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Uwe Kellermann vor der Liste der Spender, die im März das Café Kellermann unterstützt hatten. (mit Astrid Buzin von SoupWorld (l.), und Petra Walter-Streitz vom Jojo-Reise-und Trekkingladen)

© Andreas Klaer

Update

Babelsberger Szene-Treff: Kellermann zahlt Spenden zurück

Erst stand es kurz vor der Corona-Pleite, dann halfen Stammgäste und Freunde dem geschlossenen Café Kellermann zu überleben. Doch nun gibt es doch noch Staatshilfe.

Von Carsten Holm

Potsdam - Das kommt nicht oft vor: 400 Stammgäste des Babelsberger Cafés Kellermann haben im Januar Geld gespendet, um den beliebten Szenetreff vor der Pleite zu bewahren – wer jetzt etwas davon zurückbekommen möchte, kann sich melden. „Völlig überraschend haben wir doch noch die staatliche Hilfe für November und Dezember bekommen”, sagte Inhaber Uwe Kellermann den PNN am Sonntagabend „und wir wollen gerade den Unterstützern, die es nicht so dicke haben, anbieten, ihre Spenden ganz oder zum Teil zurückzuzahlen.”

Angebot zur Spenden-Rückzahlung: "Mich ehrlich machen"

Am heutigen Montag (3.5.) will der 47 Jahre alte Gastronom ein Video auf Youtube stellen, mit dem er sich nochmals für die Hilfe der Gäste bedankt und das Angebot zur Rückzahlung macht. „Ich wollte mich bei euch ehrlich machen”, sagt er darin. Das Café war wegen einer hochproblematischen Regelung über die staatlichen Corona-Zuschüsse zunächst von einer Unterstützung ausgeschlossen worden, weil er sein Café zwar monatelang schließen musste, er aber einen sogenannten Mischbetrieb führt – schräg gegenüber unterhält er im Herzen von Babelsberg auch einen Regioladen mit lokalen Produkten, der geöffnet bleiben durfte. Das war Grund genug, ihm Staatsgelder zu versagen, obwohl er für das Café die hohen Mietkosten weiterhin aufbringen musste, aber ohne Einnahmen zu haben.

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Schweren Herzens rief Kellermann im Januar zu einer Spendenaktion auf, um das Überleben zu sichern. Denn er hatte im Vertrauen auf die Staatshilfen seinen Mitarbeitern das Kurzarbeitergeld aus eigener Tasche bezahlt, die 30.000 bis 35.000 Euro erwartbare Hilfe, darauf vertraute er, würden das Minus ausgleichen.


Die Gäste fürchteten um ihr Lieblingslokal und wollten es retten. Innerhalb von nur sechs Tagen gingen über 25.000 Euro bei ihm ein, manche spendeten 10, manche 200, einer sogar 1000 Euro. Insgesamt belief sich die Spendensumme auf gut 30.000 Euro –  die Miete war gesichert. Es traf sich gut, dass in den Räumen des Cafés in Kooperation mit der Linden-Apotheke zuletzt noch eine Corona-Teststelle eingerichtet wurde. 

Für die Monate Januar bis März, in denen das Kellermann geschlossen war und nur Außer-Haus-Verkauf anbot, gibt es keine Staatsgelder, obwohl die Miete weiterhin fällig geworden ist. Kellermann will jetzt rund 15.000 Euro, die von dem Spendenaufkommen übrigbleiben könnten, auf Wunsch zurückgeben. 

Zuschüsse dank Hilfe aus Bayern

Kellermann ist davon überzeugt, dass sein Café die Kehrtwende in der staatlichen Zuschusspolitik bei sogenannten Mischbetrieben den bayerischen Brauereigasthöfen zu verdanken hat. Die waren wie das Café Kellermann und Kellermanns Regioladen als Mischbetriebe eingestuft worden: Gaststätte und Brauerei wurden als zwei Einnahmequellen bewertet. 

Mitte März entschied das Bundeswirtschaftsministerium nach massivem Protest aus Bayern, den Gaststättenanteil eines Unternehmens unabhängig von den Umsätzen des restlichen Unternehmens bei den Hilfen für November und Dezember zu berücksichtigen – mit bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes aus dem Vorjahr, wenn sie wegen der Pandemie zwangsweise geschlossen wurden. 

An der Seite Kellermanns hatten Petra Walter-Streitz vom Jojo-Trekkingladen und Astrid Buzin von der SoupWorld gekämpft, weil auch sie als Mischbetriebe klassifiziert und von den Hilfen für November und Dezember ausgeschlossen worden waren. Walter-Streitz betreibt als zweites Standbein ein Reisebüro, Buzin vertreibt als zweiten Geschäftszweig ein Memory-Spiel. „Unsere Bemühen blieben bisher ohne Ergebnis”, sagte Buzin am Montagmorgen den PNN.

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