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Auf etwa 50 Hektar Fläche hatte der Wald bei Fichtenwalde im vergangenen Sommer gebrannt. Feuerwehrleuten zufolge könnte eine Zigarettenkippe den Brand ausgelöst haben, die Autofahrer auf der A9 nahe des Brandherdes womöglich aus dem Fenster geworfen haben.

© Ralf Hirschberger/dpa

Trockenheit: Beelitz will Spazierverbot als Waldbrandschutz

Landesbehörde entscheidet am Freitag über Beelitzer Antrag, dass Wälder im Stadtgebiet nicht mehr betreten werden dürfen.

Von Enrico Bellin

Beelitz/Stahnsdorf - Wegen der anhaltend hohen Waldbrandgefahr soll der Wald auf dem Beelitzer Stadtgebiet nicht mehr betreten werden dürfen. Ein entsprechendes Verbot hat die Stadt bei der Oberförsterei Potsdam und dem Landesbetrieb Forst beantragt. Bürgermeister Bernhard Knuth (Unabhängiges Kommunalbündnis) begründet dies mit der Waldbrandverhütung: „In den meisten Fällen ist die Brandursache menschliches Fehlverhalten – entweder vorsätzlich durch Brandstiftung, oder fahrlässig zum Beispiel durch weggeworfene Zigarettenkippen“, so der Bürgermeister.

Ob das Verbot kommt, ist aber fraglich. Laut Jan Engel, Sprecher des Landesbetriebes Forst, hat die Potsdamer Oberförsterei den Antrag bereits abgelehnt. Der Fachbereichsleiter des Landesforstes und weitere Mitarbeiter wollen sich am heutigen Donnerstag in den Beelitzer Wäldern ein Bild der Lage machen und dann wahrscheinlich am Freitag über den Antrag entscheiden. „Das Betretungsrecht des Waldes ist sehr hoch angelegt“, so Engel. Der Antrag der Stadt sei zudem zu pauschal gewesen. Wenn, dann könne man nur für bestimmte Abschnitte das Betreten verbieten. In der Vergangenheit habe es das etwa nach schweren Stürmen oder bei Hitze auf munitionsbelastetem Gebiet gegeben. Auch im Wald nahe des Beelitzer Ortsteils Fichtenwalde haben Munitionsreste im Boden im vergangenen Jahr die Löscharbeiten beim Großbrand auf einer Fläche von 50 Hektar behindert. Kurzzeitig drohte die Evakuierung von Fichtenwalde.

Knuth geht davon aus, dass die Beelitzer nach den Erlebnissen des Vorjahres Verständnis für ein Betretungsverbot des Waldes haben. Das Verbot habe man gegenüber der Forstbehörde auch ausführlich begründet: Neben der Hitze und Trockenheit spiele dabei auch die Kiefernnonne, ein Schädling, der unter anderem die Nadeln der Bäume aussaugt, eine große Rolle. Die trockenen Nadeln würden auf dem Waldboden bereits einen Teppich bilden. „Das wirkt wie ein Brandbeschleuniger“, so Knuth. Etwa 3000 Hektar Wald nahe Fichtenwalde sind von dem Schädling befallen. Als Bürgermeister habe er da die „Pflicht, präventiv zu wirken“ gegen Waldbrände. Er hoffe daher auf Unterstützung durch die Landesforstbehörde. Zwar könne kaum kontrolliert werden, ob tatsächlich niemand den Wald betritt. Das Verbot allein habe jedoch schon eine große Signalwirkung. Außerdem solle es schließlich nur für eine kurze Zeitspanne gelten. Sobald die Waldbrandgefahr deutlich zurückgehe, könne es aufgehoben werden.

