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Arbeiter im Fertighaus-Werk.

© ENRICO BELLIN/PNN

Zu Besuch in der Fabrik: Wie in Neu Plötzin Dächer in der Halle gebaut werden

Seit einem halben Jahr hat das Haacke-Haus-Werk einen neuen Betreiber. Inzwischen wurde eine halbe Million Euro in den Standort investiert, von dem aus Hausteile nach ganz Europa verschickt werden.

Von Enrico Bellin

Neu Plötzin - Zimmerdecken schweben durch die Produktionshalle, Pakete mit Fliesen und Bodenbelägen ragen meterhoch bis an die Decke: Es wird wieder auf Hochtouren gearbeitet im Fertighauswerk im Werderaner Ortsteil Neu Plötzin. Nachdem die Firma Haacke Haus GmbH im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet hat, hat der Fertighaushersteller Kampa den Standort zum 1. Oktober 2018 übernommen. Seit Anfang Januar werden dort wieder Hausteile produziert. „Wir haben seit Oktober schon 530.000 Euro in den Standort investiert“, sagte Kampa-Geschäftsführer Josef Haas jetzt den PNN.

Hier werden Zimmerdecken und Hausdächer gefertigt

29 Mitarbeiter sind derzeit am Standort in Neu Plötzin beschäftigt, drei weitere kommen im Mai. Zwar hatte der Standort bei der Haacke Haus GmbH noch rund 70 Mitarbeiter, damals wurden dort aber auch komplette Häuser gefertigt. Wände werden unter Kampa-Regie nun in anderen Werken, etwa in Freiwalde (Dahme-Spreewald), gefertigt. Gestartet sei Kampa am Standort mit 15 Mitarbeitern, etwa 80 Prozent der Belegschaft war vorher bei Haacke beschäftigt, so Haas. Der 47-Jährige aus dem Niederbayrischen Eggenfelden leitet Kampa seit zehn Jahren, 500 Mitarbeiter sind an sieben Standorten in Deutschland unterwegs, etwa 15 Prozent der Produktion gehen in den Export nach Österreich, Italien, die Niederlande, Polen oder Tschechien. 40 bis 45 Häuser errichtet die Firma im Monat.

Die Macher. Irene Hübner, Marlies Cesarz und Josef Haas, der das Unternehmen führt.
Die Macher. Irene Hübner, Marlies Cesarz und Josef Haas, der das Unternehmen führt.

© ENRICO BELLIN/PNN

In Neu Plötzin werden derzeit Zimmerdecken und Hausdächer für vier Häuser pro Woche gefertigt. Am heutigen Montag soll eine sogenannte Abbundmaschine in Betrieb gehen, die Holzbohlen computergesteuert passgenau zurechtfräst. Die Produktion soll in den kommenden Wochen auf sechs Häuser wöchentlich gesteigert werden.

Die Standortübernahme war schwierig

Die Übernahme des Standortes in Neu Plötzin war zunächst schwierig, wie Irene Hübner, Geschäftsführerin der Kampa-Tochterfirma Architektur in Holz, erklärt. „In der ersten Etappe waren wir mit der Übernahme gescheitert“, erinnert sich Hübner. Nach längeren Verhandlungen sei es dennoch möglich gewesen, da sich das Grundstück nicht im Besitz der Firma, sondern der Familie Haacke befand. „Ab Oktober mussten wir hier erst einmal entrümpeln und entkernen“, so die Geschäftsführerin. Die Häuser aus Neu Plötzin werden aus Holzträgern und -Platten errichtet und gedämmt. Im Dezember wurde mit dem Einbau neuer Technik begonnen, auch eine neue Verladerampe wurde installiert, Gabelstapler neu gekauft. Die Mitarbeiter – einige sind seit der Eröffnung des Werkes 1994 dabei – wurden zweieinhalb Monate lang in den anderen Werken der Firma geschult. In allen Bereichen von der Logistik bis zur Produktion würden noch Mitarbeiter gesucht. Da die Baubranche aber boomt, sei es schwer, an Personal zu kommen. „Derzeit müssen unsere Mitarbeiter aufgrund der guten Geschäftslage etwa vier Überstunden pro Woche machen. Wenn einige das in Bewerbungsgesprächen hören, sind sie sofort wieder weg“, so Hübner. Die Überstunden würden natürlich bezahlt.

Um den Mitarbeitern neben der guten Anbindung – das Werk liegt direkt gegenüber der Autobahnabfahrt Groß Kreutz – noch mehr bieten zu können, wurden auch die Büros komplett modernisiert. Es gibt zwei gut ausgestattete Küchen mit großen Essbereichen, je eine für Büroangestellte und Produktionsmitarbeiter in Arbeitskleidung.

Haacke bleibt. Eine Tochterfirma von Kampa übernimmt den Namen.
Haacke bleibt. Eine Tochterfirma von Kampa übernimmt den Namen.

© Enrico Bellin PNN

Die Inneneinrichtung aller Kampa-Häuser kommt aus Neu Plötzin

Neben der Fertigung hat der neue Besitzer vor allem in die Logistik am Standort investiert: Die komplette Inneneinrichtung aller Kampa-Häuser wird von Neu Plötzin aus auf die Baustellen gebracht, von Zimmertüren über Bodenfliesen bis zur Wandfarbe lagert alles, was man dafür braucht, in der Halle – vor der neben den Kampa-Bannern noch immer Fahnen mit der Aufschrift Haacke-Haus wehen. Denn die Tochterfirma Architektur in Holz wird den Namen Haacke übernehmen, auch das Werk in Freiwalde wird ab dieser Woche als Haacke-Werk firmieren. „Der Name Haacke ist bekannt und steht für Qualität, deshalb wollen wir ihn auch behalten und in unsere Familie aufnehmen“, erklärte Josef Haas. Das Unternehmen sei wegen Managementfehlern in die Insolvenz geraten, nicht wegen schlechten Produkten. Besonders bekannt sei Haacke für Klinkerbauten, dieses Know-how würde nun zusammen mit dem Wissen rund um den Holzhausbau von Kampa gebündelt. Die Nachfrage sei ungebrochen, auf einer Messe in Berlin seien Mitte März allein 78 Beratungstermine vereinbart worden.

Die nahezu komplett aus Holz gefertigten und anschließend verkleideten Häuser, die durch gute Dämmung sowie Solaranlagen mehr Energie erzeugen sollen als sie verbrauchen, kosten schlüsselfertig pro Quadratmeter 2500 Euro. Die Durchschnittsgröße der bestellten Häuser betrage etwa 160 Quadratmeter, Kunden zahlen also etwa 400 000 Euro für ihr Haus. Inklusive Innenausbau dauere das Aufstellen etwa 20 Wochen, so Haas.

Die nächsten Häuser werden laut Verkaufsleiterin Marlies Cesarz in Bad Saarow (Oder-Spree) und Marwitz (Oberhavel) errichtet. Doch auch im direkten Einzugsgebiet von Berlin halte der Bauboom noch immer an, würden weitere Häuser geplant. Anschauen kann man die ebenfalls in Werder: Im Musterhauspark in den Havelauen hat Kampa schon vor Jahren gebaut, dieser Standort soll auch künftig erhalten bleiben.

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