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Der Problembau Garnisonkirche animierte sicher viele Potsdamer zur Teilnahme am Bürgerhaushalt.

© Ottmar Winter

Anhörung zur Garnisonkirche: Gegner und Befürworter kommen zu Wort

Die Versammlung ist für den 24. Januar geplant. Thema der Anhörung ist auch die Kompromissidee von Oberbürgermeister Mike Schubert.

Potsdam - Für die von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) geplante große Anhörung zur Garnisonkirche stehen die neun sachverständigen Akteure aus der Stadtgesellschaft fest, die eingangs ihre jeweiligen Positionen darlegen sollen. Auf die Teilnehmer einigte sich der Hauptausschuss am späten Mittwochabend in nicht-öffentlicher Sitzung, wie Anwesende den PNN bestätigten.

Demnach sollen von der Seite der Befürworter des Wiederaufbauprojekts jeweils ein Vertreter der Fördergesellschaft und der Stiftung für die Garnisonkirche sprechen, außerdem ein Vertreter der Initiative „Mitteschön“ und des Evangelischen Kirchenkreises Potsdam. Auch die Gegner kommen zu Wort – sowohl die Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche und die Profilgemeinde „Die Nächsten“, als auch der Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam. Ferner werden der Verein zur Freundlichen Übernahme des Kreativhauses Rechenzentrum (Für) und auf Wunsch der Linken auch noch der Stadtjugendring eingeladen.

Die Zukunft des Rechenzentrums ist offen.
Die Zukunft des Rechenzentrums ist offen.

© Andreas Klaer

Sondersitzung am 24. Januar

Die Anhörung – formell eine öffentliche Sondersitzung des Hauptausschusses der Stadtverordnetenversammlung – ist für den 24. Januar geplant, ein Freitag. Ein Ort steht noch nicht fest, dafür mit 17 Uhr der Beginn. Zunächst sollen die eingeladenen Vertreter für fünf Minuten eine Position abgeben – und zwar zu dem von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) vorgeschlagenen Kompromiss, wonach unter anderem ein Jugendbegegnungszentrum anstelle eines Kirchenschiffs errichtet werden soll. 

Nach den Eröffnungsstatements, die schon Tage vorher auch in schriftlicher Form ausgereicht werden sollen, gibt es für die Stadtpolitik zwei zeitlich ebenfalls eingegrenzte Fragerunden. Ziel der Veranstaltung ist es, dass sich die Fraktionen abschließend zu Schuberts Idee positionieren können – wobei CDU und Grüne bereits Änderungsanträge formuliert haben.

Kritik an dem Verfahren war bereits am Mittwoch im Hauptausschuss laut geworden. Linke-Urgestein Hans-Jürgen Scharfenberg sagte am Donnerstag gegenüber den PNN, er halte die Redezeiten für zu kurz. Zudem sei Schuberts Ansatz falsch, sich zum Kirchenschiff zu positionieren – diese Frage solle künftigen Generationen überlassen werden.

Komplizierte Gemengelage

Die Gemengelage verkompliziert, dass zugleich über Erhalt oder Abriss des benachbarten Rechenzentrums gestritten wird, das einem Schiff der Garnisonkirche im Wege stünde. Eine Sanierung würde mehr als zehn Millionen Euro kosten, der Abriss und die repräsentative Gestaltung eines Stadtplatzes vor dem Turm der Kirche rund vier Millionen – „für eine Freifläche“, wie Schubert abschätzig bemerkte. Für den Abriss sprach sich CDU-Fraktionschef Götz Friederich aus. Die Kosten für die Sanierung seien so hoch, dass entsprechend auch die Mieten stiegen: „Man wird bei diesen Preisen niemand finden, der das nutzt.“ Die Entwicklung des als Ersatz geplanten Kreativquartiers in der Nähe müsse unbedingt vorangetrieben werden, twitterte die CDU später noch.

Einen Konter setzte Linke-Fraktionschef Stefan Wollenberg. Er verwies auf die Fördermittel für die Garnisonkirche, die mittlerweile auf 20 Millionen Euro gestiegen sind. Zudem werde ein Kirchenschiff wohl weitere 120 Millionen Euro verschlingen. „Ein Bruchteil dieser Millionen in ein dauerhaftes Haus mit günstigen Mieten für mehrere Hundert Kreative wäre wesentlich besser angelegt“, plädierte Wollenberg via Facebook für den Rechenzentrum-Erhalt

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