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Bornstedter Feld: Kiezbad oder Tropenhalle?

Am Wochenende wurden im Bornstedter Feld Ideen für das Stadtviertel gesammelt

Bornstedter Feld - Ihre Ergebnisse fliegen den Bornstedtern förmlich um die Ohren. Doch das liegt nur am starken Wind, der am Samstag auf dem Campus der Fachhochschule immer wieder die Pinnwände mit den Ideen und Vorschlägen umstößt. Mehr als 110 Bornstedter, Studierende der FH, Vertreter der Kommunalen Politik und der Stadtverwaltung nahmen an der ersten Stadtteil-Werkstatt teil, in der über die Zukunft des Viertels diskutiert wurde. Die Bürger konnten Ideen entwickeln, Probleme ansprechen, Kontakte knüpfen und sich so aktiv an der Entwicklung ihres Stadtteils beteiligen.

Bornstedt ist durch das Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld einer der am rasantesten wachsenden Stadtteile Potsdams. Seit Jahren wird das Fehlen einer sozialen Infrastruktur bemängelt. Viele Anwohner wünschen sich einen Jugendklub, einen Stadtteiltreff und mehr Freizeitangebote in ihrem Viertel. „Die Politik hat die Entwicklung des Bornstedter Feldes verschlafen“, sagt Julia, eine Anwohnerin, die ihren Nachnamen lieber nicht nennen möchte. „Es ist gut und wichtig, dass wir Bornstedter uns zusammentun und das Quartier mitgestalten.“

Auf den ersten Blick wirkte die Stadtteil-Werkstatt wie ein entspanntes Sommerfest. Kinder spielten auf einer Hüpfburg oder tobten über den Rasen, viele saßen auf Bänken und unterhielten sich angeregt. Am späten Nachmittag ließ die georgische Jazz Big Band Batumi mit ihrem Swing- und Jazzrepertoire den Tag stimmungsvoll ausklingen. Doch in den Workshops diskutierten die Teilnehmer lange und intensiv über die Schaffung von Freizeitangeboten, den Verkehr oder die Biosphäre. Was fehlt im Kiez? Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung aus, mit Spielplätzen oder einem Stadtteilzentrum?

In einigen Punkten sind sich die Anwohner im Bornstedter Feld uneins. Wie etwa über den Standort eines Stadtteiltreffs oder die Zukunft der Biosphäre. Erst in der vergangenen Woche wurde eine Entscheidung über die Tropenhalle vom Bauausschuss vertagt, wie die PNN berichtete. Der komplette Abriss und die Schaffung neuer Freizeit- und Sportmöglichkeiten ist für einige Bornstedter genauso denkbar, wie in den bestehenden Bau Angebote zu integrieren. Viele wünschen sich ein kleines Kiezbad.

Um abschließende Lösungen geht es aber an diesem Tag nicht. Kay-Uwe Kärsten von der WerkStadt für Beteiligung sieht die Stadtteil-Werkstatt als Auftakt für eine aktive Bürgerbeteiligung. „Die Veranstaltung ist erstmal eine Bestandsaufnahme. Darüber hinaus geht es darum, wie sich in Zukunft der Stadtteil entwickeln kann und was Stadt und Einwohner zusammen dafür tun können“, so Kärsten.

So findet auch Brigitte Grote vom Verein Stadtteil Initiative Bornstedt, der die Veranstaltung mit vorbereitet hat, dass die Werkstatt die Vernetzung im Stadtteil vorangebracht hat. „Ich glaube, dass es schon einiges an Vernetzung im Stadtteil gibt“, so Grote. „Wir brauchen sowohl Koordination als auch Raum.“ Zur Entlastung der Ehrenamtlichen, die sich seit Jahren engagieren, schlugen manche, wie auch der Stadtverordnete Lutz Böde (Die Andere) einen Stadtteilkoordinator vor, der auch als Schaltstelle zwischen Stadtverwaltung und Bürgern agieren soll.

Auch die Kinder und Jugendlichen im Bornstedter Feld wollen sich in die Gestaltung ihres Viertels einbringen. Zusammen mit Mitarbeitern der WerkStadt für Beteiligung waren sie in Gruppen im Kiez unterwegs und sammelten Ideen. Insbesondere Freizeitmöglichkeiten und Spielplätze fehlen. Statt auf die Politik zu warten, können sich viele Anwohner vorstellen, sich selbst zu organisieren. Wie etwa bei der Sanierung des maroden Jugendclubs am Ribbeckeck. Seit Jahren wird ein neuer Jugendclub für das Bornstedter Feld gefordert. Derzeit werden von der Stadt zwei potenzielle neue Flächen dafür geprüft (PNN berichteten). Der Klub Ribbeckeck in der Potsdamer Straße ist stark verfallen und muss saniert werden. „Die Kinder und Jugendlichen könnten in die Planung miteinbezogen werden und den Klub für sich erobern, die Farbe mitauswählen, so dass er ein Teil von ihnen wird“, sagte Thomas Geisler von der WerkStadt für Beteiligung.

„Viele fanden, dass es zu wenig Diskussionszeit gab. Sie würden die Gespräche gerne fortführen“, sagte Julia Ullrich, eine Studentin der FH, die bei der Vorbereitung und Organisation der Stadtteil-Werkstatt mitgeholfen hat. Den Studierenden der Fachhochschule an der Kiepenheuerallee sei es wichtig, dass der Campus eine aktive Rolle im Stadtteil einnimmt, so Ullrich. Im Juli wird der Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften vom Alten Markt an den Standort ziehen und der Campus mit seinen 3500 Studenten und über 300 Mitarbeitern und Lehrenden weiter wachsen. Auch Hermann Voesgen, Vizepräsident für Internationales und Professor für Kultur und Projekt- und Kulturarbeit an der Fachhochschule, versteht die Fachhochschule als Teil des Stadtviertels. „Wir sind auch eine Kiezhochschule. Wir müssen uns öffnen und die Grenzen, in denen wir uns bewegen, aufbrechen“, sagte Voesgen beim Abschlussgespräch. Die FH möchte prüfen, ob sie Räume für einen Stadtteiltreff und andere Angebote zur Verfügung stellen kann.

Die Vorschläge und Kritiken sollen in den kommenden Wochen von Studierenden der FH ausgewertet und dokumentiert werden. Die WerkStadt für Beteiligung wird die Ergebnisse an die Haushalte, die Verwaltung und die Stadtverordnetenversammlung weiterreichen.

Sarah Stoffers

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