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Werder (Havel) und Kristall Bäder AG trennen sich: Blütentherme: Es kann weitergehen

Die Stadt Werder hat sich nach monatelangen Verhandlungen von der Kristall Bäder AG getrennt. Bis Juli soll klar sein, wie und wann es auf Werders Dauerbaustelle weitergeht.

Werder (Havel) - Irgendwas beobachtet in den vergangenen Tagen auf der Baustelle? Ein alter Herr steht rauchend am Rand der neuen Riva-Residenz und schaut auf die Blütentherme. Allerdings, sagt er, da habe sich einiges bewegt. „Vor drei Tagen kamen Tieflader und haben die Baucontainer abtransportiert“, erzählt der Senior, der erst vor Kurzem in die Neubauten am Stichhafen gezogen ist. Die Schutthaufen seien neu sortiert worden, der Metallschrott, der überall verteilt lag, sei jetzt auf einem Haufen. „Viel Positives“, findet er. Und das Gerücht, dass die Trennung von der Kristall vollzogen ist, geht auch schon um.

Gestern wurde es aus dem Rathaus auf PNN-Anfrage bestätigt: Die Stadt hat es nach monatelangem Ringen endlich geschafft, sich von der Kristall Bäder AG zu lösen. Der renitente Projektpartner hatte zuletzt jeden Baufortschritt blockiert. Im Streit um wachsende Kosten, den Bautenstand und den Fertigstellungstermin hatten die Bauarbeiten für das Millionenprojekt seit Monaten geruht. Jetzt kann es endlich weitergehen auf der Badbaustelle, wie es am Donnerstag aus dem Rathaus hieß.

Vertrag zum Bau und Betrieb der Blütentherme einvernehmlich aufgehoben

Die Trennung sei „nach intensiven und konstruktiven Gesprächen“ bereits zum 1. April notariell vereinbart, der Vertrag zum Bau und Betrieb der Therme einvernehmlich aufgehoben worden, wie beide Seiten gegenüber den PNN bestätigten. Jetzt könne die Stadt alle Entscheidungen zur Fertigstellung und zum Betrieb des halbfertigen Badgebäudes vorbereiten, sagte Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). „Erste Ergebnisse werden für den Juli 2016 erwartet und dann den Stadtverordneten und Bürgern vorgestellt“, so Saß.

Das Rathaus hat nach PNN-Informationen bereits vor Wochen Experten angefragt, sämtliche Optionen für den Weiterbau und Weiterbetrieb zu prüfen: vom Verkauf des kompletten Projektes an Dritte bis hin zu einem Bauabschluss und Betrieb in alleiniger städtischer Regie. Für die Stadtbad-Variante gab es zuletzt keine Mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung, wie eine PNN-Umfrage im Januar ergab. Vom Tisch ist sie nach den jüngeren Aussagen noch nicht.

Zuletzt war die Stadt Werder heillos mit der Kristall Bäder AG zerstritten

Immerhin öffnen sich überhaupt endlich neue Möglichkeiten. Die Grundsteinlegung für die Blütentherme liegt bereits viereinhalb Jahre zurück. Zuletzt war die Stadt so heillos mit ihrem mittelfränkischen Projektpartner zerstritten, dass selbst vom Landgericht angeschoben Vergleichsgespräche nicht mehr fruchteten.

Im November hatten die Stadtverordneten dann die Trennung von der Kristall Bäder AG beschlossen. Stadt und die städtische Wohnungsgesellschaft HGW zahlen 5,9 Millionen Euro Trennungsgeld an Kristall. Dafür bekommen sie Grundstücke in einer Größe von 25 000 Quadratmetern rund um das Bad, die sich Kristall für touristische Unternehmungen gesichert hatte – nach PNN–Informationen zu einem deutlich geringeren Preis.

Das Unternehmen wolle sich in Brandenburg künftig auf den Betrieb ihrer Kristall-Thermen in Bad Wilsnack und Ludwigsfelde konzentrieren und dort weitere Investitionen vornehmen, so Vorstandschef Gerd Bittermann. Man wolle den Gästen „auch weiterhin einen erholsamen und attraktiven Aufenthalt in den Kristall-Thermen garantieren“. Aus Werder allerdings wolle man sich endgültig verabschieden. In der Stadt wird dem Unternehmen, das die Baderöffnung siebenmal verschoben und zuletzt die Bauarbeiten abgebrochen hatte, niemand eine Träne nachweinen.

Monatelanger Stillstand auf der Baustelle hinterlässt Spuren

Dass die Stadtspitze einen langen Weg vor sich hat, zeigt der erbarmungswürdige Zustand, in dem sich die Baustelle nach monatelangem Stillstand befindet. Auch wenn rundum, wie der rauchende Mann richtig beobachtet hat, etwas Ordnung geschaffen wurde, bietet das halbfertige Gebäude kein schönes Bild mehr. Der Winter hat Spuren hinterlassen, in den Außenbecken steht braunes Wasser, teilweise ist es durch Verbindungen in Innenbecken gelaufen. Man mag sich nicht vorstellen, was das gefrorene Eis im Winter mit dem neuen Beton gemacht hat.

Holz- und Folienabdeckungen, die Rinnen um die Beckenränder vor dem Frost schützen sollten, sind zerrissen und verwittert. Auf Außenflächen wächst das Gras, Ventile und Abflüsse bieten Moos ein feuchtes Bett. Dass die Regenentwässerung noch ein Provisorium ist, die Abflüsse wie Kanonen aus dem Dach ragen, scheint auch an einigen Fassadenteilen nicht spurlos vorübergegangen zu sein.

Die Stadt muss sich nun um die Baustellensicherung kümmern

Den PNN wurde von der Stadt gestern eine Außenbesichtigung gewährt, für einen Rundgang ins Innere des halbfertigen Gebäudes sei es „noch zu früh“, wie es hieß. Dort schaute sich gestern die Badbeauftragte des Rathauses mit Fachleuten um. Grund: Die Sicherung der Baustelle soll in den kommenden Tagen deutlich verbessert werden.

Obwohl die Zäune und Absperrungen noch Kristall gehören, muss die Stadt, so ist es laut Trennungsvertrag vereinbart, seit Monatsanfang für die Baustellensicherung sorgen. Wenn der alte Projektpartner nach den Baucontainern auch seine Zäune abholt, sollen augenblicklich neue aufgestellt werden.

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