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Der Potsdamer Fotograf Steven Ritzer im Porträt: Momente festhalten

Der Fotograf Steven Ritzer hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Beim Pfingstberg-Fotowettbewerb ist er unter den Preisträgern gelandet. Ab heute ist sein Motiv in einer Ausstellung im Potsdamer Hauptbahnhof zu sehen.

Was für ein Kuss, was für eine Kulisse: Auf einem der beiden Türme des Belvedere-Schlosses auf dem Pfingstberg steht das Brautpaar, eng umschlungen, ein intimer, ungestellter Moment vor dem gewaltigen Panorama der grünen Havellandschaft. Eingefangen hat ihn der Potsdamer Fotograf Steven Ritzer, bei einer Hochzeit im Mai dieses Jahres. Mit seinem Bild beteiligte er sich am diesjährigen Fotowettbewerb des Fördervereins Pfingstberg – und hat den dritten Platz belegt. Ab dem heutigen Montag ist sein Foto gemeinsam mit 19 weiteren von der Jury ausgewählten Bildern in den Potsdamer Bahnhofspassagen zu sehen.

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Die Fotografie, das war für Steven Ritzer lange Zeit „nur“ ein Hobby. In Ludwigsfelde geboren und aufgewachsen, lernte er zunächst Fachkraft für Lagerlogistik. Rund 16 Jahre lang verkaufte er Autoteile und Ersatzteile im Potsdamer Autohaus Sternagel. Und fotografierte nebenbei. Erst eher Architektur, Stillleben. „Aber irgendwann hat mir dabei der Reiz gefehlt“, erzählt der 32-Jährige, der mit seiner Freundin und zwei Hunden heute im Kirchsteigfeld lebt. Er probierte sich mit Porträtfotografie aus und bekam erste Aufträge, für Hochzeiten. „Schwester, Bruder, eine Freundin – und dann ging es immer weiter“, sagt Ritzer.

Er fasste einen Entschluss: "Jetzt oder nie"

Seit rund acht Jahren verfolgt er sein Hobby ernsthafter, verdiente sich zunächst neben seinem Job im Autohaus in der „Hochzeitssaison“ etwas dazu. Anfang dieses Jahres wagte er schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. „Jetzt oder nie“, sagt Steven Ritzer.

Er habe sich die Entscheidung nicht einfach gemacht: „Aber am Ende hat mich die Auftragslage überzeugt.“ Und sollte es wirklich nicht klappen, dann würde er als Fachkraft mit Erfahrung jederzeit in seinen früheren Beruf zurückkehren können, glaubt er. Er startete mit einem Büro und Studio unweit des Stadthauses in der Friedrich-Ebert-Straße.

Im Studio ist Steven Ritzer aber eher selten. Der Autodidakt fotografiert am liebsten draußen. Nicht nur die Hochzeitspaare. Es geht ihm nicht um traditionelle Hochzeitsfotos, sondern um Stimmungen, um die Menschen, an denen er nah dran sein will. „Ich will Momente festhalten“, sagt Ritzer. Und neue Blickwinkel entdecken: „Dafür muss man sich nur ein bisschen bewegen – und sich auch mal in einem Busch stellen“, erklärt er und lächelt. Unter dem Namen „Herzklopfreportagen“ sind die Hochzeitsbilder auf seiner Webseite und beim Fotonetzwerk Instagram zu sehen.

Auf Instagram ist auch sein Account "Potsdamagram" bekannt

Dort ist der Potsdamer äußerst erfolgreich. Rund 12 600 Menschen folgen seinem Konto, weitere gut 5200 abonnieren den von ihm betriebenen Kanal „Potsdamagram“. Dort teilt er Bilder aus seiner Wahlheimat, Potsdam. Zum Beispiel von seinem Lieblingsort, dem Park Babelsberg, wo er oft unterwegs ist, nicht nur zum Sonnenuntergang am Flatowturm. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich dort wieder etwas Neues entdecke“, erzählt er. Vor einigen Tagen organisierte er einen „Instawalk“ durch Potsdam, lud also andere Fotografen zum gemeinsamen Entdecken ein – bei einem Spaziergang von der Freundschaftsinsel zum Turm des Heiliggeist-Stifts und dann zum Sonnenuntergang auf den Brauhausberg. Anschließend wurden die Fotos unter demselben Hashtag hochgeladen. Mit solchen Aktionen erreicht man bei Instagram noch mehr Menschen, erklärt Ritzer.

Zum Netzwerken sei das Fotoportal sehr wichtig, sagt der Fotograf. Rund 20 Nachrichten erreichten ihn dort täglich, auch Kunden haben ihn auf diesem Weg kontaktiert. Ritzer fotografierte unter anderem für eine Outdoor-Kleidermarke oder einen Uhrenhersteller. „Wenn man gute Arbeit abliefert, kommen sie wieder“, sagt er. Auch das Potsdamer Rathaus kann er mittlerweile zu seinen Kunden zählen und die mit dem städtischen Tourismusmarketing beauftragte Potsdam Marketing und Service GmbH.

Sieben Kameras nennt er sein Eigen

Ritzer fotografiert fast ausschließlich digital. Sieben verschiedene Kameras besitzt er, jede hat ihre Stärken, erzählt er. Manchmal kommt auch einfach das iPhone zum Einsatz. Auch wenn er beim Fotoshooting selbst gern spontan ist, verwendet er doch viel Zeit für die Planung vorab. „Man muss zum Beispiel genau wissen, zu welcher Zeit die Sonne wie steht“, erklärt er. Auch nach dem Shooting ist noch einiges im Büro zu tun: Die Bilder müssen am Computer gesichtet, ausgewählt und bearbeitet werden. „Da können schon mal zwei Stunden für ein Foto draufgehen“, sagt Ritzer.

So viel Sorgfalt macht sich bezahlt. Beim Online-Fotodienst EyeEm, wo der Potsdamer sogar mehr als 15 000 Abonnenten zählt, wurde Steven Ritzer 2016 zum „Fotografen des Jahres“ in der Kategorie Outdoor gewählt, wie er berichtet. Sein Foto war dann bei einer Ausstellung zu sehen, die in New York eröffnet wurde und um die Welt tourte. Sein Siegerfoto von damals ist an einem Wintertag im Harz entstanden: Zu sehen sind fast bildhohe verschneite Tannen und eine große orangefarbene Rauchwolke. Erst beim zweiten Hinschauen entdeckt man den Mann, der die Rauchbombe in der Hand hält. Es war ein Foto, bei dem Planung und das Spontane Hand in Hand gingen. Die Rauchbombe hatte er dabei, der Schnee kam als Geschenk dazu. Am Rande einer Bundesstraße musste er dann einfach anhalten. „Es hatte frisch geschneit – das sah einfach cool aus.“ Also hat er Kamera und Stativ aus dem Auto geholt. Und abgedrückt.

Ausstellungseröffnung in den Bahnhofspassagen ist am heutigen Montag, 14 Uhr. Zu sehen sind die Bilder bis 11. August.

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