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In der jüngsten Vergangenheit haben sich vermehrt Potsdamer und Potsdamerinnen über das Verhalten von Kontrolleuren beim Verkehrsbetrieb Potsdam beschwert.

© Sebastian Gabsch

"Äußerst aggressiv": Potsdamer schildern ihre Erfahrungen mit Kontrolleuren

Viele PNN-Leser haben ihre Erfahrungen mit ViP-Kontrolleuren geschildert. Es reicht von Rassismus bis rüpelhaftem Verhalten. Ein Überblick.

Nach einem Bericht der Potsdamer Neuesten Nachrichten haben sich viele Leser an die Redaktion gewandt und von ihren schlechten Erfahrungen mit Vip-Kontrolleuren berichtet.

Hermannswerder, 16. April 2018, 7 Uhr:

Ein Leser berichtet: „Die Kontrolleure warteten an dem Tag an der Haltestelle auf Hermannswerder und kontrollierten vor allem Schüler, die in einem großen Pulk von der Fähre herunterkamen und so den Weg vor der Haltestelle blockierten. In diesen Pulk geriet ein Mann, der in der Hoffbauer-Stiftung arbeitet und an Autismus erkrankt ist. Die Kontrolleure gingen davon aus, dass auch er auf der Fähre gefahren ist und wollten sein Ticket sehen. Da er auf Hermannswerder lebt und arbeitet, konnte er kein Ticket vorweisen und sich auch nicht richtig ausdrücken, wurde aber von den Kontrolleuren festgehalten. Nun fing die Person an, laut um Hilfe zu schreien, durch sein Auftreten wurde deutlich, dass er Angst hatte und offensichtlich behindert war. Andere Menschen konnten die Kontrolleure nur durch energisches Eingreifen dazu bringen, den völlig verzweifelten Mann gehen zu lassen. Nachdem die Person gegangen war, fingen die Kontrolleure an, sich über Behinderte auf Hermannswerder lustig zu machen.“

Schlaatz, 4. August 2019:

Ein Leser schildert den Vorfall so: „Ich wurde von einem Fahrkartenkontrolleur an der Haltestelle Magnus-Zeller-Platz in Richtung Marie-Juchacz-Straße kontrolliert. Der Kontrolleur hat erst nach Aufforderung mir seinen Ausweis gezeigt und ist mir noch frech gekommen, ich könne mich ja beschweren. Auf die Frage nach seiner Ausweisnummer bekam ich zur Antwort: ,Die Kontrolle ist beendet’. Weiterhin hat er mit seinem Smartphone ein Foto von mir gemacht, damit hat er mein Recht am eigenen Bild verletzt. Vonseiten des ViP gab es nur eine allgemeine E-Mail und von der Firma GSE Protect keine Entschuldigung. Der Kontrolleur ist weiterhin im Dienst und sein Verhalten hat sich nicht geändert.“

9. September 2019:

Ein Leser schilderte die Beschwerde so: „Unser Sohn ist das erste Mal mit der Straßenbahn von seiner neuen Schule nach Hause gefahren. Er hat mindestens fünf gültige Tickets im Schulranzen und keine Veranlassung ,schwarz’ zu fahren. Er kam verstört und weinend nach Hause – weil sein Fahrausweis eingezogen wurde.“

Innenstadt, 5. Februar 2020:

Eine Leserin berichtete: „Des Öfteren habe ich – vor allem von einer männlichen Person – ein sehr rüpelhaftes und bedrohliches Verhalten gegenüber anderen Fahrgästen wahrgenommen. Während die anderen Kollegen oft höflich und zuvorkommend waren, war dieser Mitarbeiter äußerst aggressiv und verständnislos. So auch gegenüber meiner Mutter, die vor drei Wochen aus Schweden zu Besuch in Potsdam war und leider noch ein Tagesticket Berlin ABC zum alten Tarif dabei hatte. Sie hatte leider nicht mitbekommen, dass sich die Tarife zwischenzeitlich geändert hatten. Aber trotz höflichen Zuredens und Versicherung, dass sie sofort nachlösen würde und das Ticket dann im VIP- Kundenzentrum vorlegen würde, bekam sie trotz alledem eine Anzeige. Einer anderen Kundin gegenüber, die neben meiner Mutter saß, war ein Kollege des besagten Kontrolleurs gegenüber kulant, als sich herausstellte, dass sie kein gültiges Ticket dabei hatte. Meine Mutter beschrieb den besagten Kontrolleur als äußerst aggressiv und bedrohlich, sie war wirklich erschüttert ob seines schlechten Verhaltens und seiner Wortwahl.“

