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Bürgerbegehren zur Potsdamer Mitte: FH-Professoren für Abriss des "Hässlichen"

Vier Architektur-Professoren der Fachhochschule Potsdam sprechen sich gegen das Bürgerbegehren für DDR-Bauten aus - und liefern nach eigenen Angaben "zehn gute Gründe gegen eine Unterschrift".

Potsdam - Angesichts des Ende vergangener Woche gestarteten Bürgerbegehrens „Kein Ausverkauf der Potsdamer Mitte“ melden sich vier Architekturprofessoren der Potsdamer Fachhochschule zu Wort. In einem Schreiben unter dem Titel „Zukunft denken. Kein Stillstand in der Potsdamer Mitte“ formulieren sie „zehn gute Gründe gegen eine Unterschrift“ unter das Bürgerbegehren. Damit beziehen sich die Professoren Ludger Brands, Peter Stephan, Bernd Albers und Klaus Theo Brenner auf die von den Organisatoren des Bürgerbegehrens veröffentlichten „zehn guten Gründe für eine Unterschrift“.

Professoren: „Ihre Begeisterung für das Hässliche und ihr Beharren auf ästhetische Brüche bleiben rätselhaft“

Im Fazit des Professorenschreibens fassen die vier Autoren ihre Standpunkte zusammen. Schon jetzt zeige sich am Alten Markt, welch eindrucksvoller Stadtraum im Entstehen sei. An die Adresse der Gegner des Abrisses von Mercure-Hotel, Fachhochschule und Staudenhof heißt es: „Ihre Begeisterung für das Hässliche und ihr Beharren auf ästhetische Brüche bleiben rätselhaft.“ Die Verfasser haben sich auch in der Vergangenheit zu Fragen der Gestaltung der Potsdamer Mitte geäußert. Besonders Brands ist dabei mehrfach als wortgewaltiger Befürworter der Wiedererrichtung des Stadtgrundrisses aus der Vorkriegszeit einschließlich historisierender Fassaden aufgetreten. Das kommt auch in dem neuerlichen Statement zum Ausdruck: „Die Beseitigung der für diesen Ort völlig überdimensionierten und architektonisch wenig qualitätsvollen Fachhochschule und die Rekonstruktion einiger historischer Leitbauten und Ergänzung durch mehrheitlich neue Stadthäuser mit hohem Wohnanteil ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.“ Zwar heißt es darin auch, eine Stadtplanung, die Geschichte leugnet und das Vergessen propagiert, habe keine Zukunft. Für die DDR-Bauten in der Mitte gilt dies nach Meinung der Autoren aber nicht: „Bauwerke dieser Ära, die den Charakter der Stadt verfälschen, sind hingegen zurückzubauen.“

"Zehn gute Gründe gegen eine Unterschrift": Lesen Sie hier das Schreiben der Professoren >>

Das Bürgerbegehren hat zum Ziel, den Verkauf öffentlicher Flächen zu stoppen und den Abriss von Bauten aus der Zeit der DDR in der Stadtmitte zu verhindern. Stattdessen soll das Fachhochschulgebäude als Ort für Stadtgesellschaft, Beteiligung und Integration weiterentwickelt werden. Auslöser des Bürgerbegehrens ist der Beschluss der Stadtverordneten, langfristig das Hotel Mercure zu kaufen, abzureißen und an dessen Stelle eine Wiese anzulegen. Über das Bürgerbegehren informiert die „Initiative Potsdamer Mitte neu denken“ am Freitag um 18.30 Uhr im Rechenzentrum in der Dortustraße. Bis Mittwochabend haben bereits mehr als 1923 Potsdamer unterschrieben.

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