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Handlungsbedarf. Zugeparkte Gehwege, rücksichtslose Raser, schlechter Zustand – zu ihren Straßen fällt den Anwohnern der Sommerfeld-Siedlung allerhand ein. Nur wie es besser werden soll und wer dafür aufkommen muss, ist umstritten.

© Andreas Klaer

Sommerfeld-Siedlung: Kleinmachnower Déjà-vu

Gemeinde unternimmt einen neuen Anlauf für den Straßenausbau in der Sommerfeld-Siedlung.

Kleinmachnow – Zugeparkte Gehwege, rücksichtslose Raser und ein insgesamt schlechter Straßenzustand. Die zu Beginn der 1930er-Jahre von Adolf Sommerfeld erbaute und namensgleiche Siedlung sorgt schon seit Jahren für Ärger und anhaltende Diskussionen – bei Anwohnern und in der Verwaltung. Wegen des möglichen und mittlerweile kaum noch zu umgehenden Straßenausbaus lieferten sich die Kleinmachnower schon vor mehr als einem Jahrzehnt hitzige Debatten, einen Konsens fanden sie bislang nicht. Jetzt unternimmt die Kommune einen neuen Anlauf, diesmal allerdings mit Unterstützung. Die Gemeinde hat sich das Cottbuser Architektur- und Stadtplanungsbüro Nagler & Partner ins Boot geholt, das den Prozess moderieren, die Gemüter wohl temperieren und die verschiedenen Interessen zusammenführen soll.

Ein Jahr lang wollen sich die Planer Zeit nehmen, um gemeinsam mit den Anwohnern und der Verwaltung zu diskutieren und Lösungen zu erarbeiten. Am Montag fand dazu eine erste Auftaktveranstaltung statt. Am Ende solle ein mehrheitlich getragenes Konzept stehen, das sukzessive umgesetzt werden soll, erläuterte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) den Teilnehmern. Nichts zu tun sei dabei keine Option, stellte er gleich zu Beginn klar, als bereits die ersten Zweifel an dem Vorhaben aufkamen. Nicht zuletzt stelle sich hier für die Verwaltung ein Sicherheitsproblem, ergänzte Architekt und Veranstaltungsleiter Heinz Nagler. Nach mehr als 85 Jahren fehle den Straßen inzwischen die nötige Substanz.

In der ersten von insgesamt drei im Laufe des Prozesses geplanten Bürgerwerkstätten ging es zunächst darum, die Probleme zu erarbeiten. Die Diskussion werde ergebnisoffen geführt, erklärte Grubert, Vorgaben der Verwaltung gäbe es nicht. Auch Heinz Nagler betonte dies. Auch er halte „nichts unter der Tischdecke“, ergänzte der Architekt.

Insgesamt 13 Straßenzüge sind betroffen, rund 850 Grundstückseigentümer wurden geladen. So viele, dass die Auftaktveranstaltung auf zwei Tage aufgeteilt werden musste, pro Parzelle erhielt nur ein Vertreter Rederecht.

In jeweils vier Arbeitsgruppen wurden zunächst die Probleme zusammengetragen, die durchaus altbekannt sind. Als „Grundstücksparker“ gehöre er mittlerweile zur „aussterbenden Spezies“, erklärte etwa einer der Anwohner vom Johannestisch, der sich die Mühe gemacht hatte, die auf dem Gehweg seiner Straße parkenden Autos zu zählen. Nicht einmal die Hälfte der in der Straße wohnenden Parteien parke auf den eigenen Grundstücken, obwohl dies in der Regel möglich sei, mit dem Ergebnis, dass Frauen und Männer mit Rollatoren, Rollstuhl oder Kinderwagen auf die Straße ausweichen müssten. Andere parkten ganz bewusst halb auf der Straße und dem Gehweg. „Ich stehe dort, um für etwas Verkehrsberuhigung zu sorgen“, sagte etwa ein anderer. Mit bis zu 70 Kilometern in der Stunde würden morgens die Autos durch die Wendemarken rasen. Auch An der Stammbahn seien viele viel zu schnell unterwegs. Andererseits würden die Wildparker Rettungs- und Müllfahrzeuge behindern, beklagten wieder andere Nachbarn.

Die Lösungen waren recht schnell ausgemacht. Es braucht reguläre Parkbuchten, wieder mehr Rücksicht in der Nachbarschaft, neue teilbefestigte Gehwege mit einheitlichem, dem Siedlungscharakter entsprechenden Belag, möglicherweise die Ausweisung der Nebenstraßen als Spielstraßen. Doch genüge es nicht, nur planungsrechtlich vorzugehen, auch die Ordnungshüter müssten wieder verstärkt darauf achten, dass die Verkehrsordnung eingehalten werde, sagte der ehemalige Grünen-Politiker Axel Mueller. Eine Zeit lang wurde das Parken auf den Bürgersteigen mit Bußgeldern geahndet.

Bis zur Problemanalyse war die Gemeinde jedoch auch in der Vergangenheit schon des Öfteren gekommen, selbst diverse Ausbauvarianten waren schon erarbeitet, wie etwa eine Verbreiterung der Gehwege für mehr Parkraum. Bislang scheiterte die Kommune aber am Gegenwind der Anwohner, die vor allem die Kosten fürchten. Bei einem Ausbau, so er über eine reine Instandhaltung der Straße hinausgehe, müssten sie nach der Beitragssatzung für den Straßenausbau 60 Prozent der Gesamtsumme berappen, während die Gemeinde 40 Prozent der Kosten trägt. Bei der vor gut zwölf Jahren diskutierten Ausbauvariante war von 450 bis knapp 600 Euro die Rede. Wie sich in der aktuellen Diskussion bereits andeutete, könnte auch diesmal der Preis zur Gretchenfrage werden. Nicht alle können sich den Ausbau leisten, betonte ein Anwohner. Er wolle wissen, was er kauft, ein anderer. Zudem gäbe es auch nicht überall Probleme, sagte eine weitere Kleinmachnowerin. Sie sei zufrieden, würde alles so lassen, wie es ist, erklärte sie. Allerdings gäbe es für ihre Sicht keinen Raum. Ziel des Bürgerdialogs sind umsetzbare Ergebnisse, die nach Planungen des Moderators spätestens im ersten Quartal 2018 den Gemeindevertretern zur Entscheidung vorgelegt werden sollen. Zunächst werden aber die Montag und gestern vorgetragenen Probleme ausgewertet und in einer weiteren Bürgerwerkstatt nach der Sommerpause sich daraus ergebene Lösungsansätze den Anwohnern erneut zur Diskussion gestellt.

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