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Ein Handymast in der Berliner Vorstadt, der im Oktober aufgestellt wurde, sorgt für Kritik der Anwohner. Er ist der dritte Mast, der in der Gegend steht. Anwohner haben jetzt ein gemeinsames Treffen mit dem Netzbetreiber initiiert.

© Ottmar Winter

Anwohner in Sorge: Strahlen in der Berliner Vorstadt

Ein neuer Vodafone-Mobilfunkmast beunruhigt Anwohner in der Berliner Vorstadt – sie befürchten Gesundheitsschäden.

Von Birte Förster

Potsdam - Ein Vodafone-Mobilfunkmast, der im Oktober vergangenen Jahres auf einem Hausdach in der Berliner Vorstadt montiert worden ist, sorgt derzeit für Kritik. Anwohner in dem Gebiet zwischen Menzelstraße und Rembrandtstraße kritisieren, dass die Nähe des Mastes zu ihren Wohnungen zu Gesundheitsschäden führen könne. 

Wie kann so etwas in Deutschland genehmigt werden?“, monierte Eve Büchner bei einem von ihr initiierten Treffen mit drei weiteren Anwohnern, Vodafone-Vertreter Helmut Zietz sowie Michael Bauske, Sachverständiger für Baubiologie und Umweltanalytik, auf einem kleinen Parkplatz in der Nähe des betroffenen Hauses.

In unmittelbarer Nähe des neuen Mastes seien bereits zwei andere Mobilfunksendemasten, so Büchner. Messungen in ihrem Haus, das in einigen Metern Entfernung zu dem Gebäude mit dem Mast auf dem Dach steht, hätten einen Wert von 50.000 Mikrowatt Strahlung pro Quadratmeter in der Stunde ergeben, so Büchner. In Deutschland zugelassen seien bis zu 100.000 Mikrowatt, das ist ihr bewusst. Trotzdem sieht sie bereits die 50.000 als kritisch an. 

Auch in dem Haus mit der Anlage auf dem Dach befürchten die Bewohner Gesundheitsschäden durch eine zu hohe Strahlenbelastung. „Es kann nicht sein, dass man in der Nähe von Familien Mobilfunkanlagen aufbaut“, betont Büchner.

Werte zu hoch

Auch Umweltbiologe Bauske sieht die Strahlenbelastung kritisch. „Die Werte in den Zimmern sind zu hoch“, sagt er. Die aktuelle Mobilfunktechnik sei veraltet. Gleichzeitig würden die Datenmengen, die darüber übertragen werden, immer größer – für die vorhandenen Geräte seiner Meinung nach zu viel. „Eine alte Technologie über das Durchtreten des Gaspedals aufrecht erhalten“, nennt Bauske das. Dadurch würde die Strahlenbelastung noch zunehmen. Welchen Einfluss das auf die Gesundheit von Anwohnern haben kann, erlebt er bei seiner täglichen Arbeit in Brandenburg und Berlin. „Ich komme meistens zu Kunden, die gesundheitliche Probleme haben“, sagt er. Darunter seien unterschiedliche Erkrankungen wie Morbus Crohn, Vergiftungssymptome oder Panikattacken und Schlafstörungen. „Die ganze Bandbreite der chronischen Erkrankungen.“ Etliche Studien hätten einen Zusammenhang zwischen dauerhafter Strahlenbelastung durch Mobilfunksendemasten und verschiedenen Krebserkrankungen festgestellt.

Helmut Zeitz von Vodafone sieht das anders. Der Einfluss der Strahlung sei gut erforscht. Die Strahlenbelastung in der Berliner Vorstadt, die durch die drei Mobilfunkmasten entsteht, sei durch die Bundesnetzagentur zugelassen worden. „Die Behörde macht auch Kontrollmessungen“, sagte er bei dem Treffen. Zeitz erklärte auch, dass der neue Mobilfunkmast bislang allerdings noch nicht in Betrieb sei. Bauske wiederum bezweifelt das aufgrund seiner vor Ort durchgeführten Messungen.

Die vor Ort entstehende Strahlenbelastung schätzt Zeitz als unbedenklich ein. Für den Personenschutz müsse lediglich ein Abstand von 2,73 Metern zum Mobilfunkmast eingehalten werden. Damit sei auch die Entfernung zur Dachgeschosswohnung in dem betroffenen Haus ausreichend. Büchner sieht das anders: Die Grenzwerte seien veraltet, seit 2013 seien sie nicht mehr überprüft worden, betont sie. Die vielen Studien zur Gesundheitsgefährdung durch Handymasten würden den Menschen Angst machen.

Alles legal

Dennoch können Mobilfunkanbieter wie Vodafone kaum für die Strahlenbelastung verantwortlich gemacht werden. Denn mit den dort gemessenen Werten bewegen sich die Anbieter im Bereich des Legalen, darin waren sich auch alle Beteiligten am Mittwoch einig. Dabei belassen wollen sie es deswegen nicht. „Ich werde mich in dem Bereich engagieren“, sagt Büchner. Und: „Die Gesetzgebung hängt aktuell hinterher.“ Sie setze sich dafür ein, dass die Grenzwerte in Deutschland heruntergesetzt werden. Auf ihre Initiative sei über das Büro der FDP-Bundestagsabgeordneten Linda Teuteberg eine parlamentarische Anfrage an die Bundesregierung gestellt worden. Ihre Frage laute, ob eine Gesundheitsgefährdung bei 4G und 5G, der neuen Generation der Mobilfunktechnik, ausgeschlossen werden könne.

Umweltanalytiker Bauske hingegen sieht weniger in der Bestimmung der Grenzwerte ein Problem, sondern empfiehlt die Umstellung auf komplett neue Technologien. Er schlägt zwei mögliche Lösungen vor, beide mit höherer Leistung und geringerer Strahlenbelastung: Bei der vom Berliner Fraunhofer-Institut entwickelten „Visible Light Communication“ (VLC) werden Signale mit Licht übertragen. In den USA werden sogenannte Femtozellen – Mini-Signalboxen – zusammen mit der 5G-Einführung genutzt.

Im Mai sollen die Messungen auf Wunsch der Anwohner vor Ort wiederholt werden. Zeitz sagte außerdem zu, auch das Innere der Häuser auf Strahlenbelastung zu überprüfen.

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