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DDR-Architektur: Accor verhandelt über Mercure-Hotel

Das Rathaus will den Abriss des Hotels „Mercure“ in der Potsdamer Innenstadt vis á vis des neuen Landtagsschlosses. Weitere neun Gebäude stehen zur Disposition.

Potsdam -  Das geht aus einem Positionspapier der Bauverwaltung unter Führung von Matthias Klipp (Bündnisgrüne) hervor, das Klipp am Mittwoch vor Journalisten vorstellte.

In der Vorlage zum Umgang mit DDR-Architektur in der Landeshauptstadt werden zehn Potsdamer Gebäude aufgelistet, die Klipp zufolge zur Disposition stehen, „weil sie in einer bestimmten Zeit ganz bewusst gegen den Stadtgrundriss gebaut wurden“. Auch das Hotelhochhaus in der Mitte steht auf dieser Liste. Als „Höhendominante“ errichtet, sprenge das Hochhaus die Potsdamer Maßstäbe. Bestehe die Möglichkeit, die Proportionen in der Mitte und im Umfeld des Landtagsschlosses wiederherzustellen, „sollte die Chance auch ergriffen werden“, zitierte Klipp die Stadtverordnetenvorlage. Mit anderen Worten: Die Stadtverwaltung befürwortet den Abriss des 1969 eingeweihten 17-Geschossers.

Klipp erklärte weiter, dass der Betreibervertrag zwischen dem Gebäudeeigner, der Investmentgesellschaft Blackstone, und dem Hotelbetreiber Accor beendet sei. Accor-Sprecher Michael Kirsch präzisierte gegenüber den PNN, dass der Vertrag zum 31. Dezember diesen Jahres ende. Über die Frage, wie es danach weitergeht, sei Accor mit dem Hauseigentümer „in sehr konstruktiven Gesprächen“. Kirsch: „Wir haben noch neun Monate Zeit.“ Accor habe sich für diese Gespräche bewusst viel Zeit genommen, weil Potsdam „ein wichtiger Standort ist für Mercure“. Kirsch skizzierte die möglichen extremen Szenarien, innerhalb derer die Lösung gefunden werde: Die Gespräche könnten mit einem Auszug des „Mercure“-Hotels enden – „oder alles läuft genauso weiter wie jetzt“. Der Accor-Sprecher lobte die „sehr exponierte Lage“ des Mercure-Hotels. Auf die Frage nach einem Hotelneubau im Zuge der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte sagte Kirsch salomonisch: „Wenn es in einer Stadt Entwicklungen gibt, schaut sich das jeder Hotelkonzern sehr genau an.“

Der Baubeigeordnete sieht seine Mitteilung an die Stadtverordneten als Beitrag zur aktuellen Debatte in Potsdam zur Frage der Erhaltung von DDR-Architektur. Potsdam habe einen vergleichsweise hohen Anteil an denkmalgeschützter Architektur, die zwischen 1949 und 1989 errichtet wurde. 18 Gebäude aus der DDR-Zeit seien geschützt, darunter das Café „Seerose“ des Schalenbau-Pioniers Ulrich Müther. „Ein Abriss wie beim ,Ahornblatt’ in Berlin droht in Potsdam nicht“, erklärte Klipp. Ebenso geschützt sei das heute von der Universität Potsdam genutzte ehemalige Kulturhaus des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit in Golm – für Klipp Beleg dafür, wie „unverkrampft und unideologisch mit DDR-Architektur in Potsdam umgegangen wird“.

Jedes Bauwerk dieser Zeit müsse sich messen lassen an dem Anspruch, der in Potsdam an jede Architektur gestellt wird: „Kann es bestehen vor dem baukünstlerischen Erbe und heutigen Ansprüchen?“, so Klipp. Die Bauwerke der Ost-Moderne würden daher nach Nutz- und Gebrauchswert, Qualität von Entwurf und Detail, Denkmalwert und Vereinbarkeit mit den städtebaulichen Zielen geprüft. Im Ergebnis müssten Umnutzung und Umbau genauso zulässig sein wie ein Abriss und ein Neubau an gleicher Stelle. Dieses Prinzip gelte grundsätzlich für Bauwerke aller Epochen. Da die zu DDR-Zeiten entstandenen großen Wohngebiete einschließlich ihrer Infrastruktur „unverzichtbar“ sind für Potsdam, fasst Klipp zusammen, dass „99 Prozent der DDR-Architektur in Potsdam nicht zur Disposition steht“.

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