Andere Kommunen in Brandenburg wollen das Betreten der Wälder bisher nicht verbieten, der Behörde liege laut Sprecher kein anderer Antrag vor. Steffi Pietzner, Gemeindewehrführerin der ebenfalls waldreichen Kommune Stahnsdorf, rät gegenüber den PNN aber ebenfalls dringend vom Betreten der Wälder ab. In der Gemeinde gibt es besonders viele Reiter. „Wenn da im Wald ein Huf auf einen Stein schlägt, kann es schon zu Funkenflug und Feuer kommen“, so Pietzner, die am Mittwoch gemeinsam mit anderen Kollegen aus der Mittelmark in der Lieberoser Heide (Dahme-Spreewald) beim Löschen des Großbrandes half. Über einen Verbotsantrag wie in Beelitz habe man in Stahnsdorf aber noch nicht nachgedacht.

Sollte die Landesforst am Freitag das Betreten des Beelitzer Waldes tatsächlich verbieten, könnten Beelitzer und Touristen trotzdem noch in die baumreichen Heilstätten fahren. „Das Gelände zählt als Park und nicht als Wald“, sagt Georg Hoffmann, Geschäftsführer des Baumkronenpfades, den PNN. Da vor Ort viele Laubbäume stehen, sei die Brandgefahr auf dem Gelände auch nicht ganz so hoch wie in den umliegenden Kiefernwäldern. Trotzdem gilt Hoffmann zufolge generell Rauchverbot im Park, nur im Café und auf den Hauptwegen dürfe geraucht werden.

In der Mittelmark wie in den übrigen Landkreisen Brandenburgs gilt derzeit wie berichtet die höchste Waldbrandwarnstufe. Daran dürfte sich laut Deutschem Wetterdienst in naher Zukunft nichts ändern. Zwar dreht der Wind mit dem heutigen Donnerstag auf Nord-West und es wird mit 25 Grad deutlich kühler. „Es kommen aber trotzdem trockene Luftmassen“, sagt Robert Noth, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Stahnsdorf. Ab Anfang kommender Woche steige zwar die Niederschlagsneigung. „Große Mengen sind aber nicht zu erwarten“, so Noth.

Auch wenn erst vor wenigen Wochen große Niederschlagsmengen gefallen sind, ist der Waldboden trotzdem ausgetrocknet. Experten zufolge drang der Niederschlag gar nicht bis zu den Wurzeln der Bäume vor, da die Wassermassen schon in oberen Erdschichten abgeflossen sind.

Fehlendes Wasser im Wald hat im vergangenen Jahr auch die Löscharbeiten beim Fichtenwalder Großbrand erschwert. Bauern hatten Wasser in Gülleanhängern in den Wald gefahren und dort in Becken umgefüllt, aus denen die Feuerwehr es in ihre Wagen gepumpt hat. Zudem gab es lange Schlauchleitungen aus Fichtenwalde, auch Löschhubschrauber waren im Einsatz. Bürgermeister Knuth zufolge sind die Landwirte auch jetzt vorbereitet, im Fall eines Feuers schnell zu helfen. Auch im Rathaus habe man wieder Pläne zur Brandbekämpfung entwickelt. So werden derzeit zehn bis 15 Kilometer Waldweg hergerichtet. Sie werden mit einem Natursteingranulat befestigt, auf dem die Feuerwehrfahrzeuge gut in den Wald kommen sollen.

Die Wege seien als Hauptschneisen durch den Wald gedacht. Sie führen auch zu fünf Orten, an denen neue Löschwasserbrunnen installiert werden sollen. Ihr Bau wurde nach dem Großbrand vergangenen Sommer beschlossen. Drei der Brunnen sollen rund um Fichtenwalde entstehen, zwei im Beelitzer Stadtwald.

Dass sie noch nicht zur Verfügung stehen, liegt Bernhard Knuth zufolge auch an langen Bearbeitungszeiten beim Landesbetrieb Forst. Der habe die Brunnen erst in den Landeswaldplan aufnehmen müssen, was sich langwierig gestaltet habe. Inzwischen ist dies aber geschehen, auch Fördermittel zum Bau der Brunnen seien genehmigt. Angebote für den Bau wurden bereits eingeholt. In drei bis vier Wochen sollen Knuth zufolge die Aufträge vergeben werden, „unmittelbar danach“ solle der Bau starten.

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