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Potsdamer Platz. Der Alte Markt soll gemütlicher werden – mit einer wirklichen Verbesserung der Aufenthaltsqualität rechnen Stadt und Experten jedoch erst, wenn die Bebauung in Nachfolge der ehemaligen Fachhochschule fertiggestellt ist.

© Andreas Klaer

Bis zum Sommer: Verbot für Busse auf dem Alten Markt

Die Stadt will die Aufenthaltsqualität auf dem Alten Markt verbessern und auch Bänke aufstellen. Geschäftsinhaber üben allerdings Kritik.

Von Birte Förster

Potsdam - Gut ein Jahr nach der Eröffnung des Museums Barberini will die Stadt nun mit den ersten Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität des Alten Marktes beginnen. Bis zum Sommer soll auf dem Platz ein Durchfahrtsverbot für Busse eingeführt werden, sagte Rathaussprecher Markus Klier auf Anfrage. Auch Sitzbänke sollen aufgestellt werden, allerdings seien dazu die Gespräche noch nicht abgeschlossen.

Wie berichtet hatten Tourismusexperten und Platzanrainer nach der Museumseröffnung Maßnahmen gefordert, um das Ambiente des Alten Marktes zu verbessern. Anlass war der damalige Ansturm auf das von Hasso Plattner gestiftete Museum, insbesondere auf die Eröffnungsausstellung mit Werken des Impressionismus und der Klassischen Moderne.

Kein Leitsystem

Der Verkehr rund um den Platz hatte extrem zugenommen, weil ein Leitsystem fehlte und viele Besucher ihr Auto einfach auf dem Alten Markt abstellten. Das hatte die Stadt relativ schnell unterbunden, die Reisebusse aber sind immer noch ein Problem. Raimund Jennert, Chef der Potsdam Marketing und Service GmbH (PMTS), hatte bereits damals ein Durchfahrtsverbot für Reisebusse gefordert, das sowohl für die Humboldt- als auch für die Straße Am Alten Markt gelten solle. Die Busse sollten stattdessen gleich zum Busparkplatz auf dem Bassinplatz geleitet werden.

Auch beim Thema Müllentsorgung tut sich etwas. Bereits Ende 2017 sei ein zusätzlicher Abfalleimer am Otto-Braun- Platz aufgestellt worden, ein weiterer soll vor dem Potsdam Museum seinen Platz finden, sagte Klier. Keinen Handlungsbedarf sieht die Stadt allerdings mehr bei zusätzlichen Toiletten. Der Ansturm zur Museumseröffnung habe sich nicht wiederholt, von der eigentlich geplanten Aufstellung einer Wall-Toilette habe man daher Abstand genommen. Zudem habe man im vergangenen Jahr alle Einrichtungen am Platz darüber informiert, dass Besucher auch die Toiletten im Info-Pavillon der Weissen Flotte nutzen könnten.

Management analog zur Schiffbauergasse

Der Stadtpolitik gehen die Verbesserungen noch nicht weit genug. Einstimmig beschloss der Kulturausschuss am Donnerstagabend einen Antrag der SPD, wonach das Rathaus ein gemeinsames Kulturmanagement und -marketing analog zum Standortmanagement der Schiffbauergasse einrichten soll. Die Potsdamer Mitte mit dem Landtagsschloss, dem Museum Barberini und dem Potsdam Museum sei der „erste Anlaufpunkt vieler Gäste“ der Stadt, sie sei die „Visitenkarte Potsdams“. Gemeinsam mit anderen in der Nähe gelegenen Einrichtungen wie dem Bildungsforum, dem Filmmuseum, dem Nikolaisaal, dem Künstlerhaus im Rechenzentrum, dem Kabarett und diversen Galerien bringe der Alte Markt das „Herz der Potsdamer Mitte zum schlagen“ und sorge damit auch für Identifikation. Die Arbeit dieser Einrichtungen zu koordinieren und das „Ausstrahlen in den Stadtteil“ zu befördern, solle Aufgabe des neuen Kulturmanagements sein, heißt es in dem Antrag.

Nicht alle sind allerdings der Auffassung, dass mit dem Alten Markt bereits alles zum Besten steht. Das in der Humboldtstraße ansässige Schmuckgeschäft „Fancy Crystal“ muss jetzt schließen – und gibt der Stadt daran eine Mitschuld. Geschäftsführerin Liane Kempka kritisierte gegenüber den PNN, dass es die Stadt bislang versäumt habe, die Aufenthaltsqualität des Alten Marktes zu verbessern. „Der Platz an sich ist tot“, sagte sie. Kempka, die das Geschäft 2015 gemeinsam mit ihrem Mann eröffnete, hätte sich etwa einen Markt auf dem Platz gewünscht. Die Touristen steuerten nur das Barberini an und seien dann wieder weg. Es fehle nach wie vor an Bänken, Bäumen – und auch an Gastronomie. Allerdings finden sich gerade in der Humboldtstraße diverse Restaurants, die auch meist voll sind.

Einige Geschäfte haben vom Barberini-Effekt profitiert

Andere ansässige Händler haben weniger zu klagen. „Es läuft richtig gut“, sagte etwa Karin Stern vom Barfuß-Schuhladen „Leguano“. Den Laden gibt es dort wie „Fancy Crystal“ bereits länger als das Museum Barberini. Von dessen Eröffnung hat das Geschäft im Gegensatz zum Schmuckladen jedoch profitiert. Die Besucherströme hätten sich deutlich auf den Umsatz ausgewirkt, so Stern. Doch es kämen nicht nur Touristen, sondern auch viele Stammkunden aus Potsdam.

Ein Einkaufszentrum soll aus Potsdams einst schönstem Platz ohnehin nicht werden. Einzelhandel werde dort künftig nur eine untergeordnete Rolle spielen, sagte Malte Gräve, Referent für Handel bei der IHK. „Das ist auch gut so.“ Schließlich gebe es bereits ein Geschäftszentrum – rund um die Brandenburger Straße. Auch Jennert meint, man sei mit dem Platz auf einem guten Weg: Frequenz und Aufenthaltsqualität würden ohnehin noch weiter steigen – wenn die Fachhochschule abgerissen ist und die alte Stadtstruktur auch auf dieser Seite des Platzes wieder erlebbar wird.

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