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Erst die Schaufel, dann die Schuffel. Ins Lindowsche Haus sollen bis Frühjahr 2019 das Besucherzentrum und der Bürgerservice einziehen. Vor den Fenstern soll ein historischer Obstgarten erblühen.

© Andreas Klaer

Werder: Schuffeln am Lindowschen Haus

Baustart am historischen Obstmuckerhof – bis Frühjahr 2019 sollen Besucherzentrum und Bürgerservice in das Gebäude einziehen.

Werder (Havel) - Für den symbolischen Spatenstich musste vor dem Lindowschen Haus an diesem arktisch kalten Donnerstag ein Erdhügel aufgeschüttet werden – mit dem gefrorenen Boden können es die Schaufeln nicht aufnehmen. Im Frühjahr 2019 aber sollen rund um das historische Gebäude schon die ersten Obstbäume blühen. „Das Baumblütenfest nächstes Jahr wäre ein würdiger Rahmen für die Eröffnung“, sagte Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU).

In das Lindowsche Haus, das Anfang des 20. Jahrhunderts Wohnhaus des Obstbauern Friedrich Lindow war, sollen dann das Besucherzentrum und der Bürgerservice der Stadt Werder einziehen. Damit sollen die jetzige Touristeninformation in Schützenhaus und die Stadtverwaltung entlastet werden. Allein in den Jahren 2016 bis 2017 sei die Zahl der Gästeankünfte um über sechs Prozent gestiegen, so der 1. Beigeordnete Christian Große. Das Besucherzentrum im Schützenhaus sei durch die wachsende Touristenzahl in den vergangenen Jahren zunehmend an seine Grenzen geraten. Das gelte ebenso für den Bürgerservice der Stadt, der inzwischen immerhin über 26 000 Einwohner zu versorgen habe.

„Leider haben wir es da mit einer großen Bandbreite an tierischem und pflanzlichem Befall zu tun“

Das Lindowsche Haus ist bisher ein Ensemble aus drei Flügeln: Wohnhaus, Stall und Remise. Bis Frühjahr 2019 soll auf der bislang offenen Seite zusätzlich ein Neubau entstehen. Insgesamt sollen so 475 Quadratmeter Nutzfläche entstehen. Das Besucherzentrum soll im Vorderhaus, dem früheren Wohnhaus, angesiedelt sein. Dort sollen auch Läden für regionale Produkte entstehen. Der Bürgerservice mit vier Arbeitsplätzen, Teeküche und Toilette soll im Neubau unterkommen

Da die historischen Gebäudeteile unter Denkmalschutz stehen, ist an der Sanierung die Untere Denkmalschutzbehörde beteiligt. Bei ihrer Bestandsaufnahme stellten die Denkmalexperten unter anderem fest, dass der Dachstuhl erneuert werden muss. „Leider haben wir es da mit einer großen Bandbreite an tierischem und pflanzlichem Befall zu tun“, erklärt Jorinde Bugenhagen von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Sehr gut erhalten seien hingegen die Fenster im gesamten Haus. Um aktuellen energetischen Anforderungen zu entsprechen, werden sie allerdings eine zusätzliche Isolierungsschicht bekommen. Erhalten bleiben soll auch die Räucherkammer des Lindowschen Hauses, die sich unter dem Dach befindet. Welche Funktion ihr zukommen werde, sei aber noch unklar, so Bürgermeisterin Saß.

Historisches Ambiente eines Schuffel-Obstgartens

Im Außenbereich des Hauses soll das historische Ambiente eines Schuffel- Obstgartens entstehen. Genau wie zu Zeiten Friedrich Lindows sollen dort historische Obstsorten blühen, um ein möglichst lebendiges Bild der damaligen Zeit zu vermitteln. Denkbar sei auch, dass Aktionen für Schulen angeboten würden, bei denen die Kinder und Jugendlichen das Schuffeln – also das Lockern der Erde mit einer speziellen Gartenhacke – ausprobieren können, kündigt Christian Große an. Im Eingangsbereich des Gebäudes soll außerdem eine größere Stellfläche für Autos geschaffen werden.

Die Gesamtkosten für das Bauprojekt liegen bei zweieinhalb Millionen Euro. 80 Prozent der Summe trägt die Städtebauförderung des Landes Brandenburg, da das Anwesen im Sanierungsgebiet liegt. Das Lindowsche Haus, einer der letzten noch erhaltenen Obstmuckerhöfe in Werder, liegt am Fuß des Galgenbergs. Dort wird seit einigen Jahren wieder Wein angebaut. Bei der letztlich erfolglosen Bewerbung Werders als Standort der Landesgartenschau im Jahr 2003 sollte dem Lindowschen Haus eine zentrale Funktion zukommen.

Die Stadt kaufte das Lindowsche Haus im Jahr 2009 von einer Erbengemeinschaft. Lange blieb unklar, was mit dem Gebäude passieren würde. Vor rund zwei Jahren fiel dann die Entscheidung, Besucherzentrum und Bürgerservice einziehen zu lassen.

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