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Windpark in der Reesdorfer Heide: Kein Durchkommen für Windrad-Firma

Das Unternehmen Juwi will den Windpark in der Reesdorfer Heide vorantreiben, kommt aber nicht zu den Grundstücken. Dennoch hat Juwi bereits die nächsten Schritte für die riesigen Windräder geplant.

Von Enrico Bellin

Beelitz - Die Firma Juwi macht Druck beim Bau von bis zu zwölf riesigen Windrädern in der Reesdorfer Heide. In einer Pressemitteilung vom Freitag spricht die Firma davon, die Planung zum Bau der Windräder nun weiter voranzutreiben. Die Firma hatte der Stadt wie berichtet bereits angeboten, auf fünf Windräder zu verzichten. „Bedauerlicherweise haben die politisch verantwortlichen Akteure der Stadt Beelitz bislang keines der vielen Kompromissangebote angenommen und entsprechende Fristen verstreichen lassen“, so Juwi-Projektleiter Frank Förtsch in der Mitteilung. Man werde demnächst „weitere Schritte der Projektumsetzung angehen“. Welche Schritte das sein werden, ist aber offen. Seit Freitagmittag war niemand in der Firma für Nachfragen erreichbar.

Widerstand gegen 200-Meter-Windräder

Wie berichtet hat die Firma seit dem Jahr 2016 eine Baugenehmigung für die zwölf Anlagen, die laut Juwi eine Höhe bis zur Nabe von 141 Metern haben. Rechnet man den Radius der Windradflügel dazu, kommt man auf eine maximale Höhe von 203 Metern. Dagegen hatte es mehrere Widersprüche gegeben, unter anderem von der Stadt Beelitz, der Umweltvereinigung „Waldkleeblatt-Zauche“ und den Recura-Kliniken, die den Abstand der Anlagen zu ihrem Sitz in den Heilstätten als zu gering ansehen. Am 24. September hatte das Landesumweltamt den Sofortvollzugsbescheid ausgestellt. Dagegen hatten die Stadt, die Kliniken und die Vereinigung „Waldkleeblatt“ wiederum Widerspruch eingelegt.

Wie der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) den PNN erklärte, sei noch offen, wann über den Widerspruch entschieden wird. Er frage sich auch, welche nächsten Schritte Juwi nun einleiten wolle. Denn noch immer kommt der Anlagenbetreiber nicht an die möglichen Grundstücke im Wald heran, die er von privaten Besitzern pachten will: Der Weg dorthin gehört der Stadt, die das Wegerecht weiterhin verweigert. „Wir sind der Ansicht, dass es sich nicht um einen öffentlich gewidmeten Weg handelt“, so Knuth. Der Waldweg diene nur der Gehölzbewirtschaftung und als Zufahrt für die Eigentümer der Grundstücke, diese Ansicht habe auch der Kreis bestätigt. Wenn ein Gericht das anders sehe, könne Juwi das Wegerecht einklagen. „Da sind wir aber noch nicht“, so Knuth. Ohnehin könne die Firma jetzt nicht viel vorbereiten, da für das Aufstellen der Windkraftanlagen Rodungen im Wald südlich der A9 nötig sind, die Knuth zufolge in der nötigen Größenordnung erst wieder im Herbst genehmigt werden würden.

Grundsätzlich verhandlungsbereit

Frank Förtsch von Juwi betont, dass sich die Firma noch immer einen Kompromiss vorstellen kann. Auch Bürgermeister Knuth zeigt sich grundsätzlich verhandlungsbereit, es müsse aber rechtssichere Ergebnisse geben. „Wenn wir uns mit Juwi einigen, dass sie sieben statt zwölf Windräder bauen dürfen – wer garantiert denn, dass nicht in wenigen Jahren ein anderer Anbieter kommt und die restlichen fünf Windräder baut?“, so Knuth. Schließlich müsste Juwi seiner Ansicht nach trotzdem Pachten für alle Grundstücke zahlen. Um diese Kosten zu reduzieren, könnte Juwi auf die Idee kommen, Baurechte an andere Firmen zu übertragen.

Im April sollen Knuth zufolge die Beelitzer Stadtverordneten darüber entscheiden, ob es weitere Verhandlungen mit Juwi geben soll. Bisher hatten sie die Kompromissvorschläge der Firma abgelehnt und sich mehrheitlich den Bürgerprotesten gegen die Windräder im Wald angeschlossen. Ein Anwalt soll nun prüfen, wie rechtssichere Verträge aussehen könnten. „Vielleicht steht ja am Ende aller Verhandlungen auch, dass nur fünf Windräder im Wald gebaut werden“, so Knuth. Das könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

Vom Windkraftmoratorium, das Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wie berichtet im Spätsommer 2018 verkündet hat und mit dem die Regierung den Wildwuchs von Windrädern eindämmen will, ist das Projekt nach Ansicht des Landesumweltamtes nicht betroffen. Es gelte die Gesetzeslage zum Zeitpunkt der Antragstellung.

Ob die Windräder im Wald von Beelitz kommen, hängt aber auch noch an einem anderen Faktor: So gilt nach brandenburgischem Gesetz eine Baugenehmigung für sechs Jahre. Sie erlischt nur dann nicht, wenn spätestens ein Jahr nach dieser Sechsjahresfrist das Vorhaben abgeschlossen ist. Demnach müsste der Windpark im Jahr 2023 fertig sein, bis 2022 müsste der Bau begonnen werden. Ob bis dahin über das Wegerecht für die Firma Juwi entschieden ist, ist offen.

Die Firma betonte in ihrer Pressemitteilung erneut, dass der Windpark in einem „intensiv forstwirtschaftlich genutzten Wirtschaftswald“ geplant ist. Vor allem die Umweltvereinigung „Waldkleeblatt-Zauche“ hatte dagegen stets die Gefahren für Menschen und Tiere durch Infraschall sowie die Gefahr für Vögel durch den Sog der Windradflügel und die Gefahr von brennenden Windrädern, deren Löschen schwierig sei und eine Ausbreitung von Bränden auf ganze Waldgebiete begünstige, betont. Juwi erklärte sich nach eigenen Angaben jedoch dazu bereit, „freiwillig verschiedene zusätzliche Brandschutzmaßnahmen umzusetzen“, wie es in der Pressemitteilung heißt. Auch habe man ein Bürgerbeteiligungsmodell angeboten, damit die Beelitzer vom erwirtschafteten Gewinn der Windräder profitieren könnten. Laut Juwi wäre der Windpark in der Lage, jährlich 25.000 Menschen mit Strom zu versorgen.

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