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Der Turm der Garnisonkirche wächst zusehends.

© PNN / Ottmar Winter

Ausstellung zum Wiederaufbau: Garnisonkirchen-Stiftung will im Sommer Konzept präsentieren

Seit Jahren wartet die Öffentlichkeit auf ein detailliertes Konzept zur inhaltlichen Arbeit in der Garnisonkirche. Jetzt gibt es erste Fortschritte zu vermelden. 

Von Peer Straube

Potsdam - Der Turm der Garnisonkirche wächst ungeachtet aller Querelen um das Projekt – nun soll es auch inhaltlich vorangehen. Bis zum Sommer will die Garnisonkirchen-Stiftung ein Ausstellungskonzept vorlegen, wie Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg am Mittwoch vor Journalisten ankündigte. Die Potsdamer Historikerin Maria Schultz, bis vor kurzem stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Leistikowstraße, sei mit der Erarbeitung beauftragt. Schultz habe in den letzten Monaten bereits verschiedene Gespräche geführt, Zeitzeugen interviewt und mit dem Aufbau einer Sammlung begonnen, so Eschenburg. Die neue Ausstellung solle zudem eng mit der geplanten pädagogischen Arbeit im Kirchturm „verzahnt“ werden, sagte der Stiftungsvorstand. Zum 1. April werde dazu eine „fachkompetente Person“ ihre Arbeit aufnehmen.

Wann das komplette Konzept vorliegt, ist offen

Offen ließ Eschenburg, wann das seit Langem angemahnte vollständige Nutzungskonzept für die Versöhnungsarbeit in der Garnisonkirche vorliegen wird. Man führe „sehr gute, intensive Gespräche“, auch mit dem wissenschaftlichen Beirat der Garnisonkirche, etwa darüber, mit welchen Partnern man künftig zusammenarbeiten wolle oder welche Veranstaltungen in den im Turm geplanten Seminarräumen durchführen wolle. Ende dieses Jahres, so Eschenburg, hoffe man in dieser Hinsicht „einen Schritt weiter“ zu sein. Wie berichtet hatte der Historiker Paul Nolte, der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats, in einem PNN-Interview im vergangenen Jahr deutliche Kritik an der bisherigen inhaltlichen Arbeit der Garnisonkirchen-Stiftung geübt und ein schnelleres Vorgehen angemahnt.

Zahlreiche Veranstaltungen geplant

Garnisonkirchen-Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst verwies gestern in diesem Zusammenhang auf zahlreiche Veranstaltungen zur Versöhnungsarbeit und zur kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte der Kirche, die bereits jetzt in der Nagelkreuzkapelle stattfänden. Auch in diesem Jahr sei diesbezüglich einiges geplant. So gebe es anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar einen Vortrag zum jüdischen Widerstand. Am 21. März, dem Jahrestag des sogenannten Tags von Potsdam, bei dem Hitler und Hindenburg sich 1933 vor der Kirche die Hand schüttelten, findet ein Gedenkgottesdienst und ein Vortrag über die Zerschlagung des linken Widerstands in den 190er-Jahren statt. Am 25. April soll es einen Gottesdienst zum CSD geben, auch bei den zentralen Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober in Potsdam werde man sich präsentieren, kündigte Eschenburg an.

Baustelle bekommt einen Fahrstuhl

Beim Wiederaufbau des Turms liege man im Zeit- und Kostenplan, so der Stiftungsvorstand. Derzeit arbeiten die Maurer am dritten Obergeschoss, man hoffe, dort im Februar die Decke schließen zu können. Ziel sei es, zum Jahresende eine Höhe von 35 bis 40 Metern zu erreichen. Im Sommer 2022, so der Plan, soll der dann knapp 90 Meter hohe Kirchturm in Betrieb genommen werden.

Eine gute Nachricht gibt es für mobilitätseingeschränkte Besucher. Im ersten Quartal soll an dem Bauwerk ein Lastenaufzug montiert werden, der auch für die Personenbeförderung zugelassen ist. Damit können erstmals auch barrierefreie Führungen auf der Baustelle angeboten werden.

Vier Millionen Euro fehlen noch

Ob der Turm Mitte 2022 mit all seinem barocken Zierrat, Turmhelm und Glockenspiel zu erleben sein wird, ist allerdings ungewiss. Trotz im vergangenen Jahr üppig aufgestockter Bundesförderung – Berlin stellt nunmehr mit wie berichtet 20,25 Millionen Euro die Hälfte der Projektkosten zur Verfügung – klafft in der Finanzierung noch immer ein Loch von knapp vier Millionen Euro. Dieses versuche man, durch weitere Spenden zu schließen, sagte Eschenburg.

Erste Gespräche zur Machbarkeitsstudie

Unklar ist auch, wann die von Bund mit weiteren 750 000 Euro geförderte Machbarkeitsstudie zum Kirchenschiff vorliegt. In den nächsten Wochen seien diesbezüglich Gespräche mit den zuständigen Behörden geplant, sagte Eschenburg. Dem wolle man nicht vorgreifen. Um das Kirchenschiff wird bekanntlich derzeit erbittert gestritten. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte den Bau einer Jugendbegegnungs- und -bildungsstätte anstelle eines Kirchenschiffs vorgeschlagen, die CDU und die Initiative Mitteschön fordern eine äußerlich originalgetreue Wiedererrichtung. Das Thema soll Freitag nächster Woche auf einer Sondersitzung des Hauptausschusses ausführlich diskutiert werden.

Am Mittwochabend wollte die Stiftung ihren Neujahrsempfang feiern. Als Festredner war Ufa-Chef und Filmproduzent Nico Hofmann („Charité“) eingeladen.

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