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Besonders heiß soll es bei Regiobus auf den Linien 601 und 631 sein.

© Andreas Klaer

Verkehr in Potsdam-Mittelmark: Wie im Schwitzkasten - Regiobus verärgert die Fahrgäste

Beschwerden von Fahrgästen wegen überhitzter Regiobusse liefen ins Leere. Klimaanlagen haben nur die Busfahrer.

Von Eva Schmid

Der Schweiß tropft, die Haut klebt am Sitz, die Luft steht: So in etwa lässt sich derzeit die Situation in einigen Regiobussen beschreiben, die im Raum Teltow und Werder (Havel) unterwegs sind.

Der Potsdamer Ingo Charnow (parteilos), der für den Landtag kandidiert, hat nach Gesprächen mit mehreren Busfahrern und Fahrgästen bei Regiobus Beschwerde eingelegt. Die Zustände in den überhitzen Bussen, die ohne Klimaanlage unterwegs seien, wären unhaltbar, so der Vorwurf. Ihm sei berichtet worden, dass eine ältere Frau auf der Linie 601 von Potsdam nach Teltow vergangene Woche kollabierte. Probleme soll es auch auf der Linie 631 gegeben haben. Charnow spricht gegenüber den PNN von zahlreichen Beschwerden.

Keine Reaktion auf Beschwerden

Jedoch: „Beschwerden beim Fahrer bleiben ohne Reaktion, so dass besonders Ältere, Fahrgäste mit Kreislaufproblemen und Eltern mit Kleinkindern die Fahrt unterbrechen müssen“, schreibt Charnow in einer E-Mail an den Regiobus-Chef Hans-Jürgen Hennig.

Der Grund für die aufgeheizten Busse: Sie haben offenbar keine Klimaanlage. Das geht aus dem Antwortschreiben des Regiobus-Chefs an Charnow hervor, das den PNN vorliegt. Darin schreibt Hennig: „Eine Vollklimatisierung der Busse hat der Landkreis Potsdam-Mittelmark aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen nicht bestellt.“ Regiobus ist ein kreiseigenes Unternehmen.

Ein Linienbus sei nicht mit einem klimatisierten Reisebus oder Auto zu vergleichen, schreibt Hennig weiter und rechnet vor: „Der Fahrgast hält sich in der Regel 10 bis 20 Minuten im Fahrzeug auf. An jeder Haltestelle werden die Türen geöffnet, neue aufgeheizte Fahrgäste steigen zu. Die Klimaanlagen erzeugen dann im Wesentlichen nur noch einen extrem hohen Kraftstoffverbrauch.“

Nur eine Klimaanlage pro Bus

In Hennigs Antwort wird auch deutlich, dass das Problem wohl nur neuere Busse betrifft. Diese Fahrzeuge sind offenbar nur mit einer Klimaanlage für die Busfahrer ausgestattet. „Die Wirksamkeit dieser Anlage liegt im vorderen Bereich des Busses und schützt so wirkungsvoll den Mitarbeiter in seiner Dienstzeit, noch dazu wo hinter der Frontscheibe ohne Klimatisierung ein zusätzlicher Hitzestau entstehen könnte.“

Andere Arten der Klimatisierung stellt Hennig in Frage: „Für wenige extreme Tage im Jahr an allen anderen Tagen den hohen Aufwand einer Vollklimatisierung mit den negativen ökologischen Folgen zu tragen, scheint nicht vertretbar.“

Zudem sei dem Herunterkühlen „technische als auch gesundheitliche Grenzen“ gesetzt: Die Empfehlung für Verkehrsmittel des öffentlichen Personennahverkehrs liege bei drei bis fünf Grad unter der Außentemperatur. „Bei 35 Außentemperatur wären 22 Grad unrealistisch und gesundheitsgefährdend.“

Der Landkreis sei über die aktuelle Situation in den Bussen informiert. Von Notfällen oder Fahrgastabbrüchen würden Regiobus bisher keine Meldungen vorliegen.

Bei Elektrobussen sind die Bedingungen noch schwieriger

Der Regiobus-Chef lässt auch durchblicken, dass eine Änderung der Vorgaben für die Fahrzeuge deutlich höhere Kosten verursachen würde. Das sei auch aufgrund der „völlig fehlenden finanziellen Verantwortung des Landes Brandenburg“ problematisch. Den Ausblick, den Hennig gibt, lässt hitzegeplagte Fahrgäste nicht gerade hoffen: Mit dem Einzug von Elektrobussen würden „die Bedingungen der Klimatisierung eher noch schwieriger zu beherrschen sein.“

Charnow will jetzt das Gespräch mit dem Regiobus-Chef suchen und schlägt ihm eine gemeinsame Fahrt in einem der betroffenen Busse vor. „Bei all dem Verkehr und den Baustellen sitzt man zum Beispiel nach Werder länger im Bus, als von Herrn Hennig angegeben.“

Als Termin hat Charnow einen Tag in der kommenden Woche vorgeschlagen, an dem es so richtig heißt werden soll. Laut dem Deutschen Wetterdienst sorgt heiße Luft aus der Sahara und dem Mittelmeerraum in der kommenden Woche für Maximalwerte von 34 Grad am Dienstag und sogar 36 Grad am Mittwoch. Am wärmsten soll es laut dem Meteorologen im Süden Brandenburgs werden. (mit dpa)

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