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Meeresrauschen. Die Ausstellung in den Bahnhofspassagen nimmt die Besucher mit in die Welt der Meere und Ozeane. Geöffnet hat die Schau noch bis 15. Mai.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: 4000 Meter tief abtauchen

Eine Ausstellung in den Bahnhofspassagen informiert über die Lebenswelt der Meere und Ozeane – und Umweltgefahren durch Plastikmüll und Überfischung

Beruhigendes Meeresrauschen ist zu hören. Das sanfte Brechen der Wellen wird von Möwenschreien unterbrochen. Im Hintergrund blöken ein paar Schafe. Wenn man die Augen schließt, kann man fast die Meeresbrise riechen. Die Geräuschkulisse, die eigentlich nur direkt an der Küste erlebt werden kann, ist seit gestern in den Bahnhofspassagen am Hauptbahnhof zu hören. Dort wurde die interaktive Ausstellung „Science Station“ – Wissenschaftsstation – eröffnet. Es handelt sich um eine Aktion im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2016/17 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Initiative Wissenschaft im Dialog (WID). Unter dem diesjährigen Motto „Meere und Ozeane“ können sich die Besucher in Potsdam an zehn Stationen über die großen Gewässer der Erde informieren und selbst experimentieren. Die Exponate werden von wissenschaftlichen Einrichtungen und Instituten zur Verfügung gestellt.

„In unserer Ausstellung geht es um den spielerischen Zugang“, sagt Dirk Krieger, der Projektleiter der Science Station. Viele Stationen bieten Videos, Tonaufnahmen und interaktive Möglichkeiten an. Die Meeresgeräusche sind in einer zugänglichen Konstruktion zu hören, die an eine Litfaßsäule erinnert. Vor dem Hintergrund der gemalten Nordsee kann man die Klänge des naturbelassenen Wattenmeeres auf sich wirken lassen.

An weiteren Stationen der Ausstellung erfahren die Besucher Wissenswertes über die wohl artenreichste Welt der Erde. Sie können sich über die Geheimnisse und Rätsel der Tiefsee informieren, erfahren, wie sich Tiefseefische mittels Lichtcodes zur Paarung finden, lernen, wo die Ozeanströme entlang fließen und warum sie so wichtig für das Klima sind. Auch der Frage, was mit einer Flaschenpost passiert, die man ins offene Meer wirft, können die Besucher nachgehen. Mit dem Tauchroboter Marum-Quest geht es in einem interaktiven Video in bis zu 4000 Meter in die Tiefe. Und eine Simulation, die ähnlich wie ein Videospiel funktioniert, nimmt den Besucher mit zu einem tropischen Korallenriff, wo er Meeresschildkröten und Haien begegnet. Einzelne Objekte in der Unterwasserwelt enthalten weitere Informationen zum Lebensraum Korallenriff.

Auch ernste Themen werden in der Ausstellung in den Fokus gerückt. Die Verschmutzung der Meere durch Plastik beispielsweise. „Wir wollen die Leute zu einem Umdenken bewegen und sie sensibilisieren“, sagt Projektleiter Krieger. Auf einer Infotafel erfährt man, dass Schätzungen zufolge 233 400 Tonnen Makroplastik und 35 540 Tonnen Mikroplastik in den Weltmeeren schwimmen sollen – enorme Mengen. Wie lange es dauert, bis alte Zeitungen, Kosmetikdosen oder Windeln von der Natur abgebaut werden, können die Ausstellungsbesucher vor Ort mittels eines Supermarktscanners von den verschiedenen Müllarten ablesen: Drei Monate dauert es bei der Milchtüte, bis zu 20 Jahre für die Plastiktüte – die Zeitung ist dagegen nach sechs Wochen Geschichte.

Ein anderes Problem ist die Überfischung der Meere und Ozeane. 14 Kilogramm Fisch esse der Deutsche durchschnittlich im Jahr. Ein Drittel der Gewässer sei bereits überfischt. Vor allem werden immer häufiger viel zu kleine, junge Fische aus dem Wasser geholt. Um die Problematik zu veranschaulichen, können die Besucher mit Chips versehene Plastikkabeljaue, Schollen und Heringe in verschiedenen Größen auf eine Station legen. Der Computer erklärt Art, Gewicht, Größe und Fangmethode und erläutert, ob die Fische für den Fang geeignet sind.

Die Ausstellung „Meere und Ozeane“ ist bis zum 15. Mai täglich von 9 bis 19 Uhr in den Bahnhofspassagen zu sehen. Der Eintritt ist frei. Alle Tourdaten der Wanderausstellung und die Möglichkeit für die Anmeldung von Schulklassen und Gruppen für eine Führung unter www.sciencestation.de

Sarah Stoffers

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