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Landeshauptstadt: Alte Post weiter heiß umstritten

Jakobs: Pro Potsdam darf bauen – SPD- und CDU-Fraktion widersprechen. Panzer kündigt Angebot an

Innenstadt - Verwirrung um einen Beschluss des Hauptausschusses am Mittwochabend zum Wiederaufbau der Alten Post: Im nichtöffentlichen Teil erzielte die städtische Pro Potsdam GmbH eine Mehrheit für ihr Anliegen, das Grundstück an der Ecke Yorck- / Friedrich-Ebert-Straße nicht weiter öffentlich auszuschreiben. Gemäß eines Stadtverordnetenbeschlusses sollte ein Investor gefunden werden, der die Fassade der von Georg Christian Unger 1783 erbauten Alten Post wieder errichtet. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärte am Freitagabend den PNN, die Hauptausschussmehrheit werte er als Zustimmung dafür, dass die Pro Potsdam GmbH das Grundstück nun selbst bebauen kann, da sich kein geeigneter Interessent für die Rekonstruktion der historischen Fassade finden lasse. Wollten die Stadtverordneten weiterhin den Wiederaufbau der Alten Post, müssten sie einen neuen Beschluss fassen. Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius hat bereits angekündigt, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht die Originalfassade bauen zu wollen, sondern nur eine, die an Ungers Original erinnert (siehe Grafik).

Ganz anders wertet Mike Schubert, Chef der SPD-Stadtfraktion, den Ausschussbeschluss. Seiner Ansicht nach gilt der Stadtverordnetenbeschluss zur öffentlichen Ausschreibung für den Bau der Unger-Fassade immer noch. „Der Hauptausschuss kann keinen Stadtverordnetenbeschluss aufheben“, erklärte Schubert den PNN. Der Hauptausschuss habe die Mitteilung des Oberbürgermeisters als Gesellschaftervertreter der Pro Potsdam höchstens zur Kenntnis nehmen können. Gleichsam fordert Schubert die Stadtpolitik auf, am beschlossenen Ziel der Wiedererrichtung der Unger-Fassade festzuhalten. Richtig wäre nun ein Innehalten, „bevor da etwas Hässliches entsteht“. In einer Mitteilung erläuterte Schubert: „Nur weil die Ausschreibung zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfolgreich war, sollten wir nicht gleich das städtebauliche Ziel aufgeben. Das Gebäude wird das Stadtbild am Kanal für lange Zeit prägen.“ Wenn zukünftig die Entwicklung der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Landtag und Kanal weiter voranschreite, lasse sich vielleicht eher ein Investor finden. Die Brandwand der neuen Bibliothek am Kanal rege momentan kaum die Fantasie an, sich auf der anderen Straßenseite Ungers Prachtfassade vorzustellen. Zur Diskussion gehöre auch die Frage, „ob unbedingt die städtische Gesellschaft Pro Potsdam diesen Bau errichten muss“, so Schubert weiter.

Rückendeckung erhält Schubert von der Bürgerinitiative Mitteschön, deren Sprecherin Barbara Kuster am Freitag „ein transparentes Verfahren“ forderte und die städtebauliche Wirkung der Alten Post heraushob. Es müsse qualitativ hochwertige Architektur gebaut werden, was an dieser Stelle nur den Wiederaufbau der Unger-Fassade bedeuten könne.

Auch die CDU stellte sich in Teilen hinter Schubert. Stadtfraktionschef Horst Heinzel erklärte, der Stadtverordnetenbeschluss zugunsten der Unger-Fassade habe für ihn nach wie vor „die höchste Priorität“. Heinzel: „Fakt ist, dass es diesen Beschluss gibt.“ Dieser müsse zuerst aufgehoben werden, bevor die Pro Potsdam selbst den von ihr nun favorisierten Entwurf aus einem Workshop bauen kann. Stadtverordnetenpräsident Peter Schüler (Bündnisgrüne) sieht das anders: Der Beschluss bedeute nicht, dass das Grundstück „immer und immer wieder“ vergeblich ausgeschrieben werden müsse. „Der Beschluss ist formal erfüllt“, sagte Schüler den PNN. Es gebe nun einmal kein akzeptables Angebot. Das könnte sich ändern: Der Arzt Daniel Panzer kündigte am Freitag gegenüber den PNN an, eventuell schon in der kommenden Woche „gemeinsam mit einem sehr bekannten Investor“ das Angebot machen zu können, das Alte-Post-Grundstück sofort mit dem Ziel des Aufbaus der Originalfassade zu kaufen. Auf bisherige Klauseln mit aufschiebender Wirkung, mit der er die Pro Potsdam GmbH verschreckte, könne er dann verzichten. Dazu CDU-Fraktionschef Heinzel: „Gegen einen vernünftigen Kaufvertrag wird sich niemand sträuben.“

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