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Auch der Umgang mit Testergebnissen sorgt in Potsdam für einen juristischen Streit (Symbolbild).

© Britta Pedersen/dpa

Corona-Lage am Sonntag in Potsdam: Rathaus hält an Quarantäne-Praxis fest

Der Umgang mit einer Corona-Infektion an der Steuben-Schule zeigt: Die Stadt bleibt bei ihrem juristisch umstrittenen Kurs. An der Potsdamer Kleist-Schule gibt es einen neuen Corona-Fall.

Potsdam - Trotz zweier aktueller Urteile des Potsdamer Verwaltungsgerichts gegen die Quarantäne-Praxis des Potsdamer Gesundheitsamts hält die Stadt an ihrer restriktiven Linie zur Eindämmung der Corona-Pandemie fest. Das zeigt aktuell der Umgang mit dem Corona-Fall an der Steuben-Gesamtschule, wo bisher alle Tests von Schülern, die mit der Infizierten Kontakt hatten, negativ geblieben sind. Dennoch müssen die betroffenen Schülerinnen und Schüler bis Montag in einer Woche (31.8.) isoliert zu Hause bleiben. Eine neue Corona-Infektion meldete die Stadt am Wochenende von der Schule des Zweiten Bildungsweges “Heinrich von Kleist” mit Sitz in der Friedrich-Ebert-Straße in der Innenstadt.

Gericht urteilte gegen Praxis des Gesundheitsamts

Das Potsdamer Gesundheitsamt steht nach zwei Entscheidungen des Verwaltungsgerichts unter Druck. Ein Richter hatte die Quarantäne für zwei Kinder - einmal aus der Eisenhart-, einmal aus der Marienschule - vorzeitig ausgesetzt. Die Begründung war in beiden Fällen ähnlich: Es gebe keine ausreichenden Hinweise darauf, dass die Kinder als Kontaktpersonen ersten Grades eingestuft werden mussten. Die Stadt hat dagegen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingelegt, vermutlich wird darüber in der am Montag (24.8.) beginnenden Woche entschieden.
Und die Stadt bleibt bei ihrer Praxis im Umgang mit der Quarantäne. Am Samstag hatte das Rathaus mitgeteilt, dass alle Testergebnisse der insgesamt 50 betroffenen Schüler und Lehrer der Steuben-Schule negativ ausgefallen seien. Gleichwohl habe das Gesundheitsamt für alle Personen eine Quarantäne bis zum 31. August angeordnet.

> EIN KOMMENTAR von Henri Kramer: "Ein Balanceakt für das Gesundheitsamt"

Am vergangenen Mittwoch (19.8.) war eine Elftklässlerin der Steuben-Schule positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie hatte noch bis einschließlich Montag die Schule besucht.  Am Donnerstag (20.8.) hatte das Gesundheitsamt den Abstrich und die 14-tägige Quarantäne für alle Kontaktpersonen anordnet.

Das Gesundheitsamt bleibt bei seiner Linie

Das Potsdamer Gesundheitsamt unter Leitung von Amtsärztin Kristina Böhm beruft sich bei seinem Vorgehen auf das Robert Koch-Institut (RKI), wie Rathaussprecher vergangene Woche mehrfach erklärt hatten. Das Gericht hatte erläutert, für die Quarantäne als Kontaktperson ersten Grades reiche es nicht aus, sich im gleichen Klassenzimmer mit einer infizierten Person aufgehalten zu haben. Vielmehr müsse es einen mindestens 15-minütigen direkten Kontakt, zum Beispiel in einem Gespräch, gegeben haben, so das Gericht.

Die Stadtverwaltung hatte dagegen erklärt, zur Unterbrechung von Infektionsketten sei es wichtig, nicht nur Face-to-Face-Kontakte über eine Zeit von 15 Minuten zu bedenken. So gelte es inzwischen als erwiesen, dass das Virus auch durch Aerosole in der Luft übertragen werden kann. Stadtsprecher Jan Brunzlow verwies auch auf die Sicht des RKI auf dessen Internetseite: "Ein negatives Testergebnis ersetzt jedoch nicht die (Selbst-)Beobachtung auf Symptome, auch die Quarantänezeit wird durch ein negatives Testergebnis nicht verkürzt." Man werde daher auch künftig zum Schutz der Potsdamer so verfahren, um einen Ausbruch beispielsweise an Schulen zu verhindern oder einzudämmen. Im Rathaus ist die Sorge auch deswegen groß, weil man bei einer laxeren Anwendung der RKI-Empfehlungen fürchtet, bei einem nicht stark eingedämmten Ausbruch wiederum von Eltern von dann infizierten Kindern verklagt zu werden. 

Ein neuer Fall an einer Schule für Erwachsene

Die Kleist-Schule in der Friedrich-Ebert-Strasse.
Die Kleist-Schule in der Friedrich-Ebert-Strasse.

© Andreas Klaer

Auch mit einem neuen Fall an einer Schule muss sich das Gesundheitsamt befassen. Demnach ist ein Schüler der Schule des Zweiten Bildungsweges “Heinrich von Kleist” positiv getestet worden. "Derzeit ermittelt und informiert das Gesundheitsamt die betroffenen Kontaktpersonen", hieß es dazu am Samstag. Am Montag sollen die möglichen Infizierten auf das Virus getestet werden. "Die Testergebnisse werden am Mittwoch erwartet." Inwiefern eine Quarantäne verhängt wird, teilte die Stadt am Wochenende noch nicht mit. Auch weitere Zahlen zu Infektionen wurden zunächst nicht bekannt. 

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