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Landeshauptstadt: Betonsäge vergrößert Theatertoilette

Das Behinderten-WC im Theaterneubau ist zu klein / Architekt Böhm soll Stuhlentwürfe ändern

Berliner Vorstadt - Die Stadtverwaltung will Beton aus der Toilettenwand des Hans Otto Theaters schneiden: Denn Rollstuhlfahrer können bisher nicht ohne fremde Hilfe das Behinderten-WC des Hauses benutzen – weil es zu klein ist. Darauf wies der Vorsitzende des Behindertenbeirats Potsdam, Hans-Eberhard Bewer, am Dienstagabend auf der Sitzung des Sozialausschusses hin. Das Behinderten-WC sei zu eng, nicht alle Rollstühle passten hinein, so Bewer sichtlich verärgert. Er sprach von „Einsparungen auf Kosten der Behinderten“.

Nach einer erneuten Ortsbesichtigung mit dem Vorsitzenden des Behindertenbeirats habe die Verwaltung nun aber die „vorläufige Lösung“ erarbeitet. So soll kurzfristig eine überbreite automatische Tür eingebaut werden und ein kleineres unterfahrbares Waschbecken. Zudem wolle die Stadt nun „nach Alternativen suchen, die eine normgerechte Ausführung ermöglichen“.

Die Stadtverwaltung, deren Kommunaler Immobilien-Service (KIS) Bauherr des neuen Theaters in der Schiffbauergasse ist, räumte gestern ein, dass „eine DIN-gerechte Herstellung des Behinderten-WCs bis zur Theater-Eröffnung nicht mehr realisierbar“ sei. Bereits im Juli soll Bewer nach einer Gebäudebesichtigung hingewiesen haben, dass „es nicht möglich ist, nachträglich eine Wand des WCs zu versetzen“.

Bis gestern hatte der KIS vorgesehen, dass sich Besucher im Elektro-Rollstuhl künftig von Begleitern oder Theaterpersonal in einen kleineren Handrollstuhl umheben lassen, falls sie die Toilette aufsuchen wollen. Dieser sollte noch bis zur Premiere angeschafft werden, so die Stadtverwaltung. Auch die Theatermitarbeiter sollten entsprechend geschult werden. Nun will die Bauleitung sogar den Architekten Gottfried Böhm anschreiben: Denn die von Böhm entworfenen Theaterstühle seien eine Gefahr für Sehbehinderte: Diese könnten mit ihren Stöcken die Hindernisse nicht ertasten, weil sie „freischwebend“ eingebaut sind. Der Behindertenbeirat hat nun gefordert, dass Sitzbänke verblendet werden.

Der HOT-Geschäftsführer nahm gestern den KIS in Schutz: Das WC-Problem sei händelbar, so Volkmar Raback. Er sei überrascht, dass aus der Situation ein so großes Problem werde. Zumal nur die elektrischen Rollstühle nicht in die Toiletten passten und sich in der oberen Büro-Etage ein größeres Behinderten-WC befindet. Raback wies auch Bewers Vorwurf zurück, dass zu Lasten der Barrierefreiheit und Behindertenfreundlichkeit gespart wurde. Sicherlich sei nicht alles ideal, „aber das kommt ja bei jedem Bauwerk vor“, so Raback.

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