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Kaufmann Rocco Klausner leitet den Markt bereits seit 2013, als dieser noch von Kaiser’s Tengelmann betrieben wurde. 

© Andreas Klaer

Einkaufen auf Potsdams Flaniermeile: Luxus-Rind und Kräuter-Hype

Rocco Klausner ist Inhaber des Supermarkts in der Brandenburger Straße. Was er verkauft, sagt viel über die Stadt aus.

Von Carsten Holm

Potsdam - Wenn er erzählt, wie es dazu kam, dass er Anfang des Monats Inhaber des Edeka-Markts an der Brandenburger Straße 30 wurde, macht Rocco Klausner einen sehr zufriedenen Eindruck. Der 50 Jahre alte Kaufmann leitet den Markt bereits seit 2013, als dieser noch von Kaiser’s Tengelmann betrieben wurde – aber schon bei der Übernahme durch Edeka am 1. Januar 2018 war klar, dass seine Chancen gut sein würden, vom angestellten Marktleiter zum Inhaber aufzusteigen. Unter einer Bedingung: Wenn denn die Zahlen stimmen.

Die Chefs des größten deutschen Edeka-Genossenschaftsverbunds Minden-Hannover, zu dem die Brandenburger Läden gehören, sahen sich die Zahlen genau an, dann gaben sie den Weg für Klausner frei. Es sprach für ihn, dass der Umsatz in dem Edeka-Markt, der mit einer Verkaufsfläche von rund 800 Quadratmetern zu den eher kleineren zählt, seit der Übernahme von Kaiser’s brummte und um fast ein Viertel stieg. 

„Das war möglich, weil wir den Laden vom Boden bis zur Decke umgebaut und das Sortiment mit einem stark erhöhten Anteil an Feinkost-Produkten neu aufgestellt haben“, sagte Klausner, als die PNN ihn besuchten, „wir haben auch Obst- und Gemüse verdoppelt – und natürlich eine Toplage in der Fußgängerzone.“

Ausbildung bei Karstadt absolviert

Klausner hat die bemerkenswerte Entwicklung der Lebensmittelmärkte in den vergangenen Jahrzehnten miterlebt und mitgestaltet, er arbeitet seit 30 Jahren als Führungskraft im Handel. Der gebürtige Sachse wurde nach dem Abitur bei Karstadt in der nordrhein-westfälischen Stadt Velbert ausgebildet, wechselte dann zu Karstadt nach Dresden, wo er seine Frau Kathrin kennenlernte, eine Potsdamerin. 

Mit ihr hat er die 25 und 21 Jahre alten Söhne Nico und Luca, beide sind Studenten und verdienen sich im Markt ihres Vaters als Aushilfen etwas dazu. Auch seine Frau Kathrin Meyer-Klausner arbeitet vom Wohnsitz der Familie in Großbeeren aus mit, sie ist für die Buchhaltung verantwortlich. Zur Belegschaft gehören 44 Festangestellte und vier Auszubildende. Als Edeka das Geschäft übernahm, blieb die Kaiser’s-Mannschaft dabei, als Klausner jetzt Eigentümer wurde, hielten ihm alle die Treue.

Viele regionale Produkte im Sortiment

„Das Sortiment ist extrem gewachsen, es wächst immer noch, und es ist immer regionaler geworden“, sagt Klausner. Sein Vorteil als Inhaber: Er ist dazu verpflichtet, Edeka, dem laut Statista größten deutschen Lebensmittelhändler vor der Rewe-Gruppe, sein Grundsortiment abzunehmen, kann darüber hinaus aber bei jedem regionalen Lieferanten Ware bestellen. 

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Das geschieht schon jetzt: 24 Zulieferer der Region bringen von Beelitzer Spargel über Heidelbeeren bis zum bereits legendären Ketchup von Werder Feinkost regionale Produkte in Klausners Laden. Auch die Potsdamer Stange, ein Bio-Bier der Potsdamer Braumanufaktur. „Zu Kaiser’s-Zeiten war das aus liefertechnischen Gründen nicht möglich“, sagte Klausner kopfschüttelnd, „kaum zu glauben: 15 Jahre lang hatten wir in der Potsdamer Fußgängerzone dieses Potsdamer Bier nicht im Regal.“

Sternanis und Kardamom-Kapseln sind immer vorrätig

Dass das Sortiment ständig differenzierter wird, ist in Klausners Edeka-Markt gut zu beobachten. Bei den Gewürzen sind selbst Sternanis und Kardamom-Kapseln immer vorrätig, neuerdings auch die Gläschen des Edel-Gewürzproduzenten Ankerkraut. Ein Clou aber sind die transparenten Gewächshäuser, in denen selbst exotische Kräuter vor den Augen der Kunden heranwachsen, geerntet und dann mit Wurzeln verkauft werden. Die Produkte des 2013 in Berlin gegründeten Start-ups Infarm seien „ein Riesen-Hype“, sein Edeka-Markt, sagt der Inhaber, stehe bei diesem Produkt immer auf den Plätzen eins bis drei in der Region.

Dass Kunden in der prosperierenden Landeshauptstadt auch für Nachfrage bei Luxusprodukten sorgen, wird an einem sogenannten Dry Ager sichtbar, einem Reifekühlschrank hinter der Fleischtheke, in dem feinste Produkte wie französisches Rinderfleisch in kontrollierter Atmosphäre wachsen, das Kilo zu 80 Euro. „Vier Wochen reifen unsere Rücken dort, alle sind vorbestellt“, erzählt Klausner.

Klauser reagiert regelmäßig auf veränderte Kundenwünsche

Regelmäßig muss der Chef die veränderten Kundenwünsche berücksichtigen. Seit einiger Zeit werde weniger frischer Fisch an der Theke verlangt, weil die Einkaufspreise gestiegen seien. Edeka regiert darauf mit SB-Produkten wie abgepacktem Fisch, der länger haltbar ist, es sollen zehn Sorten Fisch zum Grillen angeboten werden. „Die Kunden schätzen das, weil sie sofort sehen können, was der Fisch kostet, außerdem muss er nicht am Einkaufstag zubereitet werden und hält ein paar Tage“, sagt Klausner.

Mit der Ernennung zum Inhaber wurde er Mitglied der Edeka-Genossenschaft. Er ist verpflichtet, Anteile zu kaufen, wie viel er dafür investieren muss, wisse er noch nicht, sagt er. Wenn die Genossenschaft gute Geschäfte macht, wird er von der jährlichen Gewinnausschüttung profitieren. Klausner blickt recht optimistisch in die Zukunft: „Ich kenne den Markt und den Standort sehr gut. Das Risiko, etwas falsch zu machen, ist gering.“

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