zum Hauptinhalt

Wohnen im Berliner Speckgürtel: Stahnsdorf wächst immer schneller und stößt an Grenzen

Die Gemeinde Stahnsdorf in Potsdam-Mittelmark wächst mit großer Geschwindigkeit. Im Rathaus beobachtet man das Wachstum kritisch.

Von Sarah Stoffers

Stahnsdorf - Die Straßen sind voll, die Plätze in Schulen und Kitas knapp – und Stahnsdorf wächst weiter. Und zwar beträchtlich. Laut Prognosen werden bis 2020 knapp 16.500 Menschen in der Gemeinde leben. Bis 2030 prognostiziert das Landesamt für Bauen und Verkehr ein Bevölkerungswachstum von fast zwölf Prozent.

„Wir wollen wachsen, aber nicht wuchern“, sagte Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) bei seiner Bürgersprechstunde am Donnerstagabend im Stahnsdorfer Rathaus. Albers hatte zum Thema Wachstum eingeladen, rund 40 Interessierten kamen. Wenn Stahnsdorf seine grünen Flächen und die Lebensqualität behalten möchte, dürfe die Gemeinde nicht ins Unermessliche wachsen, betonte Albers. Und erntete dafür Zustimmung.

Obwohl der Platz für neue Wohnbauten noch vorhanden ist, wie die lange Liste der Neubauprojekte zeigt. So sind in der Heinrich-Zille-Straße 100 Wohnungen geplant. Im Wohngebiet „Schmale Enden II“ zwischen Gladiolen- und Dahlienweg könnten 175 Wohnungseinheiten entstehen.

Hunderte neue Wohnungen geplant

Hinzu kommen weitere 220 Wohneinheiten, die private Investoren entwickeln: Wie Albers erklärte, werden an der Wilhelm-Kühl-Straße an der Stelle des ehemaligen Copy-Shops 70 Eigentumswohnungen gebaut werden. An der Stelle des ehemalige Aldi-Markts an der Potsdamer Allee sollen weitere 70, in der Bahnhofsstraße nochmals 20 Wohnungen entstehen. Auch in Kienwerder und Sputendorf sind Wohnungen geplant.

Und das scheint erst der Anfang zu sein. Wie berichtet hat die Stahnsdorfer CDU jüngst vorgeschlagen, das Areal in der Nähe des möglichen S-Bahnhofs entlang der Ruhlsdorfer Straße mit Mehrgeschossern und bis zu 300 Wohnungen zu bebauen. Die rund 20.000 Quadratmeter große Fläche, so die CDU, sei bereits im Besitz der Kommune. Zwar will die CDU ein moderates Wachstum, 300 Wohnungen als Maximum, doch der Vorschlag zeigt, dass so viel Wohnraum durchaus entstehen könnte. Eine weitere Fläche, die Stahnsdorf gehört, liegt neben dem Rathaus in der Annastraße. Dort könnten sich die Sozialdemokraten weiter Mietwohnungen vorstellen. Anfang des Jahres hatte die SPD ein Papier eingebracht, das 200 Wohnungen bis 2020 forderte.

Derzeit hat Stahnsdorf 15.503 Einwohner. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 waren es noch 13.714. In rund zehn Jahren könnten es bereits mehr als 17.000 Einwohner sein, heißt es im Bericht zur Bevölkerungsvorausschätzung. In den vergangenen fünf Jahren kamen durchschnittlich pro Jahr rund 235 Neuzugezogene dazu, wie Albers am Donnerstag erklärte. Den größten Zuwachs hatte Stahnsdorf aber schon zwischen Ende der 1990er-Jahre und 2008 erlebt mit damals bis zu 418 Neubürger pro Jahr.

Tempo soll gedrosselt werden

Kurz nach seiner Wahl habe er damals „die Handbremse angezogen“, sagte Albers. Auch weil sich abgezeichnet habe, dass die Gemeinde bei der sozialen Infrastruktur, beispielsweise Anzahl und Qualität der Kitas und Schulen, nicht mehr hinterherkomme. „Das Wachstum sollte in einem Tempo geschehen, dass sich die Leute kennenlernen können und nicht gucken müssen, wo sie eine bezahlbare Wohnung finden oder wo sie ihre Kinder in die Kita schicken können.“ Sein Ziel: Das Wachstum in der sozialen und der Verkehrsinfrastruktur mitzubewältigen.

Albers ließ indes offen, wie seine Gemeinde mit den Prognosen umgehen wird, ob und wie sie den Zuzug konkret gestaltet. Zumindest hat die Gemeinde jüngst ihren Haushalt beschlossen, der den Ausbau der Lindenhof-Grundschule vorsieht. So baut sich die Gemeinde sogar noch einen Puffer und dürfte in Sachen Schulentwicklung bis 2023/2024 zunächst gut aufgestellt sein.

Anwohner beklagen zunehmenden Verkehr

Für viele Stahnsdorfer, das wurde auf der Bürgerveranstaltung deutlich, sind nicht die neuen Nachbarn das Problem, sondern der Verkehr. Die Baustelle in der Potsdamer Allee führe im Ort zu zahlreichen Staus, beschwerten sich die Anwesenden. Viele forderten zudem mehr Tempo-30-Zonen, etwa im Gladiolenweg, im Striewitzwerg oder in der Bergstraße und mehr Überwachung durch Gemeinde und Polizei zur Einhaltung der Tempolimits.

Albers erklärte, dass für eine Änderung des Verkehrs in Stahnsdorf die Untere Verkehrsbehörde des Landkreises zuständig sei. Er habe zumindest für die Bergstraße bereits selbst eine Geschwindigkeitsreduzierung beantragt. Zudem solle bald vieles besser werden – durch den Bau der Biomalzspange und der neuen Landesstraße 77 soll der Verkehr am Ort vorbeigeführt werden. Doch das ist frühestens Ende 2019 der Fall.

Zur Startseite