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Teltow: Teltow lässt Pappeln auf Mauerstreifen fällen

Teltow - Wenn es im Bauch nicht noch so grummeln würde, er hätte Teltows Bürgermeister einen Blumenstrauß überbracht, sagt Wolfgang Paul. Sechs Jahre hat der Lichterfelder mit der Nachbarkommune um sechs Zitterpappeln gestritten, die vor seinem Haus in die Höhe geschossen waren.

Teltow - Wenn es im Bauch nicht noch so grummeln würde, er hätte Teltows Bürgermeister einen Blumenstrauß überbracht, sagt Wolfgang Paul. Sechs Jahre hat der Lichterfelder mit der Nachbarkommune um sechs Zitterpappeln gestritten, die vor seinem Haus in die Höhe geschossen waren. Nachdem es lange so aussah, als müsste ein Gericht den Fall entscheiden, fand er nun doch noch ein gütliches Ende. „Am Freitag ratterte es plötzlich im Garten, am Montag war der Spuk vorbei, die Pappeln gefällt“, erzählt Paul. „Ungewöhnlich, aber schön“, kommentiert der Rentner die freie Sicht, die er und seine Frau jetzt auf die Kirschbaumallee vor der Tür genießen.

Über Jahre hatten die Teltower Pappeln weite Schatten in Pauls angrenzenden Garten geworfen, im Frühjahr bildeten die Wurzeln unter dem Rasen lästige Austriebe, Pappelsprößlinge übersäten Ziergarten und Wiese. Früher hatten der 82-Jährige und seine Frau vom Garten ihres Reihenhäuschens im Berliner Westfalenring auf den drei Meter hohen Grenzzaun geblickt, hinter dem Soldaten patrouillierten. Der Landstrich, der Berlin und Brandenburg trennte, wurde regelmäßig niedergemäht und von Wuchs frei gehalten. Nach der Wende jedoch konnten sich Gehölze, Sträucher und Gräser ungehindert ausbreiten. Vor dem Grundstück der Familie Paul und ihrer Nachbarn waren binnen weniger Jahre mehr als ein Dutzend schnell wachsender Zitterpappeln in die Höhe geschossen, bis auf 14 Meter. Paul forderte die Stadt Teltow als Grundstücksbesitzerin auf, die Bäume zu beseitigen, doch die kam dem Wunsch nicht nach, wollte ihr wild gewachsenes Biotop erhalten (die PNN berichteten).

Paul klagte, unterlag zunächst, klagte weiter. Unzählige Briefe wechselten zwischen dem Berliner und der Teltower Stadtverwaltung, zwischen Anwälten und nicht zuletzt Kommunal- und Landespolitikern hin und her, Bauingenieur Paul schaltete den Zehlendorfer Bürgermeister und schließlich Brandenburgs Ministerpräsidenten ein, erhoffte sich Unterstützung. Fünf Jahre dauerte es, dann legte die Stadt Teltow der Lichterfelder Familie eine Vereinbarung zur Beseitigung der Pappeln vor. Doch Paul unterschrieb sie nicht. Dem Papier, mit dem er sich anteilig zur Übernahme der Kosten für die Beseitigung der Pappeln verpflichtete, lag keine Kostenschätzung bei. Die Katze im Sack wollte der Berliner aber nicht kaufen. Während er sich weiter mühte, die ihm wichtigen Punkte in die Vereinbarung einarbeiten zu lassen, beendete Teltow die Kommunikation. Der Druck, den Paul über Dritte auf die Stadt ausgeübt hatte, war der Verwaltung zu viel geworden. Es gebe keine Grundlage für eine einvernehmliche Lösung mehr, ließ Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) ihn wissen. Ein weiteres Jahr verging, bis Paul im vergangenen Oktober schließlich doch unterschrieb. „Die Anwaltskosten – alles stand in keiner Relation mehr“, erklärt er. Das nächste, was Paul hörte, war das Heulen der Säge vor dem Gartentor.

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