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Seit 100 Jahren existiert die Plantagen-Apotheke von Apothekerin Antje Oesberg in Babelsberg.

© Andreas Klaer

100 Jahre Plantagen-Apotheke in Babelsberg: Ein Jahrhundert Pharmazie

Seit einem Jahrhundert versorgt die Babelsberger Plantagen-Apotheke die Menschen mit Medizin.

Von Carsten Holm

Potsdam - Das Haus an der Plantagenstraße 13 zählt ohne Frage zu den markanten Gebäuden in Babelsberg. Vis-à-vis vom Plantagenplatz recken sich zwei Stockwerke empor, die Fassade ist mit rotem Sandstein verklinkert, die Fenster mit sandfarbenem. Stolz steht Antje Oesberg, die Inhaberin der Plantagen-Apotheke, davor: ihre Pharmazie feiert am Mittwoch, dem 25. August, ihr 100-jähriges Bestehen. 

Ursprünglich, erzählt sie, waren dort Schankräume einer benachbarten Brauerei beheimatet. 1920 dann erteilte der Oberpräsident der Provinz Brandenburg dem Potsdamer Apotheker Otto Teetzen die Genehmigung zur Eröffnung der dritten Apotheke in Nowawes, das 1924 bereits Stadt wurde, ehe aus dem Ort 1938 zusammen mit der Villenkolonie Neubabelsberg die Stadt Babelsberg entstand. 

Teetzen führte sein Geschäft zunächst als Ein-Mann-Betrieb, erst 1938, als die Nachfrage nach Pillen aus der Plantagen- Apotheke stieg, stellte er Personal ein. Nachdem er 1950 gestorben war, wechselten sich mehrere Nachfolger in der Apotheke ab, die zu DDR-Zeiten staatlich war. Auch danach blieb die Geschichte wechselvoll. Nach der Wende kaufte Michael Möritz die Kiez-Apotheke 1991 von der Treuhand, musste sie aber sieben Jahre später krankheitsbedingt abgeben. 

Von der Angestellten zur Inhaberin

Nun schlug die Stunde einer jungen Potsdamerin, die mutig in die Zukunft schaute: Antje Oesberg hatte nach 1989 an der Berliner Humboldt-Universität Pharmazie studiert und bei Möritz ihre erste Anstellung gefunden, sie war gerade 26 Jahre alt, als ihr Chef ihr anbot, die Apotheke zu kaufen
Mehrere 100.000 D-Mark Schulden in jungen Jahren? Sie kannte die Umsätze, die Banken kannten sie auch, und sie erhielt einen für ihre damaligen Lebensverhältnisse riesigen Kredit. „Ich habe einige Nächte nicht gut geschlafen, aber es war der Glücksgriff meines Lebens“, sagte sie den PNN. Die Geschäfte liefen gut, der Kredit ist getilgt, und die heute 49 Jahre alte Oesberg übernahm 2016 sogar eine Apotheke in Kirchsteigfeld. 

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Das 100-jährige Jubiläum ihrer Babelsberger Pharmazie soll an diesem Mittwoch (25. August) mit einem kleinen Fest vor der Apotheke begangen werden, unter anderem werden ätherische Öle für den Raumduft ausgegeben, für Stammkunden und Laufkundschaft gibt es Gegrilltes und Familienunterhaltung. 

30 Jahre Medizingeschichte mit begleitet

Oesberg ist in Babelsberg verwurzelt, ihr Ehemann Niels arbeitet dort als praktischer Arzt in einer Praxis, mit ihren 13 und 15 Jahre alten Kindern wohnt die Familie nicht weit von der Apotheke. Antje Oesberg hat in den bald 30 Jahren, die sie mit inzwischen sieben Teilzeitkräften in der Plantagenstraße arbeitet, ein langes Stück Medizingeschichte miterlebt. 

Vor allem die Entwicklung der sogenannten Biologica, Biophamazeutika, die mithilfe der Biotechnologie und gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden. Sie entfalten, sagt die Apothekerin, eine Wirkung auf das Immunsystem und können bei Rheuma- oder Tumorerkrankungen helfen. Die Krankenkassen, so Oesberg, müssten dafür viel Geld aufwenden, „aber für Patienten ist das ein großer Fortschritt“.

Investitionen, um Geschäft modern zu halten

Dann der digitale Innovationsschub: „Ohne Computer sind wir nichts mehr“, sagt die Apothekerin. „Sie nehmen uns unglaublich viel Arbeit ab, weil sie zum Beispiel die Rabattverträge erfassen, die wir mit den Krankenkassen haben“. Das alles, so Oesberg, „kommt bis heute im Studium genauso wenig vor wie die Personalführung, das Abschließen von Verträgen etwa und Kündigungen“.  

Die Herausforderungen sind immer wieder neu. So steht die Apothekerin vor der Entscheidung, einen Kommissionierautomaten anzuschaffen, eine Art Roboter, der angelieferte Medikamente erfasst, sortiert und lagert – und bei Bedarf von einer Rohrpost am Bedienungstresen ausspucken lässt. Kostenpunkt: mehr als 100.000 Euro. „In der Plantagen-Apotheke haben wir dafür zu wenig Platz, aber für die Filiale im Kirchsteigfeld ist das eine Überlegung“, sagt Oesberg.

Persönliche Beratung und Lieferung

Und die Konkurrenz der Versandapotheken im Internet? „Im Netz zu bestellen, ist für immer mehr Kunden ein natürlicher Vorgang“, so die Apothekerin. Die Produkte, meist rezeptfreie Schmerzmittel, Anti-Erkältungsmittel und Vitaminprodukte, seien 20 bis 30 Prozent günstiger als in Apotheken. Doch Oesberg wirbt mit den Vorteilen einer Apotheke vor Ort: „Wir sehen den Patienten vor uns und können qualifiziert beraten. Und wir beliefern unsere Kunden auch zu Hause.“ 

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