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Die Weisse Flotte fuhr in den Vorjahren halbstündlich nach Werder, jetzt sind vier Fahrten am Tag geplant.

© Enrico Bellin

Trotz Festabsage in Werder (Havel): Der Obstwein wird fließen

Trotz der Absage von Großveranstaltungen in Brandenburg wird man in Werder im Frühjahr auf den Plantagen Obstwein trinken können. Auch Schiffe fahren zur Insel. Wie viele Gäste kommen, ist unklar.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Auch wenn es die geplante Baumblüte in Höfen und Gärten in Werder (Havel) in diesem Jahr nicht geben wird, soll in den Gärten Obstwein verkauft werden. Auch Fahrten der Weissen Flotte von Werder nach Potsdam wird es geben. Das bestätigten Obstbauern und Weisse-Flotte-Geschäftsführer Jan Lehmann den PNN am Mittwoch. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) gab am Mittwochabend bekannt, dass sich Brandenburg der Grenze von tausend Besuchern anschließen werde, ab der Veranstaltungen nicht mehr stattfinden sollen.

Seit Dezember wurde am Fest geplant

Der Stadt entstehen durch eine Absage der Veranstaltung keine finanziellen Nachteile, wie Marketingchef Stefan Marten am Dienstagabend auf einer Sondersitzung des Sozialausschusses sagte. Noch sei man keine Verbindlichkeiten eingegangen. Erst in den nächsten Wochen wären die Verträge für Stromversorgung oder Müllentsorgung geschlossen worden. Mit den Planungen für das diesjährige Fest hatte die Stadt nach dem Votum der Stadtverordneten Mitte Dezember 2019 begonnen und einen Koordinierungskreis gemeinsam mit Vereinen und Obstbauern gegründet. Geplant war etwa ein kleiner Rummel auf dem Plantagenplatz, im Hohen Weg sollten kleinere Bühnen aufgestellt werden.

Wie viele Besucher trotz der Absage im Zeitraum von Ende April bis Anfang Mai, in dem das Fest in den Vorjahren stattfand, nach Werder kommen, vermag kaum jemand einzuschätzen. „Wir können niemandem verbieten, in den Zug nach Werder zu steigen. Wir können nur an die Vernunft der Menschen appellieren“, so Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU) am Dienstag.

Die Bauern werden ihre Höfe öffnen

Bewirtet werden die Besucher wohl in jedem Fall, tausende Liter Obstwein lagern schließlich in den Kellern der Erzeuger. „Wir werden auf unserem Hof und in den gepachteten Gärten im Hohen Weg wie in den Vorjahren auch die Baumblüte feiern“, sagte Obstbauer Michael Schultz von Schultz’ens Siedlerhof den PNN. Er ist auch im Vorstand des Vereins Rettet die Baumblüte. Am heutigen Donnerstag gebe es für Mitglieder und interessierte Obstbauern eine Schulung des Gesundheitsamtes, die schon vor der Corona-Krise angesetzt war. „Wir werden vielleicht ein Handwaschbecken mehr aufstellen. Aber das Fest wird stattfinden und die Besucher werden kommen, wenn auch vielleicht weniger als sonst“, ist sich Schultz sicher. Schließlich dürste es die Menschen um diese Jahreszeit danach, in die Plantagen zu gehen. Sein Hof werde schon am Wochenende nach Ostern geöffnet, eine Woche vor dem ursprünglich geplanten Start des Festes. „Um Ostern herum werden alle Obstbäume blühen, dann kommen die Besucher“, so Michael Schultz.

Auch Obstbauer Stefan Lindicke will seinen Garten im Hohen Weg öffnen. Dort würden schließlich keine tausend Gäste hineinpassen. „Wir müssen jetzt abwarten, welche Auflagen dafür eventuell noch auf uns zukommen“, so Lindicke. Man habe sich natürlich in den vergangenen Tagen schon mit einer möglichen Absage des Festes befasst, die einen großen Umsatzeinbruch für die Bauern bedeuten werde. Man werde abwarten, wie viele Gäste kommen, und spontan reagieren. Der Hofverkauf am Plessower Eck sei ohnehin geöffnet. Am 17. März sei das nächste Treffen des Koordinierungskreises mit der Stadt geplant. Dann würden weitere Entscheidungen getroffen, eventuell werde man auch eine Woche später als geplant den Garten öffnen.

Die Weisse Flotte will vier Mal täglich fahren

Jan Lehmann, Geschäftsführer der Weissen Flotte, ist sich sicher, dass Gäste wie in den Vorjahren auch per Schiff von Potsdam nach Werder fahren können. „Wir sehen nicht die Notwendigkeit, die Fahrten abzusagen. Schließlich haben wir keine 500 Gäste an Bord.“ Man habe sich bereits seit Herbst auf das in diesem Jahr erstmals kleiner geplante Fest in Werder eingerichtet: Statt eines Halbstundentaktes seien vier Fahrten pro Tag und Richtung geplant, dazu eine Rundfahrt auf dem Glindower See. „Bei Bedarf können auch zusätzliche Fahrten eingelegt werden“, so Lehmann. Auch er kann nicht abschätzen, wie viele Menschen trotz Festabsage nach Werder kommen. Wenn das Geschäft wegbreche, sei das ein herber Einschnitt für das Unternehmen.

Auf dem Obstpanoramaweg sind vor allem Radfahrer unterwegs. Zum Baumblütenfest gab es aber auch Busfahrten. Ob sie stattfinden, ist noch offen.
Auf dem Obstpanoramaweg sind vor allem Radfahrer unterwegs. Zum Baumblütenfest gab es aber auch Busfahrten. Ob sie stattfinden, ist noch offen.

© Enrico Bellin

Vom Werderaner Stadtkern aus wird es womöglich auch in diesem Jahr Busrundfahrten auf die Plantagen geben. Regiobus-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig bestätigte gestern, dass die Entscheidung darüber kurzfristig getroffen werden kann. Die Fahrpläne seien im Groben da. „Für die Rundfahrten ist keine große Vorlaufzeit in der Planung mehr nötig“, so Hennig. Mehrere tausend Fahrgäste hatten die Busse vom Bahnhof über den Obstpanoramaweg mit Halt an mehreren Höfen in den vergangenen Jahren befördert.

Ihre entfernteste Anlaufstation war der Hof des Derwitzer Obstbauern Stephan Hübner an der B1. Er hofft auf eine Fortführung der Tour, da er sonst für deutlich mehr Parklätze sorgen müsste. Auch Hübner rechnet damit, dass die Stammgäste trotz Absage kommen.

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