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Update

Allgemeinverfügungen werden vorbereitet: Verdacht auf Afrikanische Schweinepest in Potsdam

In Groß Glienicke wurde ein Wildschwein mit Verdacht auf Afrikanische Schweinepest gefunden. Sollte sich dieser bestätigen, würde eine Schutzzone eingerichtet. Ab Samstag sollen Spaziergänger im Wald auf den Wegen bleiben. 

Potsdam - Nach dem Fund eines Kadavers im Norden Potsdams hat das Landeslabor Berlin-Brandenburg den Verdacht auf Afrikanische Schweinepest (ASP) festgestellt. Das tote Schwein wurde in Groß Glienicke gefunden und mittlerweile geborgen. 

Wie das brandenburgische Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte, wurde der Tier-Kadaver in das Nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) in Riems (Mecklenburg-Vorpommern) zur weiteren Abklärung gebracht. 

Sperrzone droht

Gefunden wurde das tote Tier nördlich vom Glienicker See, rund 400 Meter von der Grenze zum Berliner Bezirk Spandau entfernt. Ein erster Test auf die Afrikanische Schweinepest fiel positiv aus, eine Bestätigung des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit steht aber noch aus. 

Im Süden von Berlin-Spandau werden jetzt kilometerlange Zäune durch das Technische Hilfswerk (THW) aufgebaut, um eine Ausbreitung auf Berliner Gebiet zu erschweren. Trupps aus den Ämtern werden in den kommenden Tagen die Wälder und Wiesen nach weiteren Kadavern absuchen. 

Nach Angaben der Stadt Potsdam soll der unmittelbare Umkreis des Fundorts am Samstag durchsucht werden. „Wir arbeiten eng mit dem Land und den Landkreisen zusammen, um eine weitere Ausbreitung der Schweinepest einzudämmen beziehungsweise ganz auszuschließen“, sagte die Ordnungsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) laut einer Mitteilung von Freitagabend. „Bis dahin sollten alle Potsdamerinnen und Potsdamer in dem Waldgebiet darauf achten, die dortigen Wege nicht zu verlassen.“ 

Ein allgemeines Betretungsverbot des Waldes wird es derzeit aber nicht geben, betonte die Beigeordnete. Alle Hunde müssen an die Leine genommen werden. Die Straßen mit den BVG-Linien sollen passierbar bleiben. Am kilometerlangen Havelufer hingegen werden ebenfalls Gitterzäune aufgebaut.

Allgemeinverfügungen in Vorbereitung

Sollte sich der Verdacht bestätigen, würde um die Kernzone des Fundortes normalerweise in einem Radius von drei Kilometern ein Zaun errichtet, inklusive Betretungsverbot. Die Stadt Potsdam kündigte für den Fall einer Bestätigung durch das Friedrich-Loeffler-Instituts eine Allgemeinverfügung an. Diese würde demnach Regelungen wie "die absolute Jagdruhe, die Einstellung der Freilandhaltung von Tieren und die Einrichtung einer Schutzzone" vorschreiben. In diesem Fall wäre auch der Berliner Ortsteil Kladow betroffen. Dort liegen Einkaufszentren, etliche Häuser, drei große Schulen und Kitas. Auch BVG-Schnellbusse fahren dort. 

Auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark wäre betroffen. In welchem Umfang die Kreisverwaltung dann entsprechende Maßnahmen ergreifen muss, ist jedoch noch unklar, wie eine Kreissprecherin am Freitag mitteilte. Das hänge davon ab, in welchem Umfang der sogenannte gefährdete Bezirk um die Kernzone in Potsdam eingerichtet wird. Dies könnten 20 oder 25 Kilometer sein. Betroffen wären in jedem Fall die Kommunen Teltow, Stahnsdorf, Kleinmachnow und Nuthetal. Sollte der gefährdete Bezirk größer eingerichtet werden, umfasst das Gebiet auch Michendorf, Werder (Havel) und Schwielowsee. Eine Allgemeinverfügung vom Landkreis mit entsprechenden Maßnahmen würde wahrscheinlich am Montag in Kraft treten, so die Sprecherin.

Betretungsverbote möglich

Bereits Anfang Dezember hatte Potsdams Gesundheitsdezernentin Brigitte Meier (SPD) vor den "erheblichen Folgen eines Ausbruchs der Schweinepest in Potsdam" gewarnt. Ein Ausbruch würde mit Einschränkungen für die Bevölkerung im Allgemeinen und für Forst- und Landwirte im Speziellen einhergehen. "Neben Nutzungseinschränkungen für Forst- und Landwirtschaft wären dann auch Betretungs- und Nutzungsverbote für Wälder und freie Flächen ein Thema", so Meier. Amtstierarzt Dr. Guido Schielke schätzte die Wildschweinpopulation in Potsdam im vergangenen Monat auf etwa 2500 Tiere.

Ein Schutzzaun gegen die Afrikanische Schweinepest nahe dem Grenzfluss Neiße. 
Ein Schutzzaun gegen die Afrikanische Schweinepest nahe dem Grenzfluss Neiße. 

© Patrick Pleul/dpa (Archiv)

"Brandenburg hat mit der Seuche seit Monaten zu kämpfen, jetzt hat sie erstmals Auswirkungen auf Berliner Stadtgebiet", sagte der Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) auf einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag.

Im Potsdamer Rathaus kam ein eigens eingerichteter Krisenstab zusammen. Die Koordination zwischen Berlin, Brandenburg und dem Bund übernimmt der Berliner Senat; zuständig vor Ort aber sind die Bezirke.

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Seuche für Menschen ungefährlich

Nach Angaben des brandenburgischen Gesundheitsministeriums ist das Virus nicht auf den Menschen übertragbar – weder durch den Verzehr von Schweinefleisch, noch über direkten Tierkontakt. Auch Hundehalter müssen sich keine Sorgen machen, denn das Virus befällt nur Wild- und Hausschweine.

Bisher kein Impfstoff

Verbreitet werden kann das ASP-Virus jedoch auch durch verseuchte Gegenstände, beispielsweise schlecht gereinigte Transportfahrzeuge. Sogar ein Wurstbrot könnte ausreichen, um die Seuche einzuschleppen. Denn Menschen können indirekt zur Verbreitung der Tierseuche beitragen, da das Virus in Fleischerzeugnissen lange Zeit überleben kann. Aus den Erfahrungen in Osteuropa weiß man, dass zum Beispiel Rohschinken oder Salami zu den Infektionsquellen zählen. 

Deshalb ist es von größter Bedeutung, dass Schweine keinen Zugang zu Abfällen und Lebensmittelresten haben und auch nicht damit gefüttert werden. Gegen die Tierkrankheit gibt es bislang keinen Impfstoff. Die Tiere leiden an unterschiedlichen Symptomen wie hohem Fieber oder Atemproblemen und verenden in der Regel innerhalb weniger Tage.

(mit dpa)

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