zum Hauptinhalt
Große Anteilnahme. Auch drei Jahre nach dem Fund einer Babyleiche in Potsdam-West zeigen Potsdamer auf dem Bornstedter Friedhof ihr Mitgefühl und legen Blumen am Grab des ermordeten Mädchens nieder. Von dem Täter oder der Täterin fehlt bislang jede Spur.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Das Grab ist nie ohne Blumen

Drei Jahre nach dem Babymord in Potsdam-West suchen Ermittler weiter nach den Eltern des Mädchens

Potsdam-West - Auf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass in Potsdam-West eine Babyleiche gefunden wurde – doch die umfangreichen Ermittlungen sind bisher erfolglos geblieben. „Wir haben in dem Fall immer noch keine heiße Spur“, sagte der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Christoph Lange, den PNN am Montag auf Anfrage.

Momentan werde noch ein Massen- Gentest aus dem Sommer ausgewertet, bei dem mehr als 700 Potsdamer ihren Speichel abgeben sollten, die zur Tatzeit im Umfeld des Fundorts wohnten. Neue Erkenntnisse hätten sich daraus bisher nicht ergeben, sagte Staatsanwalt Lange. Im Raum stehe zugleich die Möglichkeit, den Gentest auszuweiten, so Lange – konkrete Überlegungen gebe es dazu derzeit aber nicht.

Die Leiche des neugeborenen Mädchens war am 23. Dezember 2011 an einem Garagenkomplex nahe der Haeckelstraße gefunden worden. Offenbar war das Kind ohne ärztliche Begleitung geboren und anschließend – vermutlich an den Garagen – gewaltsam getötet worden. Eingewickelt war der Leichnam in ein Frotteehandtuch, an dem DNA-Spuren von einer Frau und einem Mann gefunden worden waren, wohl von der Mutter und möglicherweise von dem Vater.

Für Hinweise zu dem Fall ist eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro ausgesetzt worden, auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ wurde das Verbrechen thematisiert. Diverse Hinweise – zum Beispiel auf ein dunkles Auto mit einem Kennzeichen aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark, das in Tatortnähe gesehen wurde – führten nicht weiter. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass der oder die Täter damals in der Nähe der Garagenanlage gewohnt haben müssen oder es immer noch tun. Der Fall hatte in Potsdam kurz vor dem Weihnachtsfest 2011 großes Entsetzen ausgelöst. Begraben wurde der Leichnam auf dem Bornstedter Friedhof. Dort befindet sich das Babygrab in der Nähe des Eingangsbereichs, ein von dem Berliner Bildhauer Michael Spengler gestalteter Gedenkstein erinnert an das getötete Mädchen. An dem Gedenkort seien in den vergangenen Tagen vermehrt Blumen abgelegt worden, sagte Jutta Erb-Rogg, die Leiterin des Friedhofes, am Montag auf Anfrage. „Allerdings ist das Grab nie ohne Blumen.“ Die Potsdamer hätten den Fall auch drei Jahre später nicht vergessen, so Erb-Rogg – zu dem Grab kämen ältere Menschen genauso wie junge Mütter. Insofern habe sich auch die Idee eines Gedenkorts als richtig erwiesen. Bei ihr hätten sich in den vergangenen Jahren auch Vertreter aus drei anderen Städten gemeldet, die jeweils nach Babymorden nähere Informationen zum Umgang in Potsdam mit solch einer Tragödie haben wollten.

Es gibt in Potsdam noch zwei weitere ungeklärte Babymorde. Am 27. Juli 1994 und am 4. Juni 2000 wurden nach Angaben des Landeskriminalamts die Leichname zweier Jungen in der Havel im Bereich der Küsselstraße auf der Halbinsel Hermannswerder gefunden. Es handelte sich um Neugeborene, die jeweils in Plastiksäcke oder Einkaufsbeutel eingepackt und mit Steinen beschwert wurden, damit sie im Wasser des Flusses versinken. Auch in diesen Fällen blieb die Suche nach dem oder der Schuldigen erfolglos. Unter Ermittlern gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: Je länger es dauert, den Täter zu finden, desto unwahrscheinlicher wird es, dass ein Fall aufgeklärt wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false