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Heiß begehrt. Inzwischen gibt es schon drei Interessenten für die Villa in der Ruhlsdorfer Straße. Doch wer sie kauft, muss sie auch sanieren oder zumindest Teile von ihr stehen lassen.

© Sebastian Gabsch

Stahnsdorf: Kampf um die Villa-Fassade

Gemeinde und Landkreis ringen derzeit um einen Kompromiss darüber, wie es mit der historischen Villa an der Ruhlsdorfer Straße weitergehen soll. Private Investoren schmieden derweil bereits ihre eigenen Pläne.

Stahnsdorf - In die Diskussion um die Villa in der Ruhlsdorfer Straße 1 schaltet sich nun ein weiterer privater Investor ein. Derweil ringen Vertreter der Gemeinde Stahnsdorf und des Landkreises Potsdam-Mittelmark weiterhin um Kompromisslösungen. Seit im September 2016 die letzten Mieter aus dem Gebäude auszogen, gibt es Diskussionen über die künftige Nutzung der alten Villa am Ortseingang. Gemeindevertreter, eine Bürgerinitiative und die Künstlergruppe Art Event setzten sich dafür ein, das Haus zu erhalten und als Kulturstätte auszubauen. Vor einigen Monaten unterbreitete dann der Landkreis der Gemeinde ein Kaufangebot für Grundstück und Villa, gab aber kurz darauf bekannt, dass er das Gebäude im Fall eines Kaufs aus Kostengründen abreißen müsse. Noch in dieser Woche solle ein Gespräch zur Kompromissfindung stattfinden, hieß es vonseiten des Landkreises.

Sollten sich beide Parteien nicht einigen können, stehen bereits zwei private Interessenten für die Villa bereit: Künstlerin Frauke Schmidt-Theilig, die eine Kulturstätte in dem Gebäude einrichten möchte, sowie der Berliner Immobilienmakler Klaus Mayer. Mayer gehören bereits die beiden angrenzenden Grundstücke, auf denen er Wohnhäuser errichtet hat. Auf die Ruhlsdorfer Straße 1 hat er es schon seit Längerem abgesehen: „Vor drei Jahren habe ich eine Kaufanfrage an die Gemeinde geschickt, aber leider eine abschlägige Antwort erhalten.

Wohnungen oder öffentliche Nutzung: Was haben die privaten Investoren mit der Villa vor?

Seitdem habe es keine Kommunikation mit der Gemeinde gegeben, wohl aber wendete sich vor Kurzem der Landkreis an Mayer. Die Kreisverwaltung meldete Interesse an Mayers Grundstücken an, um diese als Parkflächen für die Kreisvolkshochschule mitnutzen zu können. Mayer würde sowohl kaufen als auch verkaufen, sagt er. Lieber wäre es ihm aber, wenn er selbst das Grundstück samt Gebäude bekäme. „Ich finde die Villa auch sehr schön und würde sie dann stehenlassen“, so Mayer. Eine kulturelle Nutzung des Gebäudes wolle er jedoch nicht. Stattdessen könne er sich vorstellen, das Gebäude als Wohnhaus zu vermieten oder beispielsweise für eine betreute Senioren-WG zu nutzen. Für die Sanierung wolle er allerdings höchstens 200 000 Euro ausgeben. „Damit kriegt man schon viel hin“, ist der Immobilienexperte überzeugt.

Bürgermeister Bernd Albers sieht das anders: „Es wäre mir nach wie vor am liebsten, wenn der Landkreis das Gebäude kaufen und die Kreisvolkshochschule dort einziehen würde“, sagte er den PNN am vergangenen Freitag. Wenn der Landkreis sich nicht auf die Bedingung einlassen wolle, die Fassade der alten Villa zu erhalten, müsse man möglicherweise über alternative Lösungen sprechen, so Albers. „Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, andere prägende Bauelemente – wie das Mosaikfenster im Treppenhaus – herauszugreifen und in ein neues Gebäude zu integrieren.“

Die Villa abreißen? „Das halte ich für Frevel."

Sollten sich Gemeinde- und Kreisverwaltung über einen Kompromiss einig werden, bliebe für Albers noch die Hürde, die übrigen Gemeindevertreter zu überzeugen. Bisher steht in der Beschlussvorlage, die im Juli mit knapper Mehrheit angenommen wurde, dass sich der Käufer von Grundstück und Villa verpflichte, die Gebäudefassade zu erhalten. Die Passage war unter anderem auf Drängen der Grünen-Fraktion kurz vor der Gemeindevertretersitzung eingefügt worden.

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Thomas Michel ist von Albers’ neuem Vorschlag nicht überzeugt: „Es geht ja um den Gesamteindruck des Gebäudes, der erhalten bleiben soll – mit einem Erhalt des Fensters wäre es sicher nicht getan.“ Auch Peter Weiß (CDU) hält nichts von der Idee, andere Teile der Villa anstatt der Fassade zu erhalten. „Wir reden immer von der historischen Schönheit Stahnsdorfs“, so Weiß. „Und dann wollen wir dieses ortsprägende Gebäude abreißen – das halte ich für Frevel.“ Eine Änderung der Beschlussvorlage käme für seine Fraktion darum nicht in Frage. Am liebsten sähe er es, wenn das Gebäude insgesamt erhalten bliebe und an die gemeindeeigene Wohnungsgesellschaft übertragen würde.

Für die Volkshochschule hat Weiß bereits einen Alternativstandort im Auge: ein Grundstück an der Wannseestraße, das die Gemeinde vom Abwasserzweckverband pachtet. Da sich Stahnsdorf für einen gemeinsamen Bauhof mit Kleinmachnow und Teltow entschieden hat, wird die Fläche nicht mehr gebraucht. „Der Standort wäre noch zentraler als die Ruhlsdorfer Straße 1“, so Weiß.

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