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Die Kassenärztliche Vereinigung will die Impfung von den Impfzentren zu den Arztpraxen verlagern. 

© Andreas Klaer

Corona-Impfung in Potsdam: Wer jetzt geimpft wird und wo es Termine gibt

Das Impfen kommt voran, immer mehr Potsdamer sind impfberechtigt. Aber für die Arztpraxen ist die Aufgabe eine große Belastung. Fragen und Antworten zum Impfen im Potsdam. 

Bei den Impfungen gegen das Coronavirus gab es zuletzt gute Nachrichten: Mit mehr als 30 000 Impfungen an einem Tag meldete Brandenburg am Donnerstag einen neuen Rekord. Aber wie ist die Lage in Potsdam derzeit? Wir beantworten wichtige Fragen und Antworten. 

Wer darf sich aktuell impfen lassen?

Zusätzlich zu den Prioritätengruppen 1 und 2, die bereits seit längerem impfberechtigt sind, wurde seit 26. April die Impfung auch für Teile der Prioritätengruppe 3 geöffnet. Dazu zählen Personen ab 60 Jahren, Menschen mit bestimmten Erkrankungen sowie Angehörige bestimmter Berufsgruppen. Die vollständige Liste sowie die nötigen Unterlagen findet sich unter www.brandenburg-impft.de. Ist allein der Beruf der Grund für eine Einordnung in die Prioritätengruppe, ist nicht der Wohnort des Impflings entscheidend, sondern der Sitz oder die Niederlassung des Arbeitgebers. Das präzisierte der Sprecher des Innenministeriums Andreas Carl. Sind Brandenburger, die in Berlin arbeiten, aber aufgrund ihres Alters, Vorerkrankungen oder anderer Gründe impfberechtigt, können sie sich auch in Brandenburg impfen lassen. Als einziger Impfstoff ist Astrazeneca seit Dienstag unabhängig von der Priorisierung freigegeben. Er kann also auch an Unter-60-Jährige verimpft werden, die nicht zu der Prioritätengruppe 3 gehören. 

Wo wird geimpft?

In Impfzentren – in Potsdam in der Metropolishalle – in Arztpraxen, in Krankenhäusern und von mobilen Impfteams. Brandenburgweit impfen etwa 1300 Praxen, Dabei verschiebt sich das Gewicht Richtung Arztpraxen. Landesweit wurden nach Angaben des Innenministeriums in der vergangenen Woche knapp 74 000 Impfungen in Praxen verabreicht, 16 000 in Impfzentren, 6300 von mobilen Impfteams und 5500 in Krankenhäusern. „Die Ärzte wollen impfen, und die Menschen wollen bei ihren Ärzten geimpft werden“, teilte Peter Noack, Vorsitzender der Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg-Berlin (KVBB), am Mittwoch mit. „Durch die Einbeziehung der Facharztpraxen lässt sich das Potenzial verdoppeln.“ Die KVBB setzt sich für einen „geordneten Übergang von den Impfzentren in die Arztpraxen“ ein – will also die Zentren langsam zugunsten der Praxen herunterfahren. Das sei günstiger und organisatorisch unkomplizierter, so die Argumente. Die Landesregierung bremst hier allerdings bislang und will keine Impfzentren schließen. 

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Wie ist die Lage im Impfzentrum?

Im Impfzentrum in der Potsdamer Metropolishalle werden derzeit nach Angaben der KVBB vor allem Zweitimpfungen durchgeführt. Verimpft werden die Impfstoffe von Biontech, Moderna und Astrazeneca. In der aktuellen Woche waren laut Sprecher Christian Wehry knapp 3700 Termine gebucht, in der Vorwoche waren es knapp 2000. 

Wie ist die Lage bei den Hausärzten?

Für Hausarztpraxen ist die Organisation der Impfungen eine Herausforderung. „Wir schaffen etwa 100 Impfungen pro Woche, haben aber 500 Anfragen“, berichtet Hendrik Poller. Er betreibt mit einer Kollegin eine Allgemeinarztpraxis im Bornstedter Feld in Potsdam. Dutzende Anrufe, hunderte Mails, „unser Personal ist fix und alle, wir sind am Limit“, sagt Poller. Nach der Freigabe von Astrazeneca auch für Unter-60-Jährige hätten sich auch zahlreiche jüngere Patienten gemeldet. „Diese Entscheidung kam auch für uns sehr kurzfristig“, so Poller. 