Innenstadt, 23. Februar 2020:

Eine Leserin erklärt: „Mein Sohn – der zu 90 Prozent schwerbehindert ist – war am 23. Februar 2020 in Potsdam unterwegs. Leider hatte er seinen Behindertenausweis in Berlin liegen gelassen. Seinen Fahrausweis stempelte er am Tag mehrfach ab, auch in der Potsdamer Straßenbahn. Er wollte eben nichts falsch machen. An der Langen Brücke stiegen zwei Kontrolleure ein, die ihm sagten: Der Fahrschein ist ungültig, er fährt schwarz, er solle sich ausweisen. Er hatte seinen Ausweis aber nicht dabei, sodass sie ihm sagten, sie müssten jetzt die Polizei holen. Er sagte, er sei behindert, der Ausweis liegt in Spandau. Sie ließen nicht von ihm ab, befahlen ihm, am Platz der Einheit mit ihnen auszusteigen.

Dort füllten sie einen ,Strafzettel’ für das Schwarzfahren aus. In dem Kundencenter der Wilhelmgalerie wurde er an eine Mitarbeiterin verwiesen, der er auch sagte, er sei behindert, er müsse nach Spandau. Die Mitarbeiterin sagte ihm: Wenn Du kein Geld hast, dann kannst Du nicht fahren. Sie ließ ihn dann dort ohne weitere Hilfestellung allein auf sich gestellt. Unser Sohn rief nun seinen Vater an, welcher während der Arbeitszeit nach Potsdam fuhr. Als ich meinen Sohn dann per Telefon erreichte, weinte er heftig.“

Innenstadt, 22. Februar 2020:

Eine Leserin teilte mit: „Ich bin am Hauptbahnhof an der Haltestelle Lange Brücke zugestiegen – mit mir zusammen unter anderem zwei junge Männer, dunkelhäutig. Ein junger Mann ging gleich zum Fahrkartenautomat, der zweite blieb abseits stehen, um einen Durchgang zu lassen, für die hin- und herlaufenden Leute. Der junge Mann am Automaten versuchte erst einmal zu lesen, wie man ein Ticket zieht und welches er braucht – da waren wir schon am Alten Markt. Dort stiegen die Kontrolleure ein. Der Kontrolleur sagte sofort zu dem jungen Mann am Automat: ,Mindestens ’ne Tageskarte’, und kontrollierte erstmal alle Umstehenden. In der Zwischenzeit versuchte ein anderer Mann, dem jungen Mann zu helfen. Auch der zweite Mann zog dann sein Ticket, vor Angst war er dann doch in den Gang gerutscht. Zitternd reichten beide dem Kontrolleur ihre Fahrausweise, jeweils Kurzstrecke, der aber sofort sagte: ,Tageskarte hab ick gesagt’. Dies würde jetzt 60 Euro kosten. Ich konnte nun nicht mehr an mich halten und fragte: ,Wieso Tageskarte?’ Der Kontrolleur wisse doch gar nicht, wo beide hin wollen. Er sah mich erst an und fragte, dann die beiden. Stotternd sagte der erste junge Mann: ,Dortustraße.’ Der Kontrolleur: ,Äh, wohin, verstehe nicht, sprich ordentlich.’ Ich hatte es verstanden und wiederholte Dortustraße und sagte gleich dazu, dass beide Männer mit mir Lange Brücke eingestiegen sind und dass dies genau vier Stationen sind, also Kurzstrecke reicht. Ein zweiter Kontrolleur, ein älterer Mann, nahm dann den ersten Kontrolleur zur Seite, und meinte, er soll es gut sein lassen.“

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