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Landeshauptstadt: Altern – aber wie?

Nachbarschaftshilfe in Potsdam West

Von Eva Schmid

Babelsberg - „Ich bin hier alt geworden, ich möchte hier bleiben“, sagt Hermann Preuß, 73 Jahre, der seit 1971 in Potsdam West im Wohngebiet Auf dem Kiewitt lebt. Das gleiche Bedürfnis hatten auch seine Nachbarn, und der Grundstein für das Projekt „Freundschaftliche Nachbarn 50 Plus im Quartier“ war gelegt. Nach drei Jahren Projektlaufzeit wurde gestern in der Kirche Am Neuendorfer Anger in Babelsberg Bilanz gezogen.

„Altern - aber wie?“ – diese Frage stellte Karin Schrader von der PWG 1956 eG damals ihren Mietern und fragte nach Wünschen für das Wohnen im Alter. Initiatoren des Nachbarschaftsengagement sind nicht wie bisher Verbände, sondern Wohnungsbaugesellschaften. „Das ist unsere Reaktion auf den demografischen Wandel; wir wollen unsere Mieter möglichst lange halten“, erklärt Daniel Beermann von der Wohnungsverwaltungsgesellschaft Gewoba , die seit 2008 in dem Projekt involviert ist.

Um älteren Nachbarn zu helfen, braucht man Wissen. Die ehrenamtlich engagierten Mieter wurden mit Fördergeldern des Gesundheitsamtes geschult, sowohl für die Beratung ihrer Nachbarn als auch präventiv für ihre eigene Situation. In den Fortbildungen ging es unter anderem um Sturzprävention, Pflege- und Krankenkassenleistung, Patientenverfügungen und das Erkennen von Anzeichen einer Demenz – das „Rüstzeug für meine ehrenamtliche Arbeit“, erklärt die Mieterin Vera Bastian. Erst in der Praxis entwickelt man genügend Feingefühl für die nachbarschaftliche Hilfe: „Das Wichtigste ist Zuhören und die älteren Nachbarn nicht zu bevormunden“, erzählt Rosemarie Hausinger.

Doch viele hochbetagte Mieter wollten die angebotene Hilfe nicht annehmen: „Es gibt offensichtlich eine große Scheu, sich als Nachbar mit einem Problem zu zeigen“, so Gisela Gehrmann, die mit Ihrer Agentur Schickes Altern auch zu den Projektträgern gehört. Auch die geplanten präventiven Hausbesuche, die nachträglich protokolliert werden sollten, wurden abgelehnt.

Die Nachbarschaftshilfe bezieht sich daher hauptsächlich auf gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen, wie Seniorentanzen, kreative Nachmittage oder gemeinsamer Frühjahrsputz. Gemeinsam mit den Nachbarn alt zu werden, möchten mittlerweile auch andere Potsdamer. Bewohner der Burgstraße und des Französischen Quartiers haben bereits Projekthilfe angefragt. Die „Freundschaftlichen Nachbarn 50 plus“ werden auch nach Ablauf der Projektlaufzeit weiterhin ihre Nachbarschaft beleben. Eva Schmid

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