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Neben den Containern in Bad Belzig, hier vor dem Erstbezug im Jahr 2015, soll eine Unterkunft in Modulbauweise entstehen.

© Enrico Bellin

Unterkünfte für Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: Neue Wohnheime in Teltow und Bad Belzig

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat keine freien Plätze mehr für Geflüchtete. In Teltow wird eine neue Unterkunft für 66 Bewohner gebaut, in Bad Belzig für 170 Menschen.

Teltow/Bad Belzig - In Teltow und Bad Belzig sollen bis Ende 2020 zwei neue Gemeinschaftsunterkünfte für 236 geflüchtete Menschen entstehen. Das geht aus Vorlagen der Verwaltung des Landkreises Potsdam-Mittelmark für den Finanzausschuss am 5. November hervor. Demnach sollen zwei Häuser in Modulbauweise auf kreiseigenen Grundstücken errichtet werden. Mit dem Bau soll noch Ende dieses Jahres begonnen werden. „Es muss zügig gehen, der Bedarf an Plätzen ist groß“, begründete Fachbereichsleiter Bernd Schade gegenüber den PNN. Die Kreistagsmitglieder müssen noch über die Vorhaben entscheiden.

Kreis will gut acht Millionen Euro investieren

In Teltow ist ein Neubau für 66 Personen vorgesehen, der in der Iserstraße gebaut werden soll. Auf dem Gelände, das zwischen dem Gesundheitszentrum und der Kita Pusteblume liegt, stehen derzeit leere Garagen. Diese sollen abgerissen werden und einem 2,4 Millionen Euro teuren Neubau weichen. In Bad Belzig soll ein Neubau für 170 Personen auf dem Gelände der derzeitigen Flüchtlingsunterkunft im Weitzgrunder Weg 21 entstehen. Für den auf 5,8 Millionen Euro Kosten taxierten Neubau sollen leer stehende Baracken weichen. Schon jetzt sind in einem Gebäude sowie Containern auf dem Gelände 224 Plätze vorhanden, ab Ende 2020 sollen es dann 394 Plätze sein. Im Gegenzug soll bis Ende 2020 im Belziger Ortsteil Kuhlowitz die Gemeinschaftsunterkunft für 90 Personen geschlossen werden, das Gebäude ist angemietet.

Mittelmark müsste jährlich 841 Geflüchtete aufnehmen

Geflüchtete Menschen werden aus der zentralen Aufnahmestelle des Landes in Eisenhüttenstadt auf die Landkreise verteilt. Potsdam-Mittelmark hat nach eigenen Angaben derzeit diese Quote erst zu rund 60 Prozent erfüllt: 841 Personen müssten demnach jährlich neu in der Mittelmark unterkommen. Zu Ende September waren es jedoch laut Verwaltung erst 488. „Anfang des Jahres hatten wir vom Land sogar Zwangszuweisungen erhalten, obwohl wir keine freien Plätze zur Verfügung hatten“, konkretisiert Schade auf PNN-Anfrage. Nur mit viel Organisation sei eine Unterbringung noch möglich gewesen. Derzeit leben 1725 geflüchtete Menschen im Landkreis.


Erst in diesem Jahr hat der Landkreis in Michendorf mit dem Haus Polygon eine Unterkunft für 240 Geflüchtete geschaffen, in Werder (Havel) ist Ende 2018 in der Schubertstraße ein Wohnheim ebenfalls für bis zu 240 Menschen eröffnet worden. Allerdings ist 2019 auch ein Containerdorf in Brück geschlossen worden, die Bewohner zogen nach Werder und Michendorf.
Laut Schade liegt eines der großen Probleme noch immer darin, dass Geflüchtete, die als solche anerkannt wurden und ein Anrecht auf eine eigene Wohnung haben, keinen Wohnraum finden. Der Wohnungsmarkt in Potsdam-Mittelmark ist wie berichtet praktisch wie leer gefegt. Der Landkreis hat jüngst ein Haus in Deetz sowie einzelne Wohnungen in Beelitz gekauft, in denen Geflüchtete unterkommen sollen. Man sei auch weiterhin auf der Suche nach Wohnungen. Die nötige Zahl der Unterkünfte sei so aber nicht zu erreichen. 

Engagement in Teltow und Bad Belzig ist hoch

Eine Unterbringung in Teltow und Bad Belzig hat laut Verwaltungsvorlagen den Vorteil, dass dort soziale Netzwerke vorhanden sind. Schließlich leben in beiden Städten seit Jahren Asylsuchende, es gibt Initiativen zur Integration. Außerdem sei die Anbindung beider Standorte gut: In Teltow gibt es ein ausgedehntes Busnetz. Bad Belzig ist mit dem RE7 mit Potsdam und Berlin verbunden, zudem fahren stündlich Busse nach Werder, wo die Ausländerbehörde sitzt.

Für eine Stadt wie Bad Belzig sei die Aufnahme von 400 Geflüchteten auf einem Gelände „durchaus angemessen“, so der Fachbereichsleiter. Zudem hätten auch die 90 Personen, die derzeit in Kuhlowitz leben, die Einrichtungen der Kreisstadt genutzt. Die Schließung der Unterkunft dort ist laut Schade nötig. Der Ort sei schlecht angebunden und es sei „nicht glücklich“, in einem Ort mit hundert Einwohnern 90 Geflüchtete unterzubringen.

Sollten in den nächsten Jahren wieder mehr Plätze in den Wohnheimen frei werden, werde man zuerst die angemieteten Container auf dem Gelände der Bad Belziger Unterkunft abbauen. Langfristig will sich der Landkreis Schade zufolge von allen angemieteten Objekten trennen und nur die Unterkünfte in Bad Belzig, Michendorf und dem neu entstehenden Teltower Bau behalten.

Enrico Bellin

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