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Der Einzelhandel in der Landeshauptstadt: Potsdam wird zum Handelsmagneten

Erstmals seit der Wende zieht der Einzelhandel mehr Kaufkraft an, als die Landeshauptstadt hat – aus dem Umland und Berlin.

Potsdam - Für den Potsdamer Handel kommt die Entwicklung einer Sensation gleich: Zum ersten Mal seit der Wende wird in den Geschäften der Landeshauptstadt mehr Geld ausgegeben, als theoretisch an Kaufkraft in Potsdam zur Verfügung steht. Das geht aus dem Zwischenbericht für das Einzelhandelskonzept der Stadt Potsdam hervor. Demnach sind erstmals seit 1990 die Umsätze der Potsdamer Händler höher als die ebenfalls gestiegene heimische Kaufkraft der Potsdamer. Die Trendwende im Potsdamer Einzelhandel wurde maßgeblich befeuert durch die steigenden Besucherzahlen, aber auch die gewachsene Attraktivität für Kunden aus dem Umland.

Der Einzelhandel in Potsdam erlebt derzeit einen kräftigen Boom, das wachsende Potenzial der Stadt zieht jetzt auch große Ketten an. Zwei Jahrzehnte lang hatten die Einzelhändler in der Stadt an der Nähe zu Berlin gelitten. Nun zögen die Potsdamer Geschäfte Käufer aus dem Umland und teilweise aus Berlin an, sagte Wolfgang Cornelius, Vorsitzender der Händlervereinigung AG Innenstadt, den PNN.

Die Trendwende ist jetzt auch statitistisch in dem von der Stadt in Auftrag gegebenen Zwischenbericht für das Einzelhandelskonzept nachgewiesen worden. Konkret geht es um die sogenannte Zentralitätskennziffer, mit der die Sogwirkung einer Stadt als Einkaufsort gemessen wird. Sie gibt das Verhältnis aus dem Umsatz des Einzelhandels und der vor Ort vorhandenen einzelhandelsrelevanten Kaufkraft an. Bei einem Wert von über 100 Prozent zieht die Stadt mehr Kaufkraft an, als die Potsdamer eigentlich haben. Das ist nun nach den Statistiken im Zwischenbericht erstmals der Fall. Darin wird die Zentralitätskennziffer mit 108 Prozent angegeben, wie Cornelius den PNN bestätigte. Das bedeutet, dass die Umsätze, die der Potsdamer Einzelhandel erzielt, acht Prozent über der hiesigen Kaufkraft liegen. Im Jahr 2006 lag die Kennziffer für Potsdam noch bei 90 Prozent, ein Zehntel der Kaufkraft der Potsdam ging dem Einzelhandel verloren, unter anderem an Berlin. Mit der neuen Entwicklung überholt Potsdam nun die Bundeshauptstadt. Dort liegt die Kennziffer bei 106 Prozent.

Potsdam landet damit im Mittelfeld. Spitzenreiter in Deutschland sind nach einem Ranking des Marktforschungsinstituts GfK Städte in Bayern wie Straubing und Passau mit Zentralitätskennziffern von bis zu 220 Prozent. In der thüringischen Stadt Jena, die ähnlich wie Potsdam eine Boom-Stadt ist, liegt der Wert der Einzelhandelszentralität bei 115 Prozent. Großstädte wie Hamburg erreichen 112 Prozent, München 117 Prozent und Düsseldorf 122 Prozent.

Auch die Potsdamer Stadtverwaltung spricht angesichts der positiven Entwicklung von einer Trendwende. Einen wesentlichen Beitrag zum Aufschwung des Potsdamer Einzelhandels habe der gewachsene Zustrom an Touristen geleistet, sagte Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs den PNN. Im vergangenen Jahr hatte die Landeshauptstadt einen Rekord bei den Tagesbesuchern und erstmals auch mehr als eine Million Übernachtungsgäste verzeichnet.

Zudem können die Potsdamer selbst mehr ausgeben. Ihre Kaufkraft ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. In den vergangenen zehn Jahren ist sie um fast 4000 Euro auf 19575 Euro gestiegen. Unter allen Landeshauptstädten in Ostdeutschland ist das zwar ein absoluter Spitzenwert, nirgendwo in der ganzen Bundesrepublik ist der Anstieg so hoch. Dennoch erreicht selbst Potsdam bei der Kaufkraft noch nicht den deutschlandweiten Durchschnitt. (mit axf)

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