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Bauprojekte: Neues Boardinghaus am Hauptbahnhof

Veränderungen im Stadtbild geplant: Der Potsdamer Gestaltungsrat billigt einen Semmelhaack-Bau am Bahnhof und Pläne für Wohnen am Wiesenpark.

Innenstadt - Das Stadtbild östlich vom Potsdamer Hauptbahnhof wird sich in den nächsten zwei Jahren völlig verändern. Die Unternehmensgruppe Semmelhaack stellte am Mittwoch im Gestaltungsrat ihre Pläne für ein Hotel mit Boardinghaus im Anschluss an die Bahnhofspassagen vor. In den vergangenen Wochen haben hierzu bereits Beräumungen und Fällungen stattgefunden.

Zunächst sind zwei quadratische Baukörper, die auf der nördlichen Seite an die Babelsberger Straße und auf der Sonnenseite an die Friedrich-List-Straße grenzen, vorgesehen. „Wir beginnen mit der Hälfte des 17000 Quadratmeter großen Grundstücks“, informierte Berko Dibowski. Was genau auf der Restfläche geplant ist, wurde im Gestaltungsrat nicht besprochen. Für den Entwurf des Braunschweiger Architekten Uli Schneider für das Hotel-Boardinghaus-Projekt gab es zwar Kritik, etwa von Ulla Luther, die von „knallharten Brocken“ sprach. Am Ende gab der Gestaltungsrat aber sein Okay: „Wir sind zufrieden.“

Ganz ohne Veränderungen dürfte dieses Projekt aber nicht abgehen. Mora Pinarski monierte die „nüchterne Anmutung“ der jeweils über fünfzig Meter langen Lochfassaden mit gleichförmigen Fenstern. Sie könne sich unterschiedliche Materialien vorstellen, damit das Ganze nicht so streng wirke. Regina Poldi sprach sich für zwei bis drei unterschiedliche stehende Fensterformen aus, um die eintönige Anmutung aufzulockern. Alle diese Forderungen und auch die nach einer „weichen Linie“ in dem Einerlei dürften unerfüllt bleiben. Immerhin hatte sich Dibowski sofort für einen Workshop über die Materialien ausgesprochen. Dann könnte auch die Frage beantwortet werden, was auf den Dächern der Fünfgeschosser mit Tiefgarage stattfindet.

Der Semmelhaack-Manager sagte zur Nutzung: „Wir sind überzeugt davon, dass an dieser Stelle ein Hotel sehr, sehr gut passt.“ Das Boardinghaus richtet sich vorwiegend an Berufstätige, die für einen begrenzten Zeitraum in Potsdam arbeiten und wohnen – ein ähnliches Projekt gibt es in der Schiffbauergasse (PNN berichteten). Dibowski schwärmte für den Standort Hauptbahnhof: Ein besserer Standort würde sich nicht bieten.

Ein zweites Semmelhaack-Projekt kam bereits zum zweiten Mal und überarbeitet vor die Expertenrunde: Am Kreisel und auf der Friedrich-List-Straße bis vor das Umspannwerk plant Semmelhaack 212 Wohnungen, meist Zweizimmer-, aber auch Dreizimmerwohnungen. Wegen der nahen Nuthe ist das ein attraktiver Wohnstandort, den Landschaftsarchitekt Dirk Heidemann unter seine gestaltenden Hände genommen hat. „Es ist deutlich besser geworden“, lobte Luther.

Das Büro Schneider + Sendelbach Architekten ist von der kasernenartigen Gestaltung des ersten Entwurfs abgerückt und zeigte sieben Würfel mit fünf Etagen. Dadurch entsteht eine Fortsetzung des bereits vor dem Kreisel an der Babelsberger Straße umgesetzten Baustils. Sorge bereitet den Fachleuten noch die Erschließung. „Niemand will über einen Parkplatz laufen, um in seine Wohnung zu kommen.“ Ulla Luther war auch mit der großen Zahl von Zweizimmerwohnungen nicht zufrieden. Die Bauherren sollten an die Zukunft denken und an den Wohnungsbedarf von Familien, mahnte sie. Insgesamt stimmten die fünf Gestaltungsratsmitglieder der Bebauung zu. Im nächsten Jahr dürften die Häuser bereits bezugsfertig und der von Heidemann gestaltete Uferpark erlebbar sein.

Der Gestaltungsrat hatte außerdem über ein zweites großes Bauvorhaben an der Erich-Mendelsohn-Allee im Bornstedter Feld zu entscheiden. In unmittelbarer Nähe zum Wiesenpark und der Viereckremise plant die „Hanseatische Immobilien Treuhand“ aus Hamburg 135 Wohnungen in Mehrgeschossern und Einfamilienhäusern. „Wir wissen nicht, was auf der anderen Straßenseite passiert“, sagte der Architekt Peter Ruschepaul. Ratsmitglied Christian Rapp hatte nämlich nach der Vorstellung der Baupläne eine „übergreifende Gestaltung“ am Volkspark angemahnt.

Die idyllischen Bilder, welche die Bauherren von den Mietergärten und einer Promenade mit Spielgeräten zeigten, könnten durch ein geplantes Einkaufszentrum leicht in Mitleidenschaft gezogen werden. „Ein Mietergarten, der an ein Einkaufszentrum grenzt, ist nicht attraktiv“, so Rapp, der im vergangenen Jahr für die Pro Potsdam GmbH an zwei Wettbewerben im Bornstedter Feld beteiligt war. Es gehe bei der „übergreifenden Gestaltung“ unter anderem um Farben und Materialien. Rapp schlug eine gemeinsame Beratung der Architekten mit der Pro Potsdam vor, um diese Aspekte zu beraten. „Dieses Angebot nehmen wir gern an“, sagte Ruschepaul, der bei der Handseatischen Immobilien Treuhand als Projektentwickler fungiert. Insgesamt hat der Gestaltungsrat die vorgelegten Pläne wohlwollend aufgenommen, sodass mit einer baldigen Verwirklichung zu rechnen ist. Nicht ganz klar ist dabei, ob und welchem Umfang Teile des Wiesenparkes, auf dem sich unter anderem eine Frisbee-Golf-Anlage befindet, in Anspruch genommen werden.

Günter Schenke

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