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Die Potsdamer streiten überdurchschnittlich viel. Pro 100 Einwohner sind es 27,5 Streitfälle.

© Stephanie Pilick/dpa

Aktueller Streitatlas: Streitlustige Potsdamer zwischen 46 bis 55 Jahren

Aktueller Streitaltlas: Die Potsdamer gehen überdurchschnittlich häufig vor Gericht, liegen aber hinter den Nachbarkreisen. Vor allem bei zwei Themen ziehen die Potsdamer vor den Kadi.

Von Florian Kistler

Potsdam - Der streitende Potsdamer ist männlich, mittleren Alters und fühlt sich benachteiligt, weil er mit seinem Auto geblitzt wurde. Der Rechtsstreit dazu dauert dann zwischen ein bis zwei Jahren und hat einen Streitwert von unter 2000 Euro. Heruntergebrochen läuft so der durchschnittliche Rechtsstreit in der Landeshauptstadt ab, zumindest nach den Zahlen der Advocard, dem Rechtsschutzversicherer der Generali in Deutschland. Sie hat die Streitintensität der Deutschen genauer betrachtet. Zur Analyse wurden 390.000 Streitfälle aus dem Jahr 2018 ausgewertet und vor Kurzem in einem bundesweiten sogenannten Streitatlas präsentiert. Die PNN ordnen die Zahlen ein und geben einen Überblick über Potsdams Streitkultur:

Wie streitfreudig sind die Potsdamer im Vergleich?

Die erhobenen Zahlen zeigen deutlich: Die Potsdamer streiten überdurchschnittlich viel. Pro 100 Einwohner sind es 27,5 Streitfälle. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 24,7 Fällen. Noch streitlustiger sind aber die Nachbarkreise Havelland (32,9 Streitfälle), Berlin (29,2 Streitfälle) und Potsdam-Mittelmark (28,8 Streitfälle). Berlin ist im Bundesländervergleich die Hochburg der Streithähne. In Brandenburg sind es im Durchschnitt 26,5 Streitfälle pro 100 Einwohner. Am entspanntesten sind die Menschen in Bayern. Dort liegt man im Durchschnitt bei lediglich 21,3 Streitfällen pro 100 Einwohner.

Was sind die häufigsten Streitgründe?

Wenn die Potsdamer einen Disput haben, dann vor allem über Dinge, die die Bereiche Verkehr und Mobilität betreffen (33 Prozent). Das können vermeintlich ungerechtfertigte Blitzer oder ein zu hohes Tempo sein. Auch Verkehrsunfälle oder Auseinandersetzungen wegen Mängeln an neuen Fahrzeugen, die zu häufig im Zusammenhang mit dem Dieselskandal stehen, können mögliche Ursachen darstellen. Der zweithäufigste Streitgrund liegt im Privaten (31 Prozent). Die Auslöser dafür sind sehr unterschiedlich und reichen von Familienangelegenheiten bis hin zu Reisemängeln. Meinungsverschiedenheiten, die den Arbeitsplatz betreffen, sind in 14 Prozent der Streitfälle der Auslöser. Dort geht es um Probleme mit der Vergütung, Arbeitszeugnissen oder der Kündigung des Arbeitsverhältnisses.

Wer streitet in Potsdam?

Am ehesten streiten Potsdamer mittleren Alters, also zwischen 46 bis 55 Jahren. Über ein Viertel aller analysierten Streitfälle betrifft diese Altersgruppe. Am entspanntesten sind die 18 bis 25-Jährigen. Nur knapp zwei Prozent von ihnen waren in einen Rechtsstreit verwickelt. Zwar ist der Geschlechterunterschied in Potsdam weniger groß als in der deutschlandweiten Betrachtung (67 Prozent Männer), in der Landeshauptstadt sind Männer mit 60 Prozent aber dennoch häufiger an Streitfällen beteiligt als Frauen.

Wie hoch ist der Streitwert?

Der Streitwert in den analysierten Fällen liegt meist unter 2000 Euro (68 Prozent). Lediglich 0,6 Prozent streiten sich um einen Betrag zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Zwischen 100.000 und einer Million Euro sind es knapp ein Prozent.

Wie lange wird gestritten?

Für die vergleichsweise geringen Streitwerte beweisen die Potsdamer einen langen Atem. Über ein Drittel der Fälle dauert ein bis zwei Jahre. Dieser lange Zeitraum hänge laut der Generali Versicherung verstärkt mit der Langwierigkeit von Gerichtsprozessen zusammen. Die Menschen würden immer häufiger durch mehrere Instanzen gehen. 22,5 Prozent der Streitigkeiten dauern zwischen drei und sechs Monaten. Mehr als zwei Jahre dauert jeder zehnte Streitfall.

Streiten Potsdamer inzwischen häufiger?

Auch wenn diese Zahlen vermuten lassen, dass die Potsdamer stur und trotzig sind, die Menschen sind entspannter. Im Vergleich zum Jahr 2016 hat die Zahl der Streitfälle pro 100 Einwohner um 2,6 Fälle abgenommen.

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