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Das Hotel Mercure in Potsdam ist vorerst geschlossen.

© Andreas Klaer

Arbeitsmarkt in der Corona-Pandemie: Potsdam von Corona brandenburgweit am härtesten getroffen

Die Coronakrise mit Einschränkungen für Tourismus und Gastronomie sorgte 2020 auf dem Potsdamer Arbeitsmarkt für erhebliche Bremsspuren. Um ein Fünftel stieg die Arbeitslosenzahl. Doch es gibt auch positive Zeichen.

Potsdam - Der Potsdamer Arbeitsmarkt ist von den Folgen der Corona-Pandemie am stärksten im Land Brandenburg getroffen. Ursache sei, dass mit Tourismus und Gastronomie zwei wichtige Branchen der Stadt besonders von den Einschränkungen seit dem Jahr 2020 betroffen waren, sagte Ramona Schröder, die neue Leiterin der Regionaldirektion Berlin Brandenburg der Bundesanstalt für Arbeit, am Dienstag.

Schröder leitet die Behörde mit rund 12500 Mitarbeitern in beiden Bundesländern seit Anfang Dezember. In Berlin gibt es drei Agenturbezirke, in Brandenburg sind es fünf. Vorher war Schröder sieben Jahre lang Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur.

Ramona Schröder kennt sich in Potsdam aus.
Ramona Schröder kennt sich in Potsdam aus.

© Andreas Klaer

Ein weiterer Faktor spielt bei der Entwicklung in Potsdam und anderen Kommunen im Berliner Umland eine Rolle: Unter normalen Umständen ist die Nähe zu Berlin für Potsdamer Arbeitnehmer eher ein Vorteil, weil sich in der Metropole so viele Jobmöglichkeiten bieten, die es in Potsdam in der Menge nicht gibt. Jahrelang ging es auch auf dem Berliner Arbeitsmarkt nur aufwärts. Doch seit Beginn der Coronakrise leidet der Arbeitsmarkt dort. Auch in Berlin sind besonders Tourismus und Gastronomie betroffen. "Wegen der internationaleren Ausrichtung wirkt sich das in Berlin stärker aus als in Brandenburg", so Schröder. Wie viele Pendler genau im Zuge der Pandemie ihren Job verloren haben, lasse sich aber nicht sagen.

Dank staatlicher Unterstützungen und Kurzarbeit sei die Lage auch auf dem Potsdamer Arbeitsmarkt aber insgesamt stabil. Laut der am Dienstag veröffentlichten Statistik der Arbeitsagentur waren im Dezember 5804 Potsdamer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum November erhöhte sich die Arbeitslosenzahl um 55. Ein Anstieg in dieser Jahreszeit ist üblich - beispielsweise, weil wegen des beginnenden Winters weniger gebaut wird. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,0 Prozent. Im November lag sie bei 5,9 Prozent.

Ein Fünftel mehr Arbeitslose in Potsdam

Die Auswirkungen der Coronakrise wird in der Statistik im Vergleich mit dem Dezember 2019 deutlich: Seinerzeit waren in Potsdam 970 Arbeitslose weniger gemeldet. Die Quote lag bei 5,1 Prozent. Seither hat sich die Zahl der Arbeitslosen in der Landeshauptstadt also um rund ein Fünftel erhöht. Am stärksten wuchs die Arbeitslosigkeit bei Menschen zwischen 15 und 25 Jahren und bei schwerbehinderten Menschen mit jeweils mehr als 30 Prozent. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen - also der Menschen die bereits seit mehr als zwölf Monaten einen Job suchen - legte im Jahresvergleich um 37,9 Prozent zu. Wer also schon vor der Krise keinen Job hatte, fand dann erst recht keine neue Arbeit.

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Der gewachsenen Zahl von Arbeitslosen in Potsdam steht eine kleine Zahl an offenen Stellen gegenüber. Genau 1582 unbesetzte Arbeitsstellen waren der Arbeitsagentur in Potsdam im Dezember gemeldet. Das waren 64 weniger als im November und 329 weniger als vor einem Jahr. 

Die Coronakrise hat also einen jahrelangen Aufschwung am Potsdamer Arbeitsmarkt gebrochen. Allerdings wurden ähnliche Werte vor wenigen Jahren noch als Erfolgsmeldung gefeiert. Beispielsweise meldete die Arbeitsagentur vor genau drei Jahren mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent ein Rekordtief bei der Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung.

Seit Anfang November ist die Gastronomie weitgehend geschlossen.
Seit Anfang November ist die Gastronomie weitgehend geschlossen.

© Ottmar Winter PNN

"Corona wird die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt weiter dämpfen", sagte Schröder. Zumal der Stichtag für die am Dienstag vorgelegte Statistik der 10. Dezember war. Am 16. Dezember wurden schärfere Corona-Regeln wirksam, unter anderem mussten viele Geschäfte vorerst schließen. Zuvor war bereits  im November die Gastronomie geschlossen worden. Es hängt also auch am Arbeitsmarkt viel von der Bekämpfung der Pandemie ab. Ein Vorteil für Potsdam könne sein, dass in der Stadt öffentliche Verwaltungen sowie die Gesundheits- und Sozialbranche stark vertreten sind. "Das sind die tragenden Branchen des Arbeitsmarkts trotz Corona", so Schröder. Teilweise hat sich der Personalbedarf durch die Pandemie sogar erhöht.

Für 2021 ist man bei der Arbeitsagentur dennoch verhalten optimistisch. Neben der Hoffnung auf eine erfolgreiche Impfkampagne geht das auch auf Erfahrungen aus dem ersten Lockdown zurück. Seinerzeit habe es im April, Mai und Juni auch einen Ausschlag der Arbeitslosenzahlen nach oben gegeben. Anschließend habe die Arbeitslosigkeit aber wieder kontinuierlich abgenommen.

Arbeitsmarkt in der Mittelmark weiter stabil

Der Arbeitsmarkt in Potsdam-Mittelmark ist insgesamt weniger getroffen von den Auswirkungen der Krise. Im Dezember waren im Landkreis 4901 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 77 mehr als im November und 440 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag unverändert bei 4,2 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 3,9 Prozent.

Bei der Potsdamer Handwerkskammer (HWK), die für den gesamten Westen des Landes verantwortlich ist, ist man trotz der massiven Einschränkungen im Wirtschaftsleben zum Jahresende tatsächlich optimistisch: Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Zahl der in die Handwerksrolle der Handwerkskammer Potsdam eingetragenen Handwerksbetriebe mit 17.463 Betrieben konstant. In Potsdam waren es 1842 Betriebe. Man hoffe, dass die Betriebe mit den Unterstützungsangeboten von Bund und Land das Schlimmste abfedern und bald wieder richtig durchstarten können, so HWK-Sprecherin Ines Weitermann. "Auch in Potsdam sucht jeder Betrieb Fachkräfte. Daran hat die Pandemie nichts geändert. Steigen wird auch in Potsdam die Zahl der gesuchten Betriebsnachfolger."

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