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In Potsdam gibt es einen Geburtenüberschuss. Immer mehr Kinder werden hier geboren.

© dpa

Bevölkerungsstudie der Bertelsmann-Stiftung: Brandenburg schrumpft - Potsdam wächst noch schneller

Die meisten Gemeinden in Brandenburg verlieren in den nächsten 15 Jahren einen deutlichen Teil ihrer Einwohner, das geht aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung vor. Eine Ausnahme bildet Potsdam.

In Potsdam wird es in den kommenden Jahren zunehmend eng. Wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der in Potsdam. In der letzten Studie der Bertelsmann-Stiftung war noch von einem Bevölkerungs-Plus von 11,4 Prozent bis 2030 ausgegangen worden.

In der neuen Studie wurde nach Angaben der Projektverantwortlichen Petra Klug auch die verstärkte Zuwanderung der vergangenen zwei Jahre berücksichtigt. Dabei wurden für alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5000 Einwohnern Daten, Vorausberechnungen, Handlungskonzepte und Praxisbeispiele im „Wegweiser Kommune“ zusammengetragen. Während Potsdam, Teltow (Potsdam-Mittelmark) sowie Glienicke/Nordbahn und Velten im Landkreis Oberhavel zwischen 11 und 27 Prozent wachsen, verlieren die meisten Gemeinden in Brandenburg in den kommenden 15 Jahren einen Teil ihrer Einwohner.

Brandenburger werden immer älter

Zudem steigt das Durchschnittsalter der Menschen im Land. Das trifft auch auf Potsdam zu. Demnach steigt die Zahl der Hochbetagten in der Landeshauptstadt deutlich an – bis 2030 um 70,3 Prozent. „Mit dem Anstieg dieser Altersgruppe vergrößert sich auch der Unterstützungs- und Pflegebedarf in den Kommunen“, teilte Brigitte Mohn als Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung mit. Es drohe die Gefahr von Versorgungslücken durch zu wenige Pflegekräfte, warnte sie.

Dennoch bleibt Potsdam die jüngste Stadt in Brandenburg. Das sogenannte Medianalter betrug 2012 42,9, was bedeutet, dass die Hälfte aller Einwohner älter waren. 2030 wird das Medianalter bei 45,3 liegen. Hinzu kommt, dass die Mehrheit hier weiblich sein wird. 52,3 Prozent der Potsdamer gehören in 15 Jahren dem schönen Geschlecht an, „nur“ 47,7 Prozent dem Starken. Und auch einige Gemeinden in Potsdam-Mittelmark profitieren von der Nähe zum Großraum Berlin und Potsdam. Mehr Einwohner als im Vergleichsjahr 2012 werden in 15 Jahren Teltow (plus 26,6 Prozent), Michendorf (10,9), Stahnsdorf (6,9) und Schwielowsee (6,9) haben.

Brandenburg kommt im Vergleich noch glimpflich davon

Während Potsdam und einige andere Städte in Brandenburg wachsen, schrumpft die Bevölkerung in weiten Teilen des Landes. Besonders hart trifft es die Gemeinden Großräschen (Kreis Oberspreewald-Lausitz) und Guben (Spree-Neiße), die mehr als 24 Prozent ihrer Einwohner verlieren. Landesweit geht die Bevölkerungszahl der Studie zufolge um 87.000 Einwohner oder 3,5 Prozent auf 2,36 Millionen zurück. 2012 waren es noch rund 2,45 Millionen Einwohner. Zu den „ältesten“ Gemeinden zählt dann Dahme/Mark im Kreis Teltow-Fläming mit einem Medianalter von 62 und Guben mit 62,8. Letztere wird damit im Jahr 2030 die zweitälteste Kommune Deutschlands sein, hinter dem bayerischen Bad Füssing. Der höchste Zuwachs an über 80-Jährigen steht der Gemeinde Dallgow-Döberitz nördlich von Potsdam bevor. Die Zahl der Hochbetagten steigt hier in den kommenden 15 Jahren um 177,2 Prozent an.

Dennoch kommt Brandenburg verglichen mit anderen Bundesländern noch relativ glimpflich davon, was wohl auch am Speckgürtel um Berlin liegt. Zwar erwarten die Macher der Bertelsmann-Studie für Bayern, Hessen sowie den Stadtstaaten Berlin und Hamburg ein Bevölkerungsplus. Aber gerade östliche Bundesländer wie Sachsen-Anhalt (minus 13,6 Prozent) und Thüringen (minus 9,9), Mecklenburg-Vorpommern (minus 7,9) und auch das Saarland (minus 7,9) verlieren deutlich mehr Einwohner als Brandenburg. Auch lässt sich ein genereller Trend ableiten.

Städtische Regionen wachsen weiterhin, während die Einwohnerzahl im ländlichen Raum rückläufig ist. Es werde immer schwieriger, eine gute Infrastruktur in den schrumpfenden und alternden Regionen zu erhalten, kommentierte Mohn die Studie. Hier müssten die einwohnerschwachen Gebiete reagieren und flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anbieten, um die Attraktivität der Region zu erhalten oder zu verbessern.

Stefan Engelbrecht

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