Genau wie jene Ankündigung, dass Zweitimpfungen auch an anderen Orten durchgeführt werden können als die Erstimpfungen. „Der Wunsch vieler Patienten, die Zweitimpfung in der eigenen Hausarztpraxis durchführen zu lassen, ist eine zusätzliche organisatorische Belastung“, sagt der Arzt. In der Praxis wird eine Warteliste geführt, denn aufgrund des personellen Aufwands und des teils noch immer knappen Impfstoffs seien derzeit nicht mehr als 100 Impfungen pro Woche möglich. Die Behandlung von Patienten mit akuten oder chronischen Erkrankungen laufe parallel weiter, Untersuchungen wie Belastungs-EKGs oder Ultraschall werden hingegen wenn möglich verschoben.

Auch Kirsten Radtke, Ärztin mit zwei Kollegen in einer Gemeinschaftspraxis in Babelsberg, empfindet die Impfungen als sehr hohe Belastung. „Ich weiß von Ärzten, die sind längst über der Belastungsgrenze“, sagt Radtke. Das liege an den unsicheren Bestellungen – immer wieder kamen weniger Dosen als angekündigt, bereits ausgemachte Termine mussten wieder abgesagt werden. Aber auch am administrativen Aufwand. Ohne Überstunden sei das kaum zu stemmen, sagt Radtke. „Wir werden überschwemmt von Mails und Anfragen“, berichtet sie. Manche Patienten versuchten sogar, die Ärzte unter Druck zu setzen. „Das ist sehr belastend“, so Radtke, „auch für die Mitarbeiter.“

Die Nachricht von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Impfabstände zwischen Erst- und Zweitimpfung bei Astrazeneca verkürzen zu können, sei „fürchterlich“, so Radtke. „Jetzt rufen ganz viele Patienten an und wollen ihre Termine verschieben, um vor dem Urlaub durchgeimpft zu sein.“ Das seien unnötige Hindernisse, findet sie. „Wir brauchen dringend mehr Personen, die impfen dürfen“, sagt die Ärztin. Fachärzte impfen zu lassen, sei ein guter Schritt, Betriebsärzte, Apotheker, Tierärzte, Medizinstudenten wären weitere Optionen, um die Impfungen auf mehr Schultern zu verteilen. „Wir Hausärzte können das nicht alleine stemmen“, sagt sie. 

Wohin sollten sich Patienten wenden?

Die Antwort der KVBB ist eindeutig: an die Hausärzte. Der Hausarzt kenne seine Patienten am besten, so Sprecher Wehry. Die Hausarztpraxen können sich jedoch wie beschrieben kaum vor Anfragen retten und arbeiten bereits jetzt an der Belastungsgrenze. In den Impfzentren ist die Buchung von Terminen weiterhin unter impfterminservice.de möglich, häufig werden aber vor allem Zweitimpfungen angeboten. Ein Blick auf impfterminradar.de kann zeigen, ob und wo gerade Termine verfügbar sind. 

Läuft die Impfwarteliste weiter?

Parallel führt die Stadt Potsdam auch ihre Impfwarteliste weiter. Seit der Einführung Mitte März haben sich nach Angaben von Stadtsprecher Jan Brunzlow rund 7500 Potsdamer auf die Liste eintragen lassen – 4300 von ihnen konnten sich wieder austragen, weil sie geimpft wurden oder einen Termin erhalten haben. Wer einen Impftermin hat, kann einen Abmelde-Button nutzen. Das Eintragen ist weiterhin online oder per E-Mail an impfwarteliste@rathaus.potsdam.de möglich. „Die Impfwarteliste hat in den vergangenen Wochen sehr geholfen, den zur Verfügung stehenden Impfstoff in die Arme zu bekommen“, sagte Brunzlow. Allerdings wird die Lage etwas getrübt: Die kommunale Impfstelle habe in den vergangenen beiden und werde wohl auch den kommenden beiden Wochen keinen Impfstoff für Erstimpfungen erhalten, so der Stadtsprecher. Deshalb können „derzeit keine neuen Termine für Personen aus der Impfwarteliste gemacht werden“. Restimpfungen aus dem Impfzentrum in der Metropolishalle werden aber weiter vermittelt. 

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