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Brauhausberg: Eine fast unendliche Minsk-Debatte

Eine fast unendliche Debatte – bis jetzt: Seit Jahren hat die Stadtpolitik darüber gestritten, ob man das Minsk erhalten soll. Am Ende haben die Befürworter Recht behalten.

Potsdam - Eigentlich schien das Schicksal des früheren Terrassenrestaurants Minsk längst besiegelt. Ende 2017 sickerte durch: Ein bis jetzt öffentlich unbekannt gebliebener Investor bietet den kommunalen Stadtwerken rund 27 Millionen Euro für das Areal und umliegende Baugrundstücke – aber nur unter der Bedingung, dass das ohnehin völlig marode DDR-Gebäude zugunsten von Stadtvillen abgerissen wird. Mit dem Geld wollten die Stadtwerke das 41 Millionen Euro teure Sport- und Freizeitbad blu refinanzieren. Wer wollte einem solchen Angebot widersprechen – zumal die Summe die Erwartungen um das Dreifache übertraf?

Kritik an Verkaufsplänen

Doch der Widerspruch kam. Vor allem die Linken, aber auch die Grünen und die Fraktion Die Andere, liefen Sturm gegen die unter dem früheren Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) getroffene Verkaufsentscheidung. Zudem hagelte es Kritik von Architekturexperten aus ganz Deutschland: Das in den 1970er-Jahren nach Entwürfen von Karl-Heinz Birkholz errichtete Minsk müsse erhalten werden, forderten mehr als 35 Schwergewichte aus Architektur, Denkmalpflege, Kunstgeschichte und Städtebau im April 2018 in einem offenen Brief. Mit seiner „hochwertigen, beispiellosen Gestaltungsqualität“ sei es „prädestiniert für einen Erhalt und ein städtebauliches Zusammenspiel“ mit der zukünftigen Bebauung des Brauhausbergs. Es könne, platziert zwischen dem alten Landtag, der einstigen preußischen Kriegsschule und den Neubauten, das „vermittelnde Bindeglied über 120 Jahre Baugeschichte“ sein. Nicht zuletzt biete die Rettung des Minsk auch die Chance zur Versöhnung der gespaltenen Stadt. Schließlich hätten viele Potsdamer wegen des Abrisses der Fachhochschule mit einer „Verlusterfahrung“ zu kämpfen.

Der Brief schloss mit der Aufforderung, das Minsk zu retten und bei der Vergabe des Brauhausbergs Konzepte zu bevorzugen, die eine öffentliche Nutzung des Gebäudes vorsehen. Das dürfte nun, mit dem Plan der Plattner-Stiftung für ein DDR-Kunstmuseum in dem Bau, tatsächlich Wirklichkeit werden.

Eine solche Lösung konnte sich im April 2018 noch kaum einer vorstellen. Zu lange hatten die Stadtwerke erfolglos nach einem möglichen Investor für das Gebäude gesucht. Vor allem Vertreter der CDU, aber auch aus der SPD, konnten sich einen Erhalt nicht mehr vorstellen, verwiesen stets auf die möglichen finanziellen Verluste für die Stadtwerke, die doch auf den Kosten für das Bad sitzen bleiben würden. Es folgten mehrere Abstimmungskrimis im Stadtparlament und im Hauptausschuss, bei denen die Befürworter des Minsk allerdings immer wieder neue Aufschübe und Prüfungen erreichen konnten – und schließlich sogar ein Werkstattverfahren zur Zukunft des Gebäudes durchsetzen.

Ein hinfälliger Kompromiss

Auch Rathauschef Mike Schubert (SPD) setzte schon vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister neue Akzente in der Diskussion und sprach sich für den Erhalt des Minsk aus – wenn dort eine „vernünftige Nutzung“ möglich sei. Die mit Stadtverordneten und Bauexperten besetzte Werkstatt einigte sich schließlich im Januar auf einen Kompromiss: Das Minsk solle möglichst erhalten werden, mit einem seitlichen Anbau zur Straße Am Brauhausberg und der umstrittenen „optionalen Aufstockung um bis zu zwei Geschosse“ – was wiederum für viel Kritik sorgte. Erst vor rund einem Monat meldeten sich Architekturexperten erneut zu Wort und warnten davor, das Gebäude derart zu überbauen. Auch diese Planungen – sie sind nun vom Tisch, das Minsk bleibt ein Unikat.

Zuletzt war bekannt geworden, dass die Baugrundstücke auf dem Brauhausberg noch einmal komplett neu ausgeschrieben werden müssen. Zudem veröffentlichte die Bauverwaltung eine Vorlage für die Stadtverordneten: Sie sieht vor, dass Investoren bei der Neugestaltung des Minsk einen Architektenwettbewerb finanzieren müssen. Darüber sollten die Stadtverordneten am nächsten Mittwoch beraten. Doch mit dem Engagement der Plattner-Stiftung ändert sich auch hier: alles.

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