covid-19 im Bergmann-Klinikum und im Krankenhaus St. Josefs – sechs mehr als 24 Stunden zuvor. 15 Corona-Patienten mussten intensivmedizinisch betreut werden, das zumindest waren zwei weniger als am Sonntagmorgen. Am Samstag hatten die beiden Kliniken einen Hilferuf gestartet, um schnell neues Personal einstellen zu können.

Feuerwerkverbot noch diese Woche

Unter Druck steht auch das Ordnungsamt, dass die zuletzt deutschlandweit verschärften Corona-Regeln kontrollieren soll. Ein Stadtsprecher sagte den PNN, man setze zwar „auf das Verständnis der Bürger und die Eigenverantwortung“. Gleichwohl sei die Behörde auch über die Feiertage erreichbar. „Die Kontrollteams arbeiten am absoluten Limit.“ Für Silvester will die Stadt noch vor Weihnachten ein Verbot zum Abbrennen von Feuerwerken und Böllern für ganz Potsdam erlassen, teilte das Rathaus mit.

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