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Überzeugende Arbeit. Die 39-jährige Adelheit Fuss war eine von drei Bildhauern, die Entwürfe für die 50-Euro-Münze eingereicht hatten. Sie konnte schließlich die Jury überzeugen. Die Bildhauerin war als Kind aus Rumänien nach Deutschland gekommen und lebt seit knapp zwei Jahren in Geltow.

© Andreas Klaer

Schwielowsee: Mit Gips und Rasiercreme

Die Geltower Grafikerin Adelheit Fuss hat eine 50-Euro-Goldmünze zum Lutherjahr 2017 entworfen.

Von Enrico Bellin

Schwielowsee - 16 Seiten für eine Münze. So lang ist der Anforderungskatalog des Bundesamtes für Vermögensfragen, den die Geltower Grafikerin Adelheit Fuss für ihren Entwurf einer Goldmünze zum Luther-Gedenkjahr 2017 erfüllen musste. Dabei stand das Hauptmotiv schon fest: die Lutherrose.

„Daneben gibt es Vorgaben wie die zwölf Europa-Sterne, die Bundesrepublik Deutschland-Beschriftung oder die Nennung des Wertes von 50 Euro“, so Fuss. Die 39-Jährige, die als Kind aus Rumänien nach Deutschland kam und seit knapp zwei Jahren in Geltow lebt, war eine von drei Bildhauern, die Entwürfe für die im kommenden Jahr auf den Markt kommende Münze eingereicht haben. Und hat die Jury überzeugt.

Acht Wochen hatte sie Zeit, aus den Vorgaben einen Entwurf aus Gips zu fertigen, etwa in Handtellergröße. Das klingt lang, doch was viele nicht wissen: Bei Gedenkmünzen wird auch die Adlerseite jedes Mal neu gestaltet. „Dabei muss sich der Adler an die Gestaltung der Rückseite anlehnen, etwa bei der Linienführung. Es gibt aber genaue Vorgaben, wie er nicht auszusehen hat“, so Fuss. Schließlich soll keine Assoziation zum Reichsadler entstehen.

Adler hatte Fuss auch schon für andere Gedenkmünzen gestaltet, doch nun hat sie erstmals auch die Motivseite erdacht. Für die Lutherrose – sie war das Siegel, das Martin Luther für seinen Briefverkehr verwendet hat und das aus Rose, Herz und Kreuz besteht–, hat sie zunächst mehrere Rosenblätter studiert und gezeichnet. „Dann muss man sich für eine Größe entscheiden, sie auf Gips übertragen und schauen, wie es wirkt“, so Fuss. Da fiel ihr auf, dass filigrane Kelchblätter zwischen den Blüten fehlten.

Wenn der Entwurf fertig ist, kommt ein Mittel zum Einsatz, dass man eher im Badezimmer als im Künstleratelier vermutet: Rasiercreme. „Die Creme wird zwischen dem Gips und der Kunststoffbanderole aufgetragen, damit sich die Banderole nach dem Trocknen noch ablösen lässt.“ Den Tipp habe Fuss, die an der Hallenser Burg Griebichenstein Bildhauerei studiert hat, von alten Hasen abgeschaut.

Nach dem Trocknen wird der Gips noch bis zu sieben Mal mit Rasiercreme eingerieben, bevor aus der Form das eigentliche Positiv – also die spätere Münze – gegossen wird. Erst die Münze wird für den Wettbewerb eingereicht. „Trotz des Tricks mit der Creme kann es manchmal den ganzen Tag dauern, bis man das Positiv aus der Form lösen kann.“ Mit viel Gefühl muss Fuss dann immer wieder Wasser in den entstehenden Spalt gießen, kein Fädchen darf von der künftigen Münze abbröckeln.

Denn die technischen Vorgaben an die Grafiker sind streng: Für die Höhe des Bildreliefs gibt es einen Millimeter Spielraum, die Schrift muss zwischen 0,4 und 0,8 Millimeter hoch sein. Diese Vorgaben sollen dafür sorgen, dass die Motive auch nach mehrmaliger Benutzung der Prägewerkzeuge auf der Münze zu sehen sind und gleichzeitig das Gold gut in die Form fließen kann – zwar gelten auch die Sondermünzen als Zahlungsmittel, allerdings liege der Materialwert bei der 50-Euro-Gedenkmünze deutlich über dem Nennwert. Noch ist unklar, wie viel Geld die Münze kosten wird. Seit einer Woche wird sie geprägt.

Vorher hat eine mehrköpfige Jury, an der neben Bildhauern und Münzprägern unter anderem der frühere Bischof Wolfgang Huber beteiligt war, den besten Entwurf ausgesucht, Fuss überzeugte unter anderem mit einem „würdigen Adler“, der sich mit den Europasternen „gut verbindet“, wie es in der Jury-Begründung heißt. Die anderen Bewerber gehen nicht komplett leer aus: Da die Erstellung eines Modells mehrere Wochen dauert, bekommen auch die Bewerber eine kleine Pauschale.

Nach der Entscheidung musste das Modell von einem Graveur in Stuttgart eingescannt, auf Münzgröße verkleinert und als 3D-Modell gedruckt werden. Am Modell wurde dann geprüft, ob auch wirklich alle Details der Prägung auf den Münzen zu sehen sind. „Der Prozess beim Präger hat noch einmal mehrere Monate gedauert“, erzählt Adelheit Fuss. Seit einer Woche wird die Münze nun geprägt.

Für Adelheit Fuss wird es nicht die letzte Münze sein, die im Atelier direkt an der Bundesstraße 1 entstanden ist. Für eine Vogelserie hat sie einen Uhu gestaltet, der ab 2018 Münzsammler überzeugen soll. Eine Sondermünze für die deutsche Sporthilfe von ihr wird es 2017 geben.

Adelheit Fuss beschäftigt zurzeit aber ein technisches Problem. Sie traut sich nicht, die Rasiercreme, die bisher am besten funktioniert hat, aber das Atelier mit einer „stinkend herben Note“ füllte, zu wechseln. Nun hat der Hersteller immerhin die Rezeptur geändert. „Die Creme riecht anders. Ich hoffe aber, dass sie den Gips noch genauso gut von dem Kunststoff trennt.“

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