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Potsdam-Mittelmark: Wenig Chancen auf Investoren Experte zweifelt, ob sich Solarprojekt an A10 lohnt

Michendorf - Es kommt zu spät, und zwar einige Jahre zu spät. So lautet das Urteil des Photovoltaik-Experten Philipp Vanicek vom Landesverband Berlin–Brandenburg der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie zum Solarprojekt am südlichen Berliner Ring.

Von Eva Schmid

Michendorf - Es kommt zu spät, und zwar einige Jahre zu spät. So lautet das Urteil des Photovoltaik-Experten Philipp Vanicek vom Landesverband Berlin–Brandenburg der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie zum Solarprojekt am südlichen Berliner Ring. Die Gesellschaft für Sonnenenergie wirbt für den Einsatz erneuerbarer Energien. Vanicek befürchtet jedoch, dass der solare Lärmschutz entlang der Autobahn 10 schwer umzusetzen sein wird.

Wie berichtet hatte sich in einer ersten Ausschreibungsrunde des Infrastrukturministeriums, das für die Planung des Großprojektes zuständig ist, kein Investor beworben. Das Interesse sei groß gewesen, hieß es aus dem Ministerium bereits am Mittwoch, den Zuschlag sicherte sich aber niemand.

Laut dem Photovoltaik-Experten ist die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes Schuld an der Zurückhaltung potenzieller Investoren. „Seit über einem Jahr besteht große Unsicherheit in der Branche“, so Vanicek. Für Photovoltaik-Großanlagen gebe es seit dem 1. August diesen Jahres keine Förderung mehr. „Den Strom direkt, also ohne Förderung, zu verkaufen, lohnt sich nicht.“

Wer sich entscheidet, heute noch eine Großanlage – die solaren Lärmschutzwände sollen sich bei Michendorf auf über neun Kilometern erstrecken – zu betreiben, müsse sich künftig bei der Bundesnetzagentur bewerben, um eine Vergütung zu bekommen. Das sei auch eine der vielen Neuerungen.

„Wie das Bewerbungsprozedere genau ablaufen soll, ist auch hier noch völlig offen“, so Vanicek. Man sei noch in der Pilotphase. Vanicek bezweifelt daher, dass es bis zum geplanten Autobahnbaustart 2016 mehr Sicherheit geben werde. „Ich sehe das sehr kritisch“, so der Photovoltaik-Experte, „denn es ist völlig offen, was vonseiten des Erneuerbare-Energien-Gesetz und der Vergütung überhaupt noch möglich ist.“

Zudem spiele bei einem Projekt an der Autobahn auch die Verschmutzung der Solarmodule eine Rolle. Der Reifenabrieb der Autos verstaube die Anlage, „und der Staub verringert den Ertrag“. Auch wenn die Bürgerinitiative „Lärmschutz Jetzt“, die das Vorhaben überhaupt erst eingebracht hatte, bekräftigt, dass es für diesen Fall bereits robustere Solarmodule gebe. Für die Zukunft erwarten die Planer auf dem Abschnitt bei Michendorf 126 000 Fahrzeuge pro Tag – schon heute zählt der südliche Berliner Ring mit rund 89 000 Fahrzeugen täglich zu den höchstbelasteten Autobahnen Brandenburgs.

Die Möglichkeiten des Infrastrukturministeriums, doch noch einen Investor zu finden, seien laut Vanicek begrenzt. Es reiche nicht, die bisherige Vertragslaufzeit von 30 Jahren zu reduzieren. „Im vergangen Jahr ist der Markt um die Hälfe eingebrochen, immer mehr Firmen melden Insolvenz an“, so der Photovoltaik-Experte. Das Problem betreffe nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Natürlich würden sich viele Interessenten die Ausschreibungsunterlagen zusenden lassen, „weil es nur noch bedingt Flächen für Großanlagen gibt“. Doch um das Solarprojekt wirklich attraktiv für Investoren zu machen, müsste der Bund, der das Vorhaben finanziert, die Investition in die Anlage bezuschussen. Bisher werden die Kosten dafür auf rund 25 Millionen Euro geschätzt. „Die Firmen müssen ja erst mal in Vorleistung gehen“, so Vanicek. Nur noch sehr wenige hätten ein derartig dickes Polster übrig. Eva Schmid

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