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Augenarzt Volker Rasch führt in seiner Potsdamer Augenklinik schätzungsweise mehr als 2000 Eingriffe pro Jahr durch.

© Andreas Klaer

Arzt Volker Rasch: Der Augenspezialist aus Potsdam

Seit 25 Jahren betreut Augenarzt Volker Rasch Patienten im Graefe-Haus, darunter Olympia-Sportler. Doch seine steile bundesweite Karriere hat einen Knick. 

Potsdam - Es war ein rauschendes Fest. Etwa 150 Gäste feierten den 25. Geburtstag der Potsdamer Augenklinik. Erst um halb vier Uhr seien die Lichter im ehemaligen Restaurant „Starstecher“ gelöscht worden, sagt Augenarzt und Klinikleiter Volker Rasch. Er selbst sei aber nicht bis zum Schluss geblieben, ergänzt der 70-Jährige. Sein Sohn habe hinter den letzten Gästen abgeschlossen.

„Ich komme aus einer Optikerfamilie“, sagt Rasch. Schon während des Abiturs sei ihm klar gewesen, dass er Augenarzt werden wollte. Anfang der 1980er Jahre arbeitete Rasch an der Berliner Charité, danach wurde er Oberarzt am Bezirkskrankenhaus Potsdam, dem heutigen Klinikum Ernst von Bergmann. Schon früh hat er sich auf die Behandlung des Grauen Stars spezialisiert. Seine Hoffnung sei es gewesen, als anerkannter Spezialist einen Reisepass zu bekommen, um zu Konferenzen ins westliche Ausland reisen zu können. „Das war eine große Motivation“, sagt er.

2017 war Volker Rasch auch Gast der Tulip-Gala in der Metropolishalle. Damals wurden für Parkinson-Erkrankte mehr als 70.000 Euro gespendet. 
2017 war Volker Rasch auch Gast der Tulip-Gala in der Metropolishalle. Damals wurden für Parkinson-Erkrankte mehr als 70.000 Euro gespendet. 

© Manfred Thomas

Linsen-Implantate aus dem Keller

Kurz vor Ende der DDR plante der umtriebige Mediziner den Schritt in die Selbstständigkeit. Im Keller des Elternhauses in Falkensee sollte eine Manufaktur für Linsen-Implantate entstehen. Diese Spezialprodukte gab es in der DDR nur als West-Importe. Die notwendigen Geräte baute er mit der Hilfe von Bekannten selbst. Tatsächlich stellten die Behörden eine offizielle Genehmigung aus – allerdings erst nach dem Mauerfall, Anfang 1990. Da hatte Rasch schon ein anderes Vorhaben im Kopf: ein privates Klinikum mit Forschungsabteilung.

Ein idealer Standort sei das Eckhaus in der Hans-Thoma-Straße gewesen, gebaut 1912 als Wohnhaus für wohlhabende Bürger. In der Nachkriegszeit saß dort die Augen-Poliklinik. Zur Wendezeit habe sich das Haus in einem erbärmlichen Zustand befunden. Im Keller habe das Grundwasser gestanden, erinnert sich Rasch. Alte Fotos zeigen eine verrottete Fassade. Eine Kreditzusage der Bank hatte Rasch anfangs noch nicht. Die Eigentümerin ließ ihn dennoch mit den Bauarbeiten beginnen. Auch Baufirmen hätten zunächst ohne Bezahlung gearbeitet und allein auf sein Wort vertraut, sagt Rasch. So seien 200.000 Deutsche Mark verbaut worden, bevor die Finanzierung stand. „Das wäre heute nicht mehr vorstellbar“, sagt Rasch.

Rasch hat 50 Patente angemeldet

Das sanierte Haus benannte er nach Albrecht von Graefe, einem Mitbegründer der modernen Augenheilkunde. Dass dessen Urenkelin bei der Eröffnung dabei war, erzählt er nicht ohne Stolz. Zuerst eröffnete die Augenarztpraxis, kurz danach die Klinik für Privatpatienten und Selbstzahler. 1992 führte Rasch nach eigenen Angaben die erste ambulante Augenoperation auf dem Gebiet der neuen Bundesländer durch. Ab 1995 bot er auch Laseroperationen an.

Vor der Wende habe er mit Bewunderung auf die Errungenschaften der Augenmedizin im Westen geschaut, sagt der Arzt und Unternehmer. Später seien ihm auch Missstände aufgefallen. Doch das sei kein Grund zu verzagen. „Wenn etwas nicht in Ordnung ist, sucht man einen neuen Weg“, sagt er. Als Erfinder habe er zahlreiche neue Implantate und medizinische Verfahren entwickelt und insgesamt etwa 50 Patente angemeldet. „Die besten Lösungen sind oft einfache Sachen, man muss nur darauf kommen.“

Gegen Rasch wurde wegen Abrechnungsbetrug ermittelt

Rasch erfand zum Beispiel ein spezielles Implantat, das bei Defekten der Iris hilft. 1995 wurde Rasch nach New York eingeladen, wo er gemeinsam mit einem amerikanischen Arzt die erste entsprechende Operation durchführte. Sogar die Tagesthemen berichteten damals über den Augenspezialisten aus Potsdam.

Doch es gibt auch eine Episode, die Volker Rasch sichtlich unangenehm ist. 2000 leitete die Mannheimer Staatsanwaltschaft bundesweite Ermittlungen gegen 20 Ärzte ein wegen Abrechnungsbetrugs. Einer von ihnen war Rasch. Die Augenklinik hatte Linsen-Implantate eingekauft und dann mit Gewinn an die hauseigene Praxis weiterverkauft. Dass das unzulässig war, habe er nicht gewusst, sagt Rasch heute. Ein Anwalt, dem er vertraut habe, habe ihm das Geschäftsmodell empfohlen. Am Ende stand eine Bewährungsstrafe. „Da habe ich Fehler gemacht“, gibt der Arzt heute zu. Doch Rasch durfte weiterarbeiten – und startete sofort wieder durch.

Er betreute auch Olympia-Sportler

2004 reiste er als Augenarzt der deutschen Mannschaft zu den Olympischen Spielen nach Athen. Bis 2016 war er bei jedem Wettkampf dabei, behandelte unter anderem die Potsdamer Kanu-Olympiasieger Fanny Fischer und Tim Wieskötter. Heute unterstützt die Augenklinik die Handball-Bundesliga. Außerdem leistet das Unternehmen ehrenamtliche Hilfe für Patienten mit grauem Star in Tansania. Raschs Sohn Maximilian war bereits zweimal in dem afrikanischen Land, der 25-jährige studiert Medizin.

„Ich hoffe ja, dass mein Sohn einmal in meine Fußstapfen tritt“, sagt der Vater. „Aber ich möchte ihn nicht unter Druck setzen.“ Klinik und Praxis führen heute zusammen mehr als 2000 Eingriffe pro Jahr durch, schätzt Rasch. Inzwischen gehört auch ein Café und eine Pension zum Familienunternehmen. Dort können Patienten von außerhalb ein Zimmer buchen und ihre Behandlung mit einem Urlaubswochenende in Potsdam verbinden.

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