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Dünne Bäume dürfen auch ohne Genehmigung gefällt werden.

© Andreas Klaer

17 Prozent mehr Genehmigungen: Zahl der Baumfällungen in Potsdam gestiegen

In Potsdam wurden im Vorjahr 1101 Fällgenehmigungen von der Unteren Naturschutzbehörde erteilt. Tatsächlich könnten aber noch viel mehr Bäume gefällt worden sein. 

Potsdam - In Potsdam sind im vergangenen Jahr mehr große Bäume gefällt worden als im Vorjahr. 1101 Mal hat die Stadtverwaltung im Jahr 2020 einen sogenannten Antrag gemäß der Potsdamer Baumschutzverordnung genehmigt - fast 17 Prozent mehr. Der Höchstwert aus dem Jahr 2016 mit 1183 Genehmigungen wurde aber nicht erreicht. Gezählt werden dabei nicht nur ganze Fällungen, sondern auch Eingriffe in den Wurzelbereich oder Kronenschnitte. 

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Doch tatsächlich könnten noch viel mehr Bäume gefällt worden sein. Das liegt an der Baumschutzverordnung. Sie war 2017 trotz Protesten geändert worden. Sie sieht unter anderem vor, dass in der Innenstadt Bäume mit einem Stammumfang von mindestens 45 Zentimetern nur mit Genehmigung gefällt werden dürfen, im äußeren Stadtbereich gilt ein Stammumfang von 60 Zentimetern. Zuvor war bereits ab einem Stammumfang von 30 Zentimetern eine Fällgenehmigung nötig. Rund 500 Bäume mehr sollten so pro Jahr ohne Genehmigung fallen.

Bearbeitung geht ein bisschen schneller

Ein Argument für die damalige Änderung war, dass die Verwaltung entlastet werden sollte. So sollten die Verfahren dann schneller bearbeitet werden können. Wie in den beiden Vorjahren hat es 2020 laut Stadtverwaltung rund dreieinhalb Monate im Durchschnitt von der Antragstellung bis zum Bescheid im Einzelverfahren gedauert. Vor der Änderung hatte die Bearbeitungsdauer im Durchschnitt noch bei vier Monaten gelegen. Die Beschleunigung ist also überschaubar. Etwas schneller geht es, wenn die Fällung während eines Verfahren für eine Baugenehmigung gestellt werde. Dann dauert es laut Rathausangaben nur rund einen Monat.

Zu tun hat die Verwaltung genug. Derzeit liegen nämlich weitere 480 Anträge vor (Stand 12. Januar), die bearbeitet werden. "Diese befinden sich in unterschiedlichen Verfahrensständen", so Stadtsprecherin Christine Homann. Teilweise müssen noch Anhörungen durchgeführt werden oder Unterlagen nachgereicht. Die Bearbeitungszeit sei wesentlich davon abhängig, wie vollständig und nachvollziehbar die Antragsunterlagen sind. Vor einem Jahr hatte die Verwaltung nur 376 Anträge in Bearbeitung – also genau 104 weniger. Anfang 2019 waren es 276. Die Bugwelle der Anträge wird also immer größer.

Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden 2020 zehn ordnungsbehördliche und ein Bußgeldverfahren eingeleitet, weil Bäume ohne Genehmigung gefällt wurden. Die Stadtverwaltung kann gegen den Grundstückseigentümer unabhängig vom Bußgeld bei einer Fällung ohne Genehmigung eine Ersatzpflanzung anordnen.

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