zum Hauptinhalt
Jetzt wird’s eng. Bis zur Einmündung in die Nedlitzer Straße sind die Gleise schon größtenteils verlegt. Den Weiterbau über die Nedlitzer Straße sorgt nun dafür, dass ab dem 2. Mai auch die Fahrbahn verlegt werden muss und die Straße nur noch stadtauswärts befahrbar sein wird.

© Sebastian Gabsch

Bau der Tramstrecke zum Jungfernsee: Potsdams Norden droht Superstau

Den chronisch staugeplagten Berufspendlern aus dem Potsdamer Norden stehen schwere Monate bevor. Denn nun beginnt die entscheidende Phase beim Neubau der Tramstrecke zum Jungfernsee.

Von Peer Straube

Potsdam - Reik Becker überlegt nicht lange. „Undenkbar“, sagt Potsdams Verkehrsmanager auf die Frage, was denn passiere, wenn kein Pendler während der heißen Phase des Neubaus der Tramstrecke zum Jungfernsee sein Auto stehen lässt und auf Fahrrad oder Bus umsteigt. „Das kann die Potsdamer Straße nicht bewältigen.“

Stadt und der Verkehrsbetrieb ViP hatten am Montag zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen, um über den Baufortschritt der neuen Tramstrecke zu informieren und noch einmal öffentlich um Verständnis für die damit verbundenen erheblichen Einschränkungen für Autofahrer zu werben. Denn ab Dienstag, dem 2. Mai, stehen Berufspendler aus dem Potsdamer Norden vor ihrer bislang wohl größten Geduldsprobe. Dann beginnt der Verkehrsbetrieb ViP mit dem Bau der Gleisanlagen auf der Nedlitzer Straße. Die ist dann bis zum Jahresende nur als Einbahnstraße in Richtung Norden nutzbar – mit Ausnahme der Sommerferien, in denen sie komplett für den Autoverkehr gesperrt ist. Jeglicher stadteinwärtiger Verkehr muss sich ab kommender Woche über die Amundsen- und die Potsdamer Straße in Richtung Innenstadt quälen. Allzu viel tun, um das zu erwartende Stauchaos zu lindern, kann die Stadt nicht. „Man kriegt eben nur so viel Wasser durch den Gartenschlauch, wie durch den Schlauch hindurchpasst“, beschreibt Becker das Dilemma. Reguliert wird, was reguliert werden kann: Die Ampelschaltungen an der Nedlitzer und der Amundsenstraße beispielsweise sollen so optimal wie möglich an die Verkehrsströme angepasst werden.

Pendler werden gebeten, ihr Auto stehen zu lassen

Die wichtigste Maßnahme aber ist der Appell an alle Pendler, das Auto zu Hause zu lassen und stattdessen mit dem Rad oder mit dem Bus zu fahren. 21 000 Autos rollen täglich durch die Potsdamer Straße, 19 000 sind es auf der Nedlitzer Straße. Würden die alle zusätzlich auf die Potsdamer Straße ausweichen, käme der Verkehr dort in den Stoßzeiten wohl komplett zum Erliegen. Wer um jeden Preis auf das Auto angewiesen ist, hat nun zwei Möglichkeiten. Wer kann, solle außerhalb der Stoßzeiten fahren, rät Becker. Also vormittags vor 7 oder nach 9.30 Uhr, nachmittags vor 15 oder nach 17.30 Uhr. Alternativ könnten Pendler ihr Auto am Plattner-Campus abstellen und dort in den Bus umsteigen. Rund 40 Parkplätze stünden rund um den Konrad-Zuse-Ring zur Verfügung, sagt Norman Niehoff, Bereichsleiter Verkehrsentwicklung im Rathaus.

Auch der ViP will reagieren. Bei Bedarf sollen im täglichen Berufsverkehr zwei zusätzliche Busse zwischen Neu Fahrland und dem Platz der Einheit pendeln, kündigt ViP-Geschäftsführer Oliver Glaser an. Bevorzugt werden die Buspendler ohnehin: Mit Ausnahme der Sommerferien, in denen die Nedlitzer Straße voll gesperrt ist, können die Busse nämlich im Gegensatz zum Autoverkehr in beide Richtungen rollen. Entsprechende Ampelschaltungen sollen’s richten.

Der neue Tramast soll im Dezember in Betrieb genommen werden

Die Verkehrseinschränkungen auf der Nedlitzer Straße sind nötig, weil die Bebauung am Abzweig von der Viereckremise so dicht ist, dass für den Bau des Gleisbetts auch die Fahrbahn verlegt werden muss – sie rückt näher an die westliche Straßenseite heran. Neben dem östlichen Gehweg, auf der Seite der Roten Kasernen, wird die neue Tramtrasse verlegt, auf einem 300 Meter langen Teilstück wegen der beschriebenen Enge eingleisig, bevor sie in Höhe des ehemaligen Exerzierhauses bis zum Konrad-Zuse- Ring wieder zweigleisig wird. Von der alten Endhaltestelle Viereckremise aus sind die Gleise inzwischen bereits bis zur Einmündung in die Nedlitzer Straße verlegt worden. Auch alle Oberleitungsmasten für die insgesamt gut 1,1 Kilometer lange Strecke stehen schon. ViP-Bauleiter Axel Mittelstädt ist sich sicher, dass der neue Tramast pünktlich zum Fahrplanwechsel im Dezember in Betrieb genommen werden kann. Auch der Kostenrahmen von 7,5 Millionen Euro werde eingehalten.

Für ViP-Chef Oliver Glaser ist das Vorhaben, immerhin der erste Neubau einer Tramstrecke in Potsdam seit 15 Jahren, ein „Meilensteinprojekt für den Nahverkehr“ in der Landeshauptstadt. Die Trasse werde die Nahverkehrserschließung des Potsdamer Nordens deutlich verbessern. Die Straßenbahn sei das zuverlässigste und beliebteste Nahverkehrsmittel, so Glaser. Während Busse häufig im Stau ständen, rolle die Tram einfach daran vorbei. Wenn die neue Strecke im Dezember eröffnet wird, soll man in 19 Minuten vom Jungfernsee-Campus zum Hauptbahnhof gelangen können. Zeitgleich soll in der Wendeschleife der Tram am Konrad-Zuse-Ring auch ein neuer Park-and-ride-Platz fertig werden, der Platz für 70 Autos bietet. Perspektivisch soll noch ein zweiter gebaut werden – mit weiteren 50 Stellplätzen.

+++

Die Stadt Potsdam hat die geplanten Baumaßnahmen für dieses Jahr vorgestellt. Die PNN geben einen Überblick über die zehn größten Staufallen.

+++

Zur Startseite