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Stahnsdorf: Vorerst kein Verkauf der alten Villa an Ruhlsdorfer Straße

Finanzausschuss lehnt Bürgermeisterpläne ab

Stahnsdorf – Ein möglicher Verkauf der alten Fabrikantenvilla an der Ruhlsdorfer Straße in Stahnsdorf ist erst einmal vom Tisch. Der Finanzausschuss votierte am Montag mehrheitlich gegen eine entsprechende Vorlage, die Bürgermeister Bernd Albers (BfB/Die Neuen) dort überraschend zur Diskussion gestellt hatte. Stattdessen will sich der Ausschuss zunächst ein Bild vom Zustand des inzwischen leer gezogenen Wohnhauses machen, um dann das weitere Vorgehen zu beraten. „Wir sind sehr glücklich“, sagte die Malerin Frauke Schmidt-Theilig gestern den PNN. Ein erstes Ziel sei erreicht.

Künstler der Gruppe ArtEvent hatten im Vorfeld der Sitzung mit Spruchbändern und Kunstwerken am Zaun vor der Villa gegen den geplanten Verkauf mobil gemacht. Binnen weniger Stunden entbrannte in der Gemeinde ein Streit um die Kampagne. Bettlaken wurden entfernt und wieder angebracht, ähnliches erfolgte mit Plastikbechern, die später vor Ort anstelle der Laken zu einem „kein Verkauf“ zusammengebunden waren, sagte Schmidt-Theilig. FDP-Gemeindevertreter Christian Kümpel sprach von einem „Kulturkampf“ um die alte Villa am Dorfeingang.

Künstler und Vereine wollen das 1910 für Nachkommen des Gutsherren Albert Pademann erbaute Wohnhaus der Gemeinde erhalten und zu einem Kulturzentrum entwickeln, das allen Stahnsdorfern offen stehen soll. Insbesondere der Verein „Bürgerhaus Ruhlsdorfer Straße 1“ verfolgt seit längerem die Idee und hatte kurz nach dem Auszug der letzten Mieter aus der Villa vor wenigen Monaten die Diskussion um das Haus neu angeschoben. Marion Storm, Vorsitzende des Vereins, stellt sich dort in uriger Atmosphäre Lesungen und Kammerkonzerte vor. Auch will sie das Haus zu einer Begegnungsstätte für Familien, aber auch Senioren und Flüchtlinge entwickeln.

Die Gemeindeverwaltung hatte zuletzt auf die schwierige Verkehrssituation vor Ort verwiesen. Die überschaubare Grundstücksfläche mit dem geringen Abstand zur Straße ließe keine Parkplätze auf dem im Kreuzungsbereich gelegenen Gelände zu, erklärte Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Auch sei die Zufahrt zum Haus schwierig, die Parkplatzsituation am Stahnsdorfer Hof durch die ansässigen und gut besuchten Geschäfte und Restaurants bereits heute angespannt.

CDU und SPD hatten indes die Bedeutung des Hauses als Entree zum Ort betont und gefordert, dass die Gemeinde ein Nutzungskonzept für die kommunale Immobilie entwickelt (PNN berichteten). Aufgrund in Rede stehender Sanierungskosten von rund einer halben Million Euro reagierten die übrigen Gemeindevertreter bislang jedoch zurückhaltend.

In der Sitzung des Finanzausschusses erhielten die protestierenden Künstler, die auch von der Chefin der Kleinmachnower Kammerspiele, Caroline Huder, unterstützt und begleitet wurden, Rederecht und nutzten Schmidt-Theilig zufolge die gebotene Möglichkeit, ihren Standpunkt klar zu machen.

Eine Besichtigung der leer stehenden Villa am 10. Dezember soll Klarheit über den Zustand des Objekts bringen. Nach Ansicht der Künstler sei die Renovierung das geringste Problem und der Umbau nicht zu hoch zu hängen. „Wir wollen ein Haus für Kunst und Kultur schaffen und keine Staatsoper“, hatte etwa Marion Storm zuletzt betont.

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