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Die Stadtverwaltung will die Biosphäre sanieren und umbauen.

© Andreas Klaer

Debatte um Biosphäre in Potsdam: Heuer will „bürgernahe Variante“

Das Rathaus sieht die Idee einer entkernten Tropenhalle für Freizeit und Sport kritisch - der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung widerspricht.

Potsdam - Die Auseinandersetzungen um die Zukunft der Biosphäre gehen in die nächste Runde. Das Rathaus hat nun einen Vorschlag des SPD-Stadtverordneten Pete Heuer zurückgewiesen. Der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung hatte angesichts der hohen Kosten für Umbau und Sanierung die Überlegung angestellt, die seit Jahren defizitäre Tropenhalle im Bornstedter Feld zu entkernen und nur noch das Dach stehen zu lassen, um darunter Sport- und Freizeitnutzungen für den schnell gewachsenen Stadtteil zu etablieren.

Stadtsprecherin Christine Homann sagte den PNN nach tagelanger Prüfung auf Anfrage, man habe 2016 und 2017 diverse Sport- und Freizeitvarianten zur Nachnutzung der zur Bundesgartenschau 2001 errichteten Halle geprüft. Das Ergebnis sei stets gewesen, dass nach millionenschweren Investitionen die Einnahmen trotzdem so gering ausgefallen wären, dass sich der Zuschussbedarf durch die Stadt weiter erhöht hätte. Schon jetzt zahlt die Kommune pro Jahr mehr als 1,5 Millionen Euro für den Betrieb der einst als Touristenattraktion erdachten Anlage.

Biosphäre wäre keine touristische Destination mehr

Mit dem neuen Vorschlag eines „übergroßen Dachs ohne energetische Betriebskosten“ wäre die Biosphäre dann aber keine touristische Destination mehr, sagte die Sprecherin. Die Folge: Alle Aufwendungen, die sich aus dem Erhalt dieser Überdachung ergeben, müssten aus dem städtischen Haushalt refinanziert werden, da es auch keine Einnahmen mehr gäbe. Und es gäbe trotzdem stets anfallende Kosten, unter anderem die Reinigung, die Pflege der Außenanlagen, die Schnee- und Eisbeseitigung, die Versicherung sowie die grundlegende Instandhaltung. 

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„Dadurch fallen Kosten an, mehrere 100.000 Euro im Jahr allein für den Hallenkörper, auch wenn dort eine Sport- und Freizeitnutzung vorgesehen ist“, sagte Sprecherin Homann. Außerdem entstünden auch hier Kosten für Sanierung und Umbau der Biosphäre. „So ist der Boden der Halle aktuell nicht auf einer Höhe, sondern hat eine Steigung, was beispielsweise umgebaut werden müsste.“ Des Weiteren würden für ein Freizeit- und Sportangebot Personalkosten entstehen. „Demgegenüber ist hier die Frage zu stellen, wie groß der Nutzen für den Stadtteil und Potsdam insgesamt wäre“, so die Sprecherin.

Die Hallenhülle muss erneuert werden

Die Bauverwaltung und Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) wollen ihre jetzigen Pläne von den Stadtverordneten genehmigen lassen. Wie berichtet soll die für knapp 30 Millionen Euro errichtete Tropenhalle ab 2025 für mindestens 18 Millionen Euro zu einer Freizeit- und Klimabildungsstätte umbauen. Hinzu kämen weitere drei Millionen Euro für die Sanierungszeit ohne Einnahmen.

Die hohen Kosten sind nach PNN-Informationen auch durch die nötige Fassadensanierung bedingt - die Hallenhülle muss erneuert werden. Schon vor fünf Jahren war hier von Kosten in Höhe von 6,5 Millionen Euro die Rede, der Zustand seitdem hat sich nicht verbessert. Daher sei auch jetzt eine Entscheidung nötig, hieß es von Verfahrensbeteiligten - sonst könnte irgendwann in den nächsten Jahren die Situation eintreten, dass es für bestimmte Hallenbereiche zu hohe Sicherheitsrisiken gebe. 

Stadt peilt wieder mehr als 200.000 Besucher an

Stadtsprecherin Homann sagte, mit diesen Plänen werde man die Besucherzahlen wieder auf mehr als 200.000 heben. Zugleich werde die Halle durch eine geplante Verknüpfung mit dem Volkspark samt Spielplatz und gastronomischen Angeboten auch einen großen Nutzen für die Anwohnerschaft haben.

Heuer ist davon nicht überzeugt. „Ich stelle mir die Frage, ob es in einem Wohngebiet mit 14.000 Menschen kommunale Aufgabe ist, einen überregionalen Publikumsmagneten mit millionenschwerer öffentlicher Förderung zu betreiben oder ob es kommunale Pflichtaufgabe ist, Flächen für Sport, Spiel und Freizeit sowie Stadtteilarbeit, Jugendfreizeitgestaltung und ältere Menschen vorzuhalten.“ 

Ferner seien beim damaligen Variantenvergleich „überteuerte Ideen wie eine Eissporthalle, Schwimmhalle oder die teuersten Beachvolleyballplätze der Welt“ geprüft worden, erinnerte Heuer. Daher sei es nun an der Zeit, „eine bürgernahe Variante durchzurechnen, die das unternehmerische Risiko minimiert“. Die Idee einer offenen Halle habe es auch schon beim städtischen Betreiber gegeben, allerdings sei das ohne erkennbare Gründe nicht weiter verfolgt worden, so Heuer.